Rhein-Neckar/Ahrtal, 06. Februar 2022. (red/pro) Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sammelte “Aktion Deutschland hilft” die größte Spendensumme aller Zeiten ein – 278 Millionen Euro. Davon sind 122 Millionen Euro bereits abgerufen. Wir hatten Fragen zu einzelnen Hilfsorganisationen und deren Unterstützung.
Wir hatten Mitte Januar Fragen an “Aktion Deutschland hilft” gestellt, die wie auch beim vergangenen Mal sehr zügig beantwortet wurden. Wir haben das bereits betont – eine sehr gute Pressearbeit.
In diesem Fall wurden die Fragen gebündelt beantwortet. Die Originalfragen finden Sie unter den Antworten.
Vorweg
„Aktion Deutschland Hilft“ fördert mit Spendengeldern Hilfsprojekte der im Bündnis zusammengeschlossenen Hilfsorganisationen, die in der Katastrophe tätig sind. Die Hilfsorganisationen aus dem Bündnis entscheiden eigenständig und entsprechend des Hilfsbedarfs, ihrer Fähigkeiten und Kapazitäten wie die Spendengelder, die Ihnen aus dem „Bündnis-Topf“ zur Verfügung stehen zum Einsatz kommen. Der Mittelabruf der Organisationen und die Überprüfung der Verwendung der Spendengelder erfolgt regelmäßig über Rechnungsprüfungen und Projektberichte.
In dem Rahmen unterstützen die Organisationen von „Aktion Deutschland Hilft“ auch lokale bzw. freiwillige Initiativen – durch gemeinsame Projekte oder auch finanzielle Unterstützung. (Übrigens ein gängiges Vorgehen in der internationalen humanitären Hilfe: Auch im Ausland ist die Zusammenarbeit zwischen internationalen Helfer:innen und lokalen Organisationen und Hilfsstrukturen unabdingbar geworden). Die von Ihnen in den Fragen genannten Initiativen wurden also durch die Hilfsorganisationen im Bündnis mit den Spendengeldern des Bündnisses realisiert.
Spendensummen und abgerufene Gelder bzw. Soforthilfen für Privathaushalte
Die aktuelle Summe für die Hochwasserkatastrophe in Deutschland liegt bei 278 Millionen Euro. Die Hilfsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft haben bisher 122 Millionen Euro abgerufen und setzen diese in konkrete Hilfe um. Von dem Geld wurden 29,45 Millionen Euro als finanzielle Soforthilfen an betroffene Menschen (Privatpersonen in rund 13.000 Haushalten) überwiesen.
Die bei uns eingehenden Spendengelder wurden/werden gewissenhaft und bedarfsgerecht für Soforthilfe, mittel- und langfristige Hilfe eingesetzt.
Dachzeltnomaden
Die von Ihnen angesprochenen Fahrzeuge wurden nicht für die Dachzeltnomaden (DZN) gekauft, sondern von dem gemeinnützigen Verein „Der Kreis Club Behinderte und ihre Freunde e. V.“ (Sitz in Koblenz) angeschafft. Dieser hat für die Autos finanzielle Unterstützung erhalten. Die Autos wurden den DZN von dem Kreis Club zur Langzeitmiete zur Verfügung gestellt. Sie gehen nicht in den Besitz der Dachzeltnormaden über. Es handelt sich nach unserem Stand um zwei Ford Ranger, die wegen der hohen Belastbarkeit für die Projektarbeit notwendig sind.
Die Dachzeltnormaden haben über unsere Bündnisorganisation, den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV), finanzielle Unterstützung erhalten um z.B. die Grundausstattung der Camps (z.B. Wasserversorgung, einen Wärmeversorgungsanhänger) sicherzustellen.
Helfer-Stab
Der Helfer-Stab erhielt bisher keine direkte Unterstützung von Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft. Er unterstützt aber Partner von uns und unsere Bündnisorganisationen. Der DPWV hat dem „Kreis Club Behinderte und ihre Freunde e. V.“ finanzielle Mittel für einen mobilen Infopoint für Betroffene im Oktober zur Verfügung gestellt. Diese Mittel beinhalten auch ein Auto. Dieser Infopoint wurde vom Helferstab betreut.
Außerdem hat der Helfer-Stab einen Teil des Aufbaus der von Aktion Deutschland Hilft finanzierten Tiny Häuser tatkräftig unterstützt.
