Mannheim, 09. September 2019. (red/pro) Die AfD und ihre Vertreter polarisieren – durch andere politische Positionen und zugespitzte Aussagen. Das wollen sie auch so. Die willigsten Helfer der AfD sind aber hasserfüllte Personen, die jeglichen Anstand vermissen lassen, von Kultur mag man schon gar nicht mehr reden und durch ihr undemokratisches Verhalten der AfD Zulauf und Geschlossenheit bringen.
Kommentar: Hardy Prothmann
Besser hätte es für den Kreisverband der AfD Mannheim nicht laufen können. 400 Gäste im Saal, mit Dr. Alice Weidel eine Top-prominente AfD-Politikerin als Rednerin sowie mit Tino Chrupalla ein Gast, mit dem man die Wahlsiege in Sachsen und Thüringen feiern konnte.
Und dazu noch Gegendemonstranten, die die Veranstaltung störten und von der Polizei hinausbefördert worden sind.
Was will man mehr? Die Stimmung im Saal war nahezu euphorisch und durch die Störaktion wurde das „Wir-gegen-die“-Gefühl gestärkt. Die anderen mussten raus – durchgesetzt durch die Polizei – und die anderen wussten, was man von dem „Gezocks“ zu halten hat, nämlich nichts.
Das ist die knappe Zusammenfassung der emotionalen Lage am vergangenen Samstagabend in der Kulturhalle Mannheim-Feudenheim.
Die Wut und der Hass der Störer waren sogar für mich beeindruckend – immerhin kannte ich einige Gesichter, darunter eine frühere Angestellte der Stadt Mannheim, die mit verzerrtem Gesicht und ausgestrecktem Mittelfinger immer wieder mit aller Kraft „Nazis raus“ brüllte.
Man hatte noch kein Wort der Vortragenden gehört, aber jedem aus dieser Gruppe war eindeutig klar, dass alle anderen im Saal „Nazis“ sind.
Was für eine gruppendynamisch galoppierende Blödsinnigkeit.
Man muss die AfD nicht mögen, man muss aber demokratisch respektieren, dass die erst 2013 gegründete Partei die erfolgreichste Neugründung im Nachkriegsdeutschland nach der CDU ist. Die wiederum verliert ebenso wie die SPD enorm an diese „Alternative für Deutschland“.
Man muss, wenn man politisch nicht als Volldepp dastehen will, auch wissen, dass eine „strukturelle Fremdenskepsis“ (reicht bis zur Feindlichkeit) kein neues Phänomen ist, sondern seit Jahrzehnten mit Werten von 20-25 Prozent quer durch alle Gesellschaftsschichten existiert und damit auch in den „etablierten“ Parteien.
Die CDU galt früher in Teilen als „rechts“, hat sich aber massiv in die Mitte bewegt. Waren die CDUler von früher auch alle „Nazis“? Wenn ja, muss man sich nicht vor Nazis fürchten, denn unter der CDU gab es weder Hetzjagden noch Arbeitslager noch sonstwas, was die Schreckensdiktatur der Nationalsozialisten ausmachte.
Die CDU hat rechts von ihr die Flanke aufgemacht und die AfD hat diese ausgefüllt und wird so schnell nicht wieder weg sein, wie sich das so mancher wünscht. Was Die Linke für die SPD ist, ist die AfD für die CDU.
Die Neuordnung des politischen Parteiensystems geht aber weiter. Insbesondere die Grünen profitieren enorm von der AfD, da sie es geschafft haben, sich an der SPD vorbei als linksmittige Alternative zu positionieren. Man könnte es auch so formulieren: Eigentlich müssten ein lokaler Hans-Ulrich Sckerl und der Bundespolitiker Robert Habeck jeden Abend ein „Vater uns, hab die von der AfD selig“ beten. Denn mit zunehmendem Erfolg profitieren – siehe die Wahlergebnisse der jüngeren Vergangenheit – vor allem die Grünen und ein wenig die FDP.
Wer genau hinschaut, erkennt, dass „Hass und Hetze“ durchaus auch im grünlinken Lager immer unverhohlener gezeigt werden. Man lässt jeden Anschein fahren und zeigt sich von der ganz dunkelgrünen oder dunkelroten Seite. Das wird der AfD weiter Zulauf bringen, denn man muss sich nicht mehr auf Fake News-Medien wie lokale Zeitungen verlassen, man geht selbst vor Ort, hat ein Smartphone dabei, teilt die Aufnahmen über soziale Netzwerke, schreibt dazu, wie man was erlebt hat und schon gibt es neue AfD-Wähler.
Lesen Sie dazu unseren „Stimmungsbericht“ zur AfD-Veranstaltung: Störer rufen „Nazis raus“ bei AfD-Veranstaltung
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