Mannheim, 11. Mai 2020. (red/pro) Über das Internet ist ein Video verbreitet worden, das angebliche Polizeigewalt in Mannheim belegen soll. Dem ist nicht so. Man sieht eine Gewaltszene, aber nicht, was dieser vorausgegangen ist oder wie es weiterging. Es gibt viele negative Kommentare zur Polizei – aber auch viele positive. Unterm Strich werden aber ganz wesentliche Aspekte nicht beachtet – man muss immer genau hinschauen und sich an das halten, was sich belegen lässt, und nicht, was man „meint“ zu wissen, ohne jede Fakten.
Von Hardy Prothmann
Das Problem mit der Meinungsfreiheit ist – sie ist sehr großzügig und jede noch so bekloppte Meinung ist zulässig, sofern sie nicht mit anderen Rechten kollidiert.
Aktuell werden sehr viele bekloppte Meinungen zu einer Videosequenz über soziale Netzwerke verbreitet, viele davon prangern „Polizeigewalt“ an.
Ein 25-Sekunden-langes Video zeigt eine vermeintliche Gewaltszene eines Polizeibeamten gegenüber einem Heranwachsenden mit Migrationshintergrund.
„Glatze gegen schwarze Locken“
Der Beamte bringt geschätzt rund 90 Kilo auf die Waage, hat einen rasierten Schädel und beeindruckende Oberarme. Sein „Opfer“, ein Jüngling, hat schwarze Locken, wiegt vermutlich keine 70 Kilo und wird von dem Polizeibeamten umgerissen, zu Boden gebracht und fixiert.
Sieht man hier nen rechten Polizisten gegen einen neuen Mitbürger? Sicher nicht.
Der „Angriff“ des Beamten bis zur Fixierung seines „Opfers“ dauert nur vier Sekunden, acht, bis das „Opfer“ vollständig unter Kontrolle ist.
Währenddessen gibt es harsche Worte zwischen dem Beamten, der vom „Opfer“ als „Hurensohn“ beleidigt wird. Der Beamte droht an, „spring noch einmal einer Kollegin in den Rücken, dann setzt es was“. Einen Umstehenden, der meint „der hat doch gar nichts gemacht“, bezeichnet der Beamte als „Spasti“. Ein weiterer Beamter geht auf den Filmenden zu, dann stoppt die Sequenz.
Kontrolle durch den „Hurensohn“
Wer genau hinschaut, kann erkennen, dass zwei Polizeibeamtinnen sich in abwehrender Haltung mit ausgestreckten Armen gegenüber dem angeblichen Opfer positionieren, eine Sekunde später brecht der Beamte zwischen ihnen hindurch, tritt in Richtung Unterleib des „Opfers“ und bringt ihn mit einer Technik zum Kopf zu Boden, stürzt sich auf ihn und fixiert den jungen Mann sitzend mit dem Knie auf der Brust und justiert ein Bein des Mannes mit seinem Fuß. Dann korrigiert er nochmals seine Position und hat das „Opfer“ komplett unter Kontrolle. Das schreit: „Du Hurensohn.“
Der „Hurensohn“ hätte sein „Opfer“ vollständig überlegen nach Strich und Faden fertig machen können. Er hätte es auch „alle machen“ können, wie es so schön auf der Straße heißt.
Das muss man erstmal hinbekommen
Tatsächlich hat der Beamte eine einwandfreie Performance hingelegt, die man in einer körperlichen Auseinandersetzung der Straße, wo keine Regeln und schon gar kein verabredetes Verhalten wie in einem Training gelten, erst mal hinbekommen muss.
Angriffstritt mit möglicherweise schmerzhaften Folgen in den Unterleib paralysiert den Gegner, sofortiger Angriff zum Kopf, aber ohne jegliche Absicht, das Gegenüber ernsthaft zu verletzen, eine gekonnte Instabilisierung des Gegners, gekonnte Führung zum Boden (was sehr gefährlich sein kann, wenn das Gegenüber mit dem Kopf aufschlagen sollte) und dann konsequente technische Fixierung.
Konsequentes Vorgehen – um Schaden zu vermeiden
Kurzum, wer sich mit Gewalt und Kampf auskennt, weiß, dass der Beamte zwar aggressiv vorgegangen ist, aber konsequent und gekonnt einen erheblichen Schaden für das Gegenüber vermieden hat, indem er sich durchsetzte und dem Gegenüber genau keine Chance gegeben hat, daraus einen Kampf werden zu lassen. Gegen die Dominanz des Beamten hatte das „Opfer“ keinerlei Chance. Und das nützt beiden Beteiligten – niemand wird erheblich verletzt.
Hier beginnen die Probleme in der öffentliche Wahrnehmung. Eine Person sagt im Hintergrund: „Der hat doch gar nichts gemacht…“ Der Beamte ist im erregten Einsatzmodus, droht dem „Opfer“, damit das keine Gegenwehr leistet und beleidigt den Umstehenden mit „Spasti“.
