Ludwigshafen, 08. Februar 2013. (red/ld) Die Bürgerin Elke Schwang hat der Stadtbibliothek eine Stiftung in Höhe von 10.000 Euro gewidmet. Damit will die Ludwigshafener Bücherliebhaberin das Angebot der Stadtbibliothek fördern und vor allem Kinder zum Lesen bringen und ihnen damit neue Welten eröffnen. Heute Vormittag stellten Elke Schwang, Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg, Ingrid Berg, Leiterin der Stadtbibliothek und Anne Walz vom Förderkreis der Stadtbibliothek die Stiftung “Zukunft Stadtbibliothek” vor. Die Stiftung soll eine Initialzündung sein und viele Nachahmer finden, hofft Elke Schwang.
Von Lydia Dartsch
Schwer sei ihr die Entscheidung nicht gefallen, 10.000 Euro für die Stadtbibliothek zu stiften und sie hofft auf viele Nachahmer, die zustiften.
Ich wünsche mir, dass die Stadtbücherei aufblüht.
sagte die 71-Jährige Ludwigshafenerin, die ihr ganzes Leben mit Büchern verbracht hat. Für Kulturdezernentin Prof. Cornelia Reifenberg ist die Vorstellung der Stiftung ein schöner Anlass gewesen:
Wir wissen es zu schätzen, wenn es so engagierte Bürger und Bürgerinnen gibt, die etwas für die Stadt tun wollen – sei es im Ehrenamt oder über eine Spende das Leben in der Stadt fördern wollen.
Die Stadtbibliothek sei die beliebteste Einrichtung der Stadt mit 640.000 Entleihungen im vergangenen Jahr. Dazu würden viele Schulklassen die Bücherei besuchen. 2012 gab es rund 950 Klassenführungen mit rund 17.800 Teilnehmern. Es sei sehr erfreulich und schön, dass Frau Schwang diese Einrichtung mit ihrer Stiftung unterstütze:
10.000 Euro ist eine Riesensumme!
Da stimmte Elke Schwang zu. In den Mittelpunkt wollte sie sich aber nicht stellen: Immer wieder kommt sie ins Erzählen von ihrer Jugend, ihrem Mann, der Bücher liebte und ihrer Liebe und Wertschätzung zu Büchern. Und jedes Mal entschuldigt sie sich dafür, dass sie viel erzählt. So ist es auch zu erklären, dass sie die Stiftung nicht nach sich, sondern nach ihrem Zweck benannt hat: “Zukunft Stadtbibliothek Ludwigshafen.”
Mit Büchern der Enge der Wohnung entflohen
Angefangen habe alles bei ihrer Großtante, die als Gouvernante in Frankreich gearbeitet hatte, bei einer Familie, die mit dem russischen Adel verwandt war. Wenn sie sie in ihrem Bauernhaus in der Pfalz besuchte, lagen immer Bücher auf dem Bett: Jules Vernes “Reise zum Mittelpunkt der Welt” zum Beispiel – mit Goldschnitt. Die habe sie verschlungen. Im Alter von zehn Jahren zog ihre Familie dann nach Ludwigshafen, wo Elke Schwang aufs Gymnasium ging. Sehr beengt habe ihre Familie dort gewohnt. Als Jugendliche habe sie viel Zeit in der Bibliothek verbracht. Vor allem ihre zehn Jahre jüngere Schwester habe sich dort als Kind in Fantasiewelten träumen und so ihrem strengen Elternhaus entfliehen können:
Es waren die Bücher, die ihr Mut gemacht haben.
Diese Funktion will Elke Schwang der Stadtbibliothek erhalten und weiter fördern. Deshalb habe sie sich schließlich für eine Stiftung entschieden: Ihr Startkapital von 10.000 Euro bleibt dabei erhalten. Die Stadtbibliothek erhält über den Förderkreis lediglich die Zinsen, um damit ihre Projekte und Veranstaltungen zu bezahlen oder auch Neuanschaffungen wie E-Book-Reader und Tablet-PCs.
