Mannheim, 12. Juli 2011. (red) Roger Hodgson hat am Sonntag knapp 1.000 Gäste glücklich gemacht. Anders kann man das nicht sagen. Der charismatische Sänger ist die frühere, legendäre Stimme von Supertramp – und er ist es heute noch.
Von Hardy Prothmann
Es hätte so schön sein können – mit Roger Hodgson auf der Seebühne. Es war verdammt genial mit ihm und seiner Band im Baumhain.
Roger Hodgson ist einer der ganz großen Stars der Rockmusik. „The voice of Supertramp“. Aber er ist mehr. Die meisten Songs hat er geschrieben. Und wer sie einmal gehört hat, nur einmal, wird sie nie vergessen. Seine Lieder gehen mit den Menschen auf die Reise.
Wer zwischen 1970 und 1980 jugendlich oder jung erwachsen war, kennt Supertramp und Roger Hodgson. Viele im Publikum sind in dem Alter, um die 50 Jahre. Zur Musik von Hodgson wurden Parties gefeiert, man sang die Lieder am Lagerfeuer, es wurde geknutscht oder man fuhr damit in Urlaub.
Ganz erstaunlich: Es sind aber auch viele jüngere Menschen da. Zu jung für Supertramp damals. Sie kennen die Band wohl eher über ihre Eltern oder aus dem Radio oder übers Internet. Auch sie wollen „Dreamer“, „Logical Song“, „Breakfast in America“, „School“ oder „Take the long way home“ hören.
Mit dem „langen Weg“ fängt das Konzert an. Es ist ein guter Einstieg. Aber mit „School“ geht es richtig los. Mit Aaron MacDonald an diversen Blasinstrumenten hat Hodgson den richtigen Sidekick. MacDonald liebt die Musik, er geht bei jedem Stück mit. Die beiden sind zusammen die neuen „Supertramps“. Die Spielfreude überzeugt – auch wenn das Konzert klar konzipiert ist. Hodgson ist ein Profi, er und seine Musiker sind das Eintrittsgeld absolut wert.
Der Bassist Ian Steward macht zusammen mit dem einem jungen Schlagzeuger Brian Head ordentlich Dampf. Die Ryhtmusgruppe zeigt, dass man laut und intensiv sein kann, ohne Krach machen zu müssen. Teils brachial in den Einsätzen spielen sie immer mit sanftem Druck und dort wo es nötig ist melodisch und leise.
Wäre da nicht der Star, Rodger Hodgson, würden alle Sympathien Aaron MacDonald zufließen. Die beiden sind ein Dreamteam. Wechseln sich in der Führung der Akzente ab und machen nicht nur tolle Musik, sondern haben diese besondere, freundliche Ausstrahlung, ein Charisma, das das Publikum verzückt.
Das Sopran-Saxophon ist für mich das stärkste Instrument bei Aaron. Es kommt auch am häufigsten zum Einsatz. Aber auch an einer Flöte oder an der Mundharmonika brilliert der Mann.
Unglaublich hoch – unglaublich lang.
Roger Hodgson hat nichts eingebüßt: Die Falsett-Stimme des 61-jährigen schafft alle unglaublichen Höhen und hält die Längen, als sei es nichts.
Vielleicht finden es viele schade, dass Hodgson sich von Supertramp getrennt hat und eine Solo-Karriere startete. Vielleicht ist das auch besser so. Rick Davies hat Supertramp neu gegründet und es ist eine andere Band als damals. Hodgson ist der Singer-Songwriter geblieben, der er ist.
Oft erzählt er zwischendurch kleine Geschichten, beispielsweise über die Frage, welches der vielen Top-Stücke denn sein liebstes sei: „Das ist wie mit Kindern. Hätten Sie eine Antwort auf die Frage, welches Ihr liebstes ist? Nein?“ Er lacht: „Ich habe sie so lieb, wie sie sind und weil alle verschiedenen sind, hab ich die einen mehr…“ Hodgson hat viel Humor und spielt nicht nur grandiose Musik, sondern gibt den Menschen sein Lachen mit. Und seine Bescheidenheit.
Großer Star – bescheidener Künstler.
Supertramp hat weltweit mehr als 60 Millionen Platten verkauft und die Hits gehören immer noch zu den meistgespielten der Welt. Hodgson hat Stadien gefüllt – auf der kleinen Bühne im Baumhain ist er aber voll da, sehr zufrieden und beim Publikum. Klar, er spielt alte Songs und natürlich ist er routiniert. Aber nichts wirkt abgespult, alles wird mit Liebe und Enthusiasmus vorgetragen.
So auch „Across the universe“ von John Lennon – sehr gefühlvoll und voller Hingabe in Gedanken an den genialen Liverpooler vorgetragen.
Man hätte ihn in Mannheim gerne Open-Air auf der Seebühne gesehen – so erlebte man Hodgson mit seiner Band in intimerer Atmosphäre. Die Festhalle ist ein klasse Veranstaltungsort. Immerhin fast 1.000 Gäste sind ein großes Publikum, aber klein genug, um ganz nah dran zu sein – im Gegensatz zu Arenen.
Peter Baltruschat, der künstlerische Leiter der Seebühne, begrüßt sehr sympathisch, fast familiär das Publikum. Der Service ist sehr freundlich und Britta und Klaus Fassner schaffen es mit ihrem Team, die vielen Gäste schnell und freundlich zu versorgen.
Der nächste Top-Act im Luisenpark ist Nina Hagen – der junge Keyboarder aus Los Angeles (dessen Namen wir leider nicht verstanden haben), wollte unbedingt ein Plakat der Berlinerin für seine Tochter mit nach Hause nehmen. Auch das gibt absolute Sympathiepunkte.