In solchen Situationen fallen deutliche, emotionale Worte, die man sicher nicht auf der Polizeischule lernt und sicher nicht den Eindruck einer souveränen polizeilichen „Ansage“ machen – aber so ist das halt. Die Situation ist nervös und es braucht möglicherweise sehr deutliche Ansagen, um die Situation zu „klären“.
Niemand kennt aktuell die Hintergründe
Die Polizei bittet aktuell darum, eine möglicherweise längere Videosequenz zur Verfügung gestellt zu bekommen – fraglich, ob es diese gibt und noch fraglicher, ober der Filmer die zur Verfügung stellen würde, weil man dann natürlich auch erkennen könnte, was zuvor passiert war und dass der Beamte richtig gehandelt hat. Ganz sicher wollte die Person, die diese Sequenz veröffentlicht hat, nicht die Sache aufklären, sondern die Polizei und den Beamten an den Pranger stellen.
So verkürzt, wird versucht, den Eindruck zu erwecken, ein „bulliger“ Glatzkopf (Nazi) hätte jemanden mit Migrationshintergrund angegriffen, der „nichts gemacht hat“ und andere Migranten als „körperlich behindert“ bezeichnet.
Deswegen geht die Sache auch „viral“ im Internet.
Diese „Storyline“ ist mit Sicherheit nicht der Fall, wie die Sekunde vor dem Einsatz zeigt, als die Beamtinnen in Abwehrhaltung gehen, während im Hintergrund eine weitere Person fixiert wird.
Der aus Kampfsportsicht sehr erfahrene Beamte wusste genau, wie er das „Opfer“ angeht, um ihm möglichst wenig Schaden zuzufügen – das kann man auch anders machen, dann sind die Blessuren vielfältig und es fließt Blut. Er hat es aber nicht anders gemacht.
Ein Opfer beleidigt nicht, sondern versucht sich zu schützen
Dass das „Opfer“ kein „Unschuldslamm“ ist, zeigt sich an der Beleidigung: „Du Hurensohn“. Wäre das Opfer wirklich ein Opfer, würde es reagieren wie ein Opfer und sagen: „Bitte nicht. Aufhören. Tun Sie mir nicht weh.“ Irgendetwas in der Art. Hat das „Opfer“ aber nicht.
Unklar bleibt, was den vehementen Einsatz des Beamten provoziert hat. Das gilt es zu ermitteln.
Plankenkopf – der neue soziale Brennpunkt?
Sowohl am Freitag, wie am Samstagabend gab es massive Probleme am „Plankenkopf“, also dem Eingangsbereich der Fußgängerzone Planken gegenüber dem Wasserturm durch ein Mal 150 überwiegend junge Männer mit Migrationshintergrund aus Südeuropa und dem arabischen Raum, am Samstag mit rund 250 jungen Männern.
Am Samstagabend wurden Beamte mit Böllern beworfen und jemand feuerte Schüsse aus einer Schreckschusspistole ab.
Man muss davon ausgehen, dass, was am Freitag vielleicht noch eine „nervöse Stimmung“ war, am Samstag zu einem gezielten Angriff auf die Polizei und damit den Staat geworden ist.
Wir ordnen die Sache weiter ein – dafür braucht es aber Recherche. Möglicherweise wird deutlich, dass der Plankenkopf gegenüber dem Wahrzeichen der Stadt Mannheim, dem Wasserturm, ein neuer sozialer Brennpunkt ist.
Wir erhalten keine Zwangsgebühren, die gerade mal wieder erhöht werden – unser unabhängiger Journalismus kostet aber Geld. Wir verlieren aktuell fast alle unsere Werbeeinnahmen, die den Hauptteil unserer Einnahmen ausmachen. Wir brauchen deshalb Ihre Solidarität und Ihre Überzeugung, unser Angebot mit Zahlungen weiter finanzierbar zu halten. Wenn das nicht möglich ist, schließen wir ab.
Wenn Sie zahlen möchten:Sie können Steady hier abschließen. (Sie werden dort Kunde, Steady behält eine Gebühr ein und zahlt den Rest an uns aus. Sie haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln. )Sie können hier einen Rheinneckarblog-Plus-Pass kaufen. (Sie werden bei uns Kunde und bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln.)Sie zahlen per Paypal. (Sie werden bei uns Kunde und bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln.)Sie überweisen direkt aufs Konto. (Sie werden bei uns Kunde und bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln. Sie können natürlich auch einfach so ein Spende überweisen.)
Hypovereinsbank
Kontoinhaber: Hardy Prothmann
BIC (BLZ): HYVEDEMM489
IBAN (Kto.): DE25670201900601447835