Mannheim/Rhein-Neckar, 11. September 2012 (red/ae) “Oh Mann, ich habe schon wieder vergessen, die Bücher zurückzugeben. Bei den riesigen Mahngebühren hätte ich mir die auch gleich kaufen können.” Den Gedanken kennt wohl jeder, der einen vollen Terminkalender hat, und regelmäßig Bücher in der Bibliothek ausleiht. Doch nicht nur Mahngebühren nehmen einem die Lust am Ausleihen. Auch die Öffnungszeiten sind teilweise so ungünstig für berufstätige Menschen, dass man nach einem anstrengenden Arbeitstag die Zeit lieber auf der Couch verbringt, als auf den Weg in die Bücherei. Auch lästig: Genau das Buch, dass man so gerne lesen würde, ist gerade verliehen oder nicht vorhanden.
Von Alina Eisenhardt
Es gibt viele Gründe keine Bücherei mehr zu besuchen. Auch ich zähle mich seit einigen Jahren zu diesen Menschen. Ich habe aufgegeben. Doch ich bin rückfällig geworden. Schuld ist die Metropolbib – eine Online-Bücherei. Hier kann man sich die Bücher gemütlich von zu Hause ausleihen, muss an keine Öffnungszeiten denken und es gibt keine Mahngebühren.
Heute logge ich mich das erste Mal bei dieser “E-Bücherei” ein. Hier kann ich mir nicht nur E-Books, sondern auch E-Videos, E-Audios, E-Musics, E-Papers und E-Pubs downloaden. Mein Benutzername ist die Nummer, die auf meinem Büchereiausweis steht und das Passwort ist … geheim. “Achten Sie auf die Bibliothek, die voreingestellt ist. Sie müssen die einstellen, für die Ihr Ausweis gilt.”, hatte mir eine Büchereiangestellten erklärt. Guter Hinweis. Ich wechsle im Dropdownmenü von “Frankenthal” auf “Ludwigshafen”. Die erste Hürde ist damit schon mal überwunden.
Aller Anfang ist schwer
Ich gehe auf die “Einfache Suche”, in der ich den Medientyp auswählen kann. Neben E-Book, sind das E-Video, E-Audio, und E-Music. Ich tippe den ersten Titel ein, der mir einfällt: “Die Tribute von Panem”. Prompt erscheint die Meldung, dass dieses Buch nicht vorhanden ist. Ich versuche es zwei weitere Male. Doch nichts. “Vielleicht war das einfach Pech”, denke ich mir und klicke mich durch die angebotenen Themenbereiche. Ich klicke mich also durch die Fantasyabteilung, als ich “Dolores” von Stephen King, einem meiner Lieblingsautoren entdecke. “Super”, denke ich. “Das will ich schon seit Ewigkeiten lesen.” Die Vorfreude steigt.
Eine lange Suche
Nachdem ich die Leseprobe durchgelesen habe, will ich das Buch definitv ausleihen. Doch das geht nicht. Es gibt keinen Ausleih-Knopf. Ich kann nur eine “Vormerkung” setzen, was ich vorerst auch mache. Ich versuche es nochmal bei einem anderen Buch. Ich tippe “Stephen King” in die Suchfunktion ein und – Halleluja – es gibt 14 Treffer. Jetzt will ich ich mir “Es” ausleihen, doch auch das klappt einfach nicht. Wieder fehlt der Ausleih-Knopf. Als ich gerade anfange, an meiner Intelligenz zu zweifeln, finde ich die “Exemplar-Informationen”. Dort steht, wie viele Exemplare des Buches vorhanden sind, wie viele aktuell verfügbar sind, wie oft die verliehenen E-Books vorgemerkt sind und wann sie wieder verfügbar sind. In meinem Fall gibt es genau ein E-Book.
Ich bin verwirrt. Ich dachte, der Vorteil an einer E-Bibliothek sei, dass die Stückzahlen eben nicht begrenzt sind. “Das finden wir auch sehr schade”, sagt Ingrid Berg von der Stadtbücherei Ludwigshafen. “Leider sehen das die Besitzer der Lizenzen anders.” Es sind also Autoren und Verlage, die das verhindern. “Wir müssen die Bücher wie auch in physischer Form pro Stück bezahlen. Da es rein technisch also möglich ist, versuchen wir den Bestand der Nachfrage anzupassen.”
Ich bin langsam am verzweifeln. Ich wollte mir doch nur ein Buch ausleihen. Endlich finde ich eines, dass auch verfügbar ist. “Super lernen” ist nun nicht meine erste Wahl gewesen, aber ist für eine angehende Studentin auch sicher nicht die Schlechteste. Ich lege es in meinen Medienkorb, klicke auf den ”Jetzt-Ausleihen”-Button lade endlich mein E-Book herunter. Los geht der Lesespaß!
Immer mit dabei: Meine tragbare Bücherei
Die E-Books kann man nicht nur am Rechner lesen. Per Metropolbib-App kann man sie sich auf sein Smartphone laden. Auch E-Book-Reader sind nutzbar. Man besitzt eine mobile Bücherei – der perfekte Zeitvertreib für langweilige Bahnfahrten. Allerdings ist nicht jeder E-Book-Reader kompatibel mit der Metropolbib. Das sollte man auf jeden Fall vorher klären. Zudem ist auch nicht jedes eBook der Onlinebücherei für jeden E-Book-Reader geeignet. Näheres dazu findet man auf der Detailanzeige der einzelnen eBücher.
Die Metropolbib ist ein gemeinsames Projekt der Stadtbüchereien Speyer, Mannheim, Frankenthal und Ludwigshafen. Daher reicht es aus einen Ausweis einer der vier Büchereien zu besitzen. Ohne den kann man sich nicht registrieren. In Zukunft soll sie durch weitere Bibliotheken unterstützt werden. “Wir versuchen die Plattform gemeinsam aufzustocken, weil kleinere Büchereien die metropolbib allein nicht finanzieren können”, erklärt mir Ingrid Berg.
Ein großer Vorteil sei, dass die Metropolbib für die Nutzer sehr kostengünstig ist. Es gibt keine Mahngebühren, da die E-Books automatisch zurückgegeben werden. Mit 15 Euro pro Jahr “durchaus finanzierbar”. Bereits rund 3.000 Menschen, also 36.000 Menschen im Jahr, nutzen die E-Bücherei derzeit regelmäßig.
Die Idee einer elektronischen Bücherei steckt voller Vorteile für die Büchereien und begeisterter Leser. Sie hat definitiv Zukunftspotenzial. Leider steckt die Onlinebibliothek noch in den Kinderschuhen und braucht Zeit, sich zu entwickeln, denn es fehlen ihr (noch) die finanziellen Mittel. Also ab in die Bücherei! Lasst euch euren Ausweis ausstellen, und lest, was das Zeug hält!