Zinsen der Stiftung für Autorenlesungen
300 Euro Zinsen hört sich zunächst nicht nach viel an. Aber damit kann ich einen Autor bezahlen, der hier liest und damit Menschen in die Bibliothek bringen.
sagt Anne Walz, Vorsitzende des Förderkreises der Stadtbibliothek Ludwigshafen. Auch andere Projekte der Stadtbibliothek können damit gefördert werden, beispielsweise die Lesenächte, Angebote für Klein- und Vorschulkinder mit der Krabbelgruppe oder den Leseräubern.
Es ist ja nicht immer so spektakulär, was wir so machen. Aber unser Alltag hat sich verändert von der reinen Ausleihe hin zu Veranstaltungen und Angeboten, wie dem Lesekoffer.
sagt die Leiterin der Stadtbibliothek Ingrid Berg. Mit diesem Lesekoffer können Kinder spielend ans Lesen herangeführt werden und mit Musikinstrumenten und Spielen die Welt des Buchs erfahren.
Zustiftungen in jeder Höhe erwünscht
Der nachhaltige Aspekt der Stiftung war ausschlaggebend für Elke Schwangs Entscheidung, mit dem Geld eine Stiftung zu gründen, statt es zu spenden:
Ich wollte es nachhaltig gestalten: Mit einer Spende ist das Geld gleich ausgegeben. In der Stiftung bleibt es aber erhalten und wird mit hoffentlich vielen Zustiftungen weiter aufgebaut.
Sie hofft auf viele Nachahmer, die das Grundkapital der Stiftung weiter mehren und damit der Stadtbibliothek mehr Möglichkeiten eröffnen. Zustiften kann jeder, jederzeit und in jeder gewünschten Höhe. Ansprechpartner für Zustiftungen ist Martin Hay von der Sparkasse Vorderpfalz, Telefon: 0621-5992333.
Bücher sind Tor zur Welt
Die Stiftung “Zukunft Stadtbibliothek Ludwigshafen” ist eine von fünf Stiftungen in der Stiftungsgemeinschaft der Sparkasse Vorderpfal, die sich mit diesem Angebot um die bürokratischen Vorgänge bei der Stiftungsgründung und der Zustiftung kümmere.
Den Stiftern und Zustiftern entstehen keinerlei Kosten.
sagte Thorsten Buchenau von der Sparkasse Vorderpfalz.
Elke Schwang hofft auf viele Nachahmer, die das Kapital der Stiftung mehren und die Stadtbibliothek aufblüht. Wie wichtig Bücher seien, habe sie beim Reisen erkannt:
Bücher sind das Tor zur Welt. Ganz spielend kann man seinen Wortschatz bilden und ein Gefühl für Stil entwickeln. Man schärft sein Urteilsvermögen.
Umgeben von tausenden Büchern
Gerade in unserer Gesellschaft mit den neuen Kommunikationsmitteln sei das sehr wichtig. Leider, so sagt sie, wird das sehr vernachlässigt.
Wir haben so moderne Kommunikationsmittel und eine so dürftige Kommunikation.
Als Gast ist Elke Schwang selten in der Stadtbibliothek. In ihrer Wohnung in der Pfingstweide ist sie umgeben von tausenden Büchern, wie sie sagt.
“Die Stiftung soll ein Prachtkerl werden”
Ich habe einen Mann geheiratet, der Bücherliebhaber war.
sagt sie. Beide haben in der BASF gearbeitet: Sie in der Forschung, er als Chemiker. Er habe zu Lebzeiten viele wertvolle Stücke gekauft: Lateinische Schriften, Bücher mit Pergamenteinband oder in Schweinsleder eingebunden. Mit der Zeit sei eine große Sammlung entstanden. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie einen großen Teil der Bibliothek in Auktionshäusern in Berlin und Hamburg verkauft. Sie habe aber noch einige behalten, die sie noch lesen möchte, bevor sie stirbt.
Das werde ich wohl nicht schaffen.
sagte sie. Es seien immer noch genug Bücher, dass sich ihre Regale zu Hause biegen. Kinder hat Elke Schwang keine, an die sie die Bücher weitergeben könnte. Deshalb habe sie die Sammlung ihres Mannes “in gute Hände” verkauft, wie sie sagt. Die Stiftung selbst bezeichnet sie nun als ihr Kind.
Ich wünsche mir, dass es ein Prachtkerl wird.