Heppenheim/Bergstraße, 12. Juni 2019. (red/pm) Wer sich im Sommer in der freien Natur aufhält, muss damit rechnen, von einer Zecke gestochen zu werden. Bereits ab Temperaturen von circa sieben Grad lauern die Spinnentiere im hohen Gras oder Gebüsch auf ihren nächsten Wirt. Mit steigenden Außentemperaturen werden sie zunehmend agiler. Somit steigt auch die Gefahr für Menschen, beispielsweise bei einem Spaziergang von einer Zecke gestochen zu werden
Information des Kreises Bergstraße:
“Welche Krankheiten Zecken übertragen können und wie man sich am besten davor schützen kann, erfuhren Interessierte vom 27. Mai bis zum 6. Juni bei der Ausstellung über Zecken und Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz: FSME) im Heppenheimer Rathaus. Zeitgleich fand die Ausstellung auch in der Martin-Buber-Schule in Heppenheim statt. Die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz eröffnete gemeinsam mit Bürgermeister Rainer Burelbach die Ausstellung in Heppenheim.
„Der Kreis Bergstraße zählt zu den Hochrisikogebieten für FSME – alle Bergsträßer Bürgerinnen und Bürgern sollten sich daher über diese Krankheit informieren“, betonte Stolz. Der beste Schutz sei, sich nicht von Zecken stechen zu lassen. Dabei helfe am besten helle, geschlossene Kleidung. Dies sei aber besonders im Hochsommer eher unrealistisch. Um sich trotzdem wirkungsvoll vor dieser oft gravierend verlaufenden neurologischen Erkrankung zu schützen, hilft eine einfache Impfung.
FSME-Virus breitet sich schneller aus
Bedingt durch die Klimaveränderungen und die dadurch zunehmend milderen Winter breitet sich das FSME-Virus immer weiter aus. Aktuell gelten 156 Landkreise als FSME-Risikogebiete. Auch die Zahl der FSME-Infektionen ist in den vergangenen drei Jahren bundesweit kontinuierlich angestiegen: Im Jahr 2016 wurden 348 klinische Fälle gemeldet, 2017 waren es bereits 497 und 2018 sogar 584 Fälle. Der Kreis Bergstraße hatte 2016 acht klinische Fälle zu vermelden, 2017 hingegen nur zwei. 2018 hat sich die Zahl der Infektionen im Kreisgebiet mit sechs klinischen Fällen im Vergleich zum Vorjahr leider wieder verdreifacht. Das Erkrankungsrisiko liegt nach dem Stich einer mit dem FSME-Virus befallenen Zecke bei rund 30 Prozent.
Eine FSME-Infektion äußert sich meist mit zunächst unspezifischen, grippeähnlichen Beschwerden, auf die im weiteren Verlauf auch neurologische Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Lähmungen, Krampfanfälle oder langandauernde Kopfschmerzen folgen können. Im schlimmsten Fall können diese neurologischen Ausfälle dauerhaft bestehen bleiben und unter Umständen sogar zur Berufsunfähigkeit führen. Häufig verläuft die Infektion jedoch ohne erkennbare Symptome.
Weniger Menschen gegen FSME geimpft
Das FSME-Virus kann bisher nicht mit Medikamenten bekämpft werden. Die Behandlung einer solchen Infektion beschränkt sich allein auf die Linderung der Symptome. „Deshalb ist es besonders wichtig, die Erkrankung zu verhindern. Leider sind bisher viel zu wenig Menschen gegen FSME geimpft. Bei den Schuleingangsuntersuchungen waren es nur knapp 55 Prozent der Kinder, die einen vollständigen Impfschutz vorwiesen“, hob die Gesundheitsdezernentin hervor. Die Grundimmunisierung gegen das FSME-Virus wird durch drei Impfungen hergestellt und sollte alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Zudem übernehmen die Krankenkassen für Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben, die Kosten für diese Impfung.
Auch Rainer Burelbach rät zur Weitsichtigkeit: „Das Wichtigste in Hinblick auf FSME ist die Prävention. Ich empfehle allen Bergsträßer Bürgerinnen und Bürgern, unter Beachtung der aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts, sich gegen das Virus impfen zu lassen. Es ist ein kleiner Stich mit einer unglaublich großen Wirkung“, hob er hervor.
Zecken übertragen auch andere Krankheiten
Neben FSME übertragen Zecken jedoch auch noch andere Krankheiten, wie zum Beispiel Borreliose. Fast jede dritte Zecke kann Borrelien, die sich in ihrem Darm aufhalten, in eine Stichwunde einbringen. Wird die Zecke nicht schnell genug und zudem gewaltsam oder nicht ordnungsgemäß entfernt, steigt das Risiko einer Infektion. Auch vor dieser Krankheit sollten sich die Bergsträßer Bürgerinnen und Bürger in Acht nehmen. „Manchmal merkt man noch nicht einmal, dass man von einer Zecke gestochen wurde“, erklärte Burelbach mit Nachdruck. „Ich weiß zum Beispiel von zwei meiner Mitarbeiter, dass sie an Borreliose erkrankt sind und zunächst nichts davon wussten.“
Denn häufig geht eine Borrelioseerkrankung mit eher unspezifischen Beschwerden einher. Ein häufig bei Borreliose auftretendes Symptom ist die sogenannte Wanderröte. Hierbei tritt einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich eine kreisrunde Hautrötung um die Einstichstelle auf. Der rote Ring wandert mit der Zeit allmählich immer weiter nach außen. Zur Rötung können zusätzlich Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen hinzukommen. Eine Therapie der Borreliose ist am erfolgreichsten, wenn sie so früh wie möglich begonnen wird. Eine präventive Impfung gegen Borreliose gibt es derzeit noch nicht.”