Mobilheime (Tiny Houses)
Vor dem Projektstart wurden gemeinsam mit Kommunen und Gewerken für Beschaffung, Transport, Projektmanagement, Erschließung usw. die Kosten kalkuliert. Sollten Spendengelder für das Projekt nicht benötigt werden, haben sich die Kommunen vertraglich verpflichtet die Kosten spätestens in einer Schlussrechnung konkret nachzuweisen. In dem Zusammenhang würde auch eine Rückzahlung geprüft werden. Grundsätzlich ist mit den Kommunen vertraglich vereinbart, dass Gelder aus einem Wiederverkauf oder einer Umnutzung konkret nachzuweisen sind und diese Einnahmen für gemeinnützige Zwecke zugunsten der Betroffenen der Flut eingesetzt werden müssen.
Essenausgabe/Wintertreffs
Wir unterstützen auf Initiative der Kommunen aktuell diverse Wintertreffs in Rheinland Pfalz. Uns liegen aktuell keine Informationen dazu vor, dass „Bunt Kochen“ zu den involvierten Caterern gehört.
Helfer-Shuttle
Bis jetzt gibt es keine gemeinsamen Projekte einer Hilfsorganisation im Bündnis Aktion Deutschland und dem Helfer-Shuttle.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst wünschen wir ein gesundes Neues Jahr!
Wir haben eine Anfrage zur Verwendung von Spendengeldern.
Laut den Dachzeltnomaden wurden drei geländegängige Pritschenwagen über Spendengelder von Deutschland hilft angeschafft. Einer davon ging an den Helfer-Stab. Ist dies korrekt?
Was kosten die Fahrzeuge jeweils?
Werden auch Kosten für Versicherung, Steuer etc. übernommen?
Verbleiben die Fahrzeuge im Besitz von Helfer-Stab und DZN, wenn diese nicht mehr im Ahrtal zum Einsatz kommen?
Welche Unterstützung haben die DZN noch durch Deutschland hilft erhalten?
Ist Deutschland hilft bekannt, dass die DZN zwar eine gGmbH sind, parallel aber in erheblichem Umfang Merchandising betreiben, dessen Einnahmen auf einem privaten Konto landen?
Ist eine solche “gemeinnützige” Organisation tatsächlich unterstützenswert, wenn über den Hebel der Gemeinnützigkeit private Geschäfte gemacht werden?
Leistet Deutschland hilft auch Bar-Auszahlungen? Wenn ja, an wen und unter welchen Bedingungen und in welcher Höhe bislang (hier sehr hohe Beträge bitte nennen)?
Bitte Update zur Gesamtsumme der Spenden bis heute.
Wie viel davon ist bereits an gemeinnützige Organisationen ausgezahlt worden?
In welcher Höhe liegen noch nichts ausgezahlte Anträge vor?
In welcher Höhe wurden Zahlungen zur kostenfreien Essensversorgung im Ahrtal geleistet? An wen?
Bis zu welchem Datum liegen hier weitere Anträge/geleistete Zahlungen vor?
Welche Spendengelder gingen an die Helfer-Stab gGmbH ab wann bis zum 09.01.2022 für welche Zwecke?
Hintergrund: Das Amtsgericht Frankfurt hat uns schriftlich bestätigt, dass diese gGmbH erst Anfang Dezember angemeldet und mit Datum von heute eingetragen worden ist. Demnach handelte es sich vor dem 10.01.2022 nicht um eine gemeinnützige Organisation, sondern eine private Initiative. Im Impressum traten sie als gGmbH auf, das war aber bis heute eine Täuschung.
Wie verfährt Deutschland hilft in so einem Fall – werden Spendengelder zurückgefordert und wenn nicht, warum nicht?
Wenn nicht, widerspricht das nicht der Satzung?
Wie überprüft Deutschland hilft angeblich gemeinnützige Organisationen?
Hat Deutschland hilft auch Unterstützung an “Bunt kochen” geleistet? Wenn ja von wann bis wann, für was und in welcher Höhe?
Laut unseren Recherchen kosten einige Tiny-Häuser inklusive Transport, Aufbau und Anschluss doch nur rund 60.000 Euro. Bis wann fordert Deutschland hilft die überschüssigen 40.000 Euro in diesen Fällen zurück?
Welche Art der Kontrollmöglichkeiten hat Deutschland hilft, um eine korrekte Verwendung der Spendengelder zu gewährleisten?
Wie oft wird kontrolliert?
Hat der Helfer-Shuttle Unterstützung von Deutschland hilft erhalten, wenn ja für was und in welcher Höhe?
Wie viele gemeinnützige Organisationen werden von Deutschland hilft im Ahrtal, wie viele in NRW unterstützt?
Sind die Organisationen verpflichtet, Unterstützungen durch Deutschland hilft auch als solche öffentlich zu benennen? Wenn ja, in welcher Art und Weise? Wenn nein, warum nicht?
Besten Dank vorab.
Mit freundlichen Grüßen
Hardy Prothmann