Mannheim, 06. November 2019. (red/pro) Aktualisiert. Der AfD-Stadtrat Rainer Huchthausen (57) hat seinen früheren Arbeitgeber Roche Diagnostics schwer belastet. Er behauptet jahrelanges, gezieltes Mobbing und letztlich eine Kündigung, die ausschließlich damit zu tun habe, dass er AfD-Mitglied ist und letztlich bei der vergangenen Wahl als Stadtrat gewählt worden ist. Wer derart austeilt, muss liefern oder sollte das Weite suchen.
Kommentar: Hardy Prothmann
Die AfD Mannheim hat 2016 einen spektakulären Sieg errungen. Ausgerechnet das letzte Direktmandat der SPD im Südwesten ging an den bis dato völlig unbekannten AfD-Kandidaten Rüdiger Klos.
Seither bekriegen sich der Landtagsabgeordnete und der Kreisverband Mannheim gnadenlos. Im Ergebnis führte das dazu, dass die AfD bei der vergangenen Kommunalwahl zwar wieder wie bereits 2014 insgesamt vier Sitze im Gemeinderat erreichen konnte, es hätten aber deutlich mehr sein können, wenn die neue Partei und deren Führung im Kreisvorstand nicht so absolut dilettantisch auftreten würden.
Die AfD-Gegner mag das freuen. Dass die AfD schwächer abgeschnitten hat, als zu erwarten war, hat aber nichts damit zu tun, dass es in Mannheim nicht genug AfD-Wähler geben würde, sondern nur mit den internen Grabenkämpfen.
Aktuell kommt eine neue Frontlinie hinzu. Der AfD-Stadtrat Rainer Huchthausen behauptet laut der AfD-nahen Zeitung “Junge Freiheit”, dass er durch Personen seines früheren Arbeitgebers Roche Diagnostics seit seinem Parteieintritt systematisch gemobbt worden sei. Das bedeutet, dass er vier bis fünf Jahre systematisch gegängelt worden sein muss, bis hin zur Kündigung. So der Vorwurf.
Er stehe zur Partei und seiner Überzeugung und spreche “für viele andere”, die sich nicht mehr trauen würden, ihre Meinung zu sagen, so die Legende, die die “Junge Freiheit” verbreitet.
Die erste RNB-Redaktionsregel heißt: “Traue keinem”. So gehen wir an jeden Sachverhalt ran. Der eine behauptet das, der andere das Gegenteil. Was zutreffend ist, wissen wir anfangs nie. Um zutreffende Informationen zu erhalten, benötigen wir Informationen, die wir bestmöglichst recherchieren.
In Sachen der Causa Huchthausen sind erhebliche Zweifel angebracht. Jemand, der nach eigenen Angaben schwerbehindert ist und an einer chronischen Atemwegserkrankung leidet, gleichzeitig aber “mit dicken Armen” als Security auftritt, ist wenig glaubwürdig. Das konnten wir als einziges Medium exklusiv und belegt berichten.
Dazu kommt, dass Roche als hervorragender Arbeitgeber gilt – Skandale sind nicht bekannt, schon gar keine, die einzelne “gemobbte” Mitarbeiter betreffen.
Das muss noch nichts heißen. Herr Huchthausen könnte auch nur ein Security-Darsteller sein, der in einer Gefahrensituation völlig unnützt wäre, weil ihm nach zwei Bewegungen die Puste ausgeht. Roche könnte ein ganz fieser Arbeitgeber sein, der in ein linksgrünversifft-faschistisches Netzwerk eingebunden ist, in dem gezielt Agitation gegen “Andersdenkende” betrieben wird.
Es gibt nichts, was nicht sein könnte.
Tatsächlich sollte man sich immer an Fakten orientieren, die sich überprüfen lassen. Zumindest handhaben wir das bei unserer Arbeit so. Das betrifft auch Fakten, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind.
Herr Huchthausen war bei der Werksfeuerwehr von Roche. Unsere Erfahrungen mit Feuerwehren ist, dass diese von erheblichem Zusammenhalt geprägt sind. Man steht für die Kameraden ein. Auch gegen Widerstände. Nur gibt es keinerlei Reaktion von den Kameraden. Sind das alles Angsthasen, also die, die sich nicht trauen, zu sprechen? Ist der einzige Held der atemerkrankte Huchthausen?
Ist es also vorstellbar, dass ein geschätzter und geachteter Kamerad über Jahre gemobbt wird und niemand begehrt auf? Noch nicht einmal ein bisschen?
Ist es vorstellbar, dass ein international tätiges Unternehmen, das gewinnorientiert ist und darauf angewiesen, motivierte Mitarbeiter (aus aller Welt) zu haben, einen über Jahre verfolgt, um ihm die Existenzgrundlage zu nehmen?
Nochmal: Es gibt nichts, was nicht sein könnte.
Aber wie wahrscheinlich sind “Annahmen”, wenn es keinerlei Belege dafür gibt?
Herr Huchthausen hat über die “Junge Freiheit” ein sehr, sehr großes Fass aufgemacht und ist, insbesondere als AfD-Politiker, also jener Partei, die “Filz” und andere “Connections” bekämpfen will, aufgefordert, zu liefern.
Das RNB ist sofort bereit, Fakten zu prüfen und vorbehaltslos zu recherchieren. Sollte es klare Belege geben, dass Roche ein verfilztes Unternehmen ist, das unliebsame Mitarbeiter “abschießt”, berichten wir das. Auf Basis von Fakten.
Man muss von Herrn Huchthausen erwarten, dass er gegen seinen Ex-Arbeitgeber klagt und plausible Fakten liefern kann, die seine massiven Vorwürfe einwandfrei belegen.
Wenn er das nicht kann, sondern nur mit Dreck wirft, andere mit Hingedeutetem verunglimpft und sich selbst zu einem Helden aufspielt, der er mutmaßlich nicht ist, dann sollte er das tun, was die AfD von anderen vehement einfordert und sofort sein Gemeinderatsmandat niederlegen.
Es geht in der Sache um nicht mehr als die Ehre von Herrn Huchthausen.
Er muss diese verteidigen und zeigen, dass er sich nichts vorzuwerfen hat und die anderen schuld sind.
Wenn er das nicht kann und noch nicht einmal versucht, ist er ein ehrloser Geselle, der auf Gemeinkosten die ehrenamtliche Entschädigung als Stadtrat abgreift, nachdem er als Arbeitnehmer wegen mutmaßlich erheblicher Fehlzeiten entlassen worden ist.
Damit verändert man sich sonst schnell von einem Huchthausen zu einem Münchhausen.
Die AfD Mannheim ist aufgerufen, dass sie von Herrn Huchthausen eine eindeutige Klärung erