
Jonny König – kreativer Ausnahmeschlagzeuger mit Hang zum Extravaganten.
Mannheim/Rhein-Neckar, 08. Februar 2013. (red/pro/zef) Der 24-jährige Drummer und Absolvent der Pop-Akademie Mannheim, Jonathan „Jonny“ König, sorgt gerade mächtig für Wirbel: Seine Schlagzeug-Vertonung „Stoiber On Drums“ von Stoibers gestammelter „Transrapidrede“ hat in nur zehn Tagen 423.000 Klicks bei Youtube erreicht. Seit heute bietet er den Song auch zum Kauf bei Amazon und anderen Portalen an. Dahinter steht kein großes Platten-Label, das Marketing macht ein Freund, der Musikwirtschaft an der Pop-Akademie Mannheim studiert. Der kreative Schlagzeuger experimentiert auch hier – ob es ein Verkaufserfolg wird, bleibt abzuwarten, seine getrommelten „Stoiber-Ähs“ haben ihn quasi über Nacht bekannt gemacht – seine geniale Idee hätte aber auch böse Folgen haben können.
Interview: Hardy Prothmann und Ziad-Emanuel Farag
Warum hast Du „Stoiber On Drums“ in Eigenregie veröffentlicht?
Jonny König: Weil es mir darum ging, dass es authentisch bleibt und ich da die Zügel in der Hand halte. Eine große Marketingkampagne von irgendeinem großen Plattenlaben wollte ich nicht.
Aber ist es nicht der Traum junger Musiker, bei einem großen Label unterzukommen?
Jonny: In diesem speziellen Fall fiel ja alles weg, was ein Label für den Künstler macht: Die Produktion ist schon fertig und durch das Video gibt es ein virales Marketingistrument. Daher behalte ich die Prozente, die ich ans Label abdrücken müsste, dann lieber für mich und die Band. Mit einem großen Label hätten wir zudem nicht einmal die Möglichkeit gehabt, das jetzt so schnell zu releasen. Nachdem das Video erschienen war und so abgegangen ist, hatten wir noch nicht einmal alle Rechte abgeklärt. Wir haben parallel den Release vorbereitet und permanent mit dem Büro von Herrn Stoiber telefoniert. Wir wussten erst gar nicht, wer die Aufnahme erstellt hat und mussten uns die Nutzungsrechte besorgen.
Heißes Eisen – das hätte rechtlich reichlich schiefgehen können.
Jonny: Ja. Aber so war der Ablauf. Wir haben mit dem Bayerischen Rundfunk gesprochen und von mehreren Radiostationen jetzt auch auf Aufnahmen zur Verfügung gestellt bekommen. Für die Rechte mussten wir nichts zahlen, was natürlich sehr nett ist.
Wenn Stoiber aber dann noch gesagt hätte, ich mahne das jetzt einmal ab, dann…
Jonny: …. hätten wir es wieder rausgenommen.
Und eine große Rechnung bezahlt.
Jonny: Ehrlich? Mir war das auch im Vorhinein nicht bewusst, was da für ein Rummel entsteht. Erst habe ich das ja alleine gemacht. Nachdem das Video erschienen war, habe ich mir einen Kumpel genommen, der Musikbusiness studiert und mir ein bisschen zur Seite steht. Das war alles sehr shaky am Anfang, aber das hat sich dann Gott sei Dank aufgeklärt.
Wann hast Du angefangen Schlagzeug zu spielen?
Jonny: Mit 8 Jahren.
Was hört denn ein 8-10-Jähriger denn für Musik?
„Charlie Watts ist so eine geile Sau“
Jonny: Ich habe fast ausschließlich Rolling Stones und Deep Purple von meinem Vater gehört. Ich bin auch heute noch ein großer Stonesfan. Und ich finde einfach, Charlie Watts ist so eine geile Sau am Schlagzeug, so komplett entspannt und lässt die Band da vorne, die ganzen Mick Jaggers und Keith Richards, sich einen abhampeln. Das finde ich super.
Was ist für Dich als Schlagzeuger Dein Standing in der Band?
Jonny: Ich finde, dass ich nicht nur der Timekeepper, der Rhytmusgeber bin. Ich gebe auch Elemente und Sounds dazu, die ein bisschen atypisch sind. Aber in erster Linie bin ich dazu da, die Band zu synchronisieren, das Tempo zu halten und dabei Spaß zu haben!
Was zeichnet dich als Drummer aus?
Jonny: Mit meinen Sounds und Grooves tanze ich aus der Reihe. Ich halte mich für sehr vielseitig. Meine vier Bands machen ja alle sehr unterschiedliche Musik. Das passt eigentlich gar nicht zusammen. Die Bandbreite reicht von Party-Polka-Band auf Deutsch bis Industrial-Rock bis zu ein bisschen melancholischer, athmosphärischer Singer-Song-Writer-Musik.
Wie bist Du auf die Idee gekommen, den Stoiber zu vertonen?
Jonny: Das war die Vorbereitung für eine Schlagzeugprüfung hier. Ich war auf der Suche nach irgendetwas Skurrilem, was ich persönlich noch nie gemacht habe. Mit gesprochenem Wort hat zum Beispiel schon Frank Zappa gespielt. Ich dachte dann, unrhytmischer und wirrer als diese Rede geht’s nicht. Wenn man nur das Schlagezeug hört und jetzt den Stoiber mutet, denkt man, da sitzt der letzte Amateur.
Wie lange hast Du gebraucht, um das einzusspielen – was haben die Prüfer davon gehalten?
Jonny: Ich habe vier Monate daran gearbeitet und dann eine 1,3 dafür bekommen.
„Mir bleibt nicht mal die Hälfte.“
Wie vertont man denn Ähs?
Jonny: Ich habe erst mir die Rede als Sounddatei in mein Musikprogramm eingespeist. Dann kleine Loops genommen, also Endlossschleifen und das Metronom drübergelegt. Ich habe dann diese Endlossschleife angehört. Und „Weil das ja klar ist“ „Weil das ja klar ist“ „Weil das ja klar ist“ „Weil das ja klar ist“ war dann irgendwie klar – das mach ich. So habe ich die Metrik rausgefunden, mit der er spricht und mir die Rede Bruchteil für Bruchteil zusammengesetzt. Die Rede ist 1:15 Minuten lang und ein Loop umfasst maximal eine Sekunde.
Habt ihr es irgendwie gepusht oder einfach nur bei Youtube reingestellt?
Jonny: Ich habe es bei Youtube reingestellt, bei Facebook gepostet und als Mail an meine Freunde geschickt. Dann hat Armin Wolf, ein österreichischer Journalist und Twitterkönig mit mehr als 90.000 Followern, am ersten Tag einen Link auf das Video gepostet. Ab da hatte es meinen Freundeskreis verlassen – dann ging’s ab.
Toller Erfolg – wie fühlt man sich so als Star über Nacht. Folgt jetzt die Solo-Karriere?
Jonny: Das macht einfach Spaß. Ich will auf jeden Fall weiter eigene Schlagzeugstücke schreiben. Ich habe auch schon mehr Stücke geschrieben als „Stoiber On Drums“ und will damit auf jeden Fall eine Art Soloprogramm auf die Bühne stellen. Das muss aber nicht heißen, dass ich da alleine spiele. Wie bei „Stoiber on Drums“ brauche ich teilweise eine Band.
Was bekommst Du selbst bei Amazon pro Download?
Jonny: Der Download kostet 99 Cent. Mir bleibt nicht mal die Hälfte.
Die Schlagzeugmafia ist „ein Geknüppel, immer sehr laut und anstrengend“

Ausprobieren, machen, dann weitersehen – der 24-jährige Drummer Jonny König machte aus einer Idee einen Youtube-Hit. Über 420.000 Aufrufe für seine Vertonung von Edmund Stoibers „Transrapidrede“ ist ein klasse Erfolg für seine ausgefallene Idee.
Du hast ja auch eine Band, in der nur Schlagzeuge spielen, die Schlagzeugmafia. Wie kamt ihr denn zu dem Namen?
Jonny: Die Schlagzeugmafia besteht aus meinem Schlagzeugjahrgang. Wir fünf haben alle zusammen angefangen und kannten uns schon vom Popkurs in Hamburg. Wir sind in den ersten Monaten auf der Popakademie immer nur gemeinsam durchs Haus getigert. Daher nannten uns unsere Kommilitonen, bevor es die Band überhaupt gab, die Schlagzeugmafia.
Was ist denn der Reiz an so einer reinen Schlagzeugband?
Jonny: Es sind ganz andere Auftritte, es ist ein ganz anderes Metier, wo man spielt und auch wie man spielt. Im Prinzip geht es bei der Schlagzeugmafia um kurze Auftritte, um eine kurze Show, um kurze Highlights. Statt einer Stunde am Stück spielen wir mehrmals pro Stunde, immer so für zwei, drei Minuten.
Eine Stunde Schlagzeug am Stück hält ja auch kein Mensch durch, das wäre brutal, oder?
Jonny: (lacht) Ohja. Vor allem, weil es extrem laut ist, das kann man niemandem länger als 10 Minuten zumuten, das ist schon ein Geknüppel. Für Schlagzeuge zu komponieren ist ‚was Besonderes, dazu kommen Choreographie und Show. Man muss also ganz anders denken, also gar nicht in reiner musikalischer Form. Wir treffen uns dann, stellen uns an die Trommel und überlegen, was für ein Thema können wir im nächsten Song verarbeiten. Wir haben zum Beispiel eine Bodybuildung-Nummer, die wir am Schlagzeug spielen. Nebenher machen wir da entsprechende Moves.
„Die Choreographie ist ein wichter Faktor bei der Nummer“
Die Choreographie spielt bei Euch eine große Rolle. Man gewinnt den Eindruck: Wenn man die Augen schließt, hält man es eine Minute durch, schaut man hingegen zu, zehn.
Jonny: Das würde ich wahrscheinlich so unterschreiben. Die Choreographie ist ein megawichtiger Faktor bei der Nummer. Wahrscheinlich wichtiger als die musikalische Komposition. Aber ich glaube, wenn man live dabei ist, würde man es auch mit geschlossenen Augen ein bisschen länger aushalten, weil es einfach mächtig Spaß macht.
Drummer sind ja eher Einzelgänger, ihr müsst hier aber eine synchrone Choreographie haben. Wie macht Ihr das?
Jonny: Wir haben hier im Schlagzeugraum eine Spiegelwand, vor der wir üben, sonst wäre das unmöglich. Vor dem Auftritt müssen wir dann in den Proben irgendwann die Spiegelwand wegnehmen, damit wir es auch ohne können. Das ist immer ein ziemlicher Aha-Moment, wenn man nicht weiß, was machen die anderen gerade. Dann fällt das Kartenhaus teilweise ganz schnell zusammen. Wie ging das Arrangement noch mal?
Wie komponiert ihr Eure Songs?
Jonny: Tatsächlich im Proberaum zusammen, deshalb ist ein sehr langwieriger Prozess. Wir alle haben unsere eigenen Ideen und müssen dann irgendwie den gemeinsamen Nenner finden. Dabei ist es vor allem immer sehr laut und anstrengend.
Anstrengend war bestimmt auch der Medienrummel – schon mal so viele Anfragen gehabt?
Jonny: Das war spannend und hat auch sehr viel Spaß gemacht, vor allem die Live-Interviews im Radio.
„Schlagzeugsolos will keiner mehr hören“
Was denkst Du, wie lange der Stoiber-Hype anhält?
Jonny: Ich denke, der Hype wird ja jetzt schon weniger, nächste Woche wird da ein bisschen Ruhe einkehren. Vielleicht kommen noch ein paar TV-Auftritte. Dann gehen auch nochmal die Klickzahlen in die Höhe. Aber daran alles zu messen, wäre falsch. Für mich ist der wichtigste Nutzen, die Live-Anfragen, die jetzt kommen. Ich spiele wahrscheinlich in Berlin auf einem Kleinkunstfestival, wo ich bisher keinen Fuß in der Tür hatte.
Wie siehst Du Deine Zukunft als Künstler? Solo? Bands?
Jonny: Ich will möglichst alles parallel haben, weil sobald ich nur das eine habe, fehlt mir das andere. Das merke ich schon bei meinen Bands, wenn ich nur die eine habe, fehlt mir schon die andere. Jetzt ein Leben lang allein auf der Bühne zu stehen ist für mich keine Option. Ich brauche den Bandkontext und den Austausch.
Ein Studium extra für Schlagzeuger war vor 20 Jahren undenkbar. Mit welchen Ideen kommt man an die Popakademie? Was erlebt man hier und wie entsteht daraus das Zukunftsbild?
Jonny: Der wichtigste Faktor sind die Kontakte, das eigene Netzwerk aufzubauen. Die Musikbusinessstudenten sitzen nach dem Studium alle irgendwo bei den Labels und werden da ja auch aufsteigen. In ein paar Jahren kennt man also überall jemanden. Das ist natürlich Gold wert. Und gleichzeitig hat es gerade mir beim Schlagzeugspielen extrem viel gebracht. Ich war davor nie dem Zwang ausgesetzt, für eine Schlagzeugprüfung ein Schlagzeugsolo vorbereiten zu müssen. Ich habe immer gesagt, Schlagzeugsolo will keiner mehr hören – ich auch nicht. Es geht da nur noch um Virtuosität, um schneller, höher, weiter. Ich musste also etwas anderes machen als das klassiche Schlagzeugsolo. Sonst hätte ich genau das gemacht, was andere einfach besser können. Ansonsten glaube ich, dass man nach dem Studium erst weiß, in welches Haifischbecken man springt.
Deine Idee hat „eingeschlagen“ – hast Du schon Vertonungen anderer Politiker oder Promis in Arbeit?
Jonny: Ich glaube, da bieten sich sehr viele an, von Bill Clinton bis Obama. Aber das will ich eigentlich nicht machen. Das wäre jetzt die Kopie von der Stoiber-Idee, das wird so nicht zu toppen sein und das hat dann keinen Reiz mehr für mich. Auch „Stoiber On Drums“ läuft ja nicht im Radio. Aber es ist wahrscheinlich etwas für Liebhaber und wenn es jetzt schon über 400.000 Leute angeklickt haben, dann gibt es wahrscheinlich schon ein paar Verrückte, die das kaufen wollen. Mal gucken, ob es in die Charts kommt. Ich glaub’s zwar nicht – aber ich lass mich überraschen.
Info:

Das Cover von Jonny Königs Single / Quelle: Jonny König
Über 420.000 Klicks bei Youtube: Mit „Stoiber on Drums“, der Vertonung von Edmund Stoibers legendärer Transrapid-Rede, sorgt der Drummer und Absolvent der Mannheimer Popakademie Jonny König für Furore. Inzwischen erlaubte Stoiber sogar die Veröffentlichung. Seit heute kann man nun die Single herunterladen.
„Stoiber On Drums“ entstand nicht nur aus Eigenmotivation: Jonny König sah sich mit einer Prüfung konfrontiert, wollte aber hierbei nicht das Standardrepertoire bedienen. Also griff er auf Stoibers Transrapidrede zurück und vertonte sie, ohne den Erfolg zu ahnen, der jetzt in der Veröffentlichung von „Stoiber On Drums“ mündet. Bemerkenswert: Die Veröffentlichung geschieht in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Eigenregie ohne großes Label. Man darf daher auf die ersten Verkaufszahlen sehr gespannt sein.
Das Stück kann man hier bestellen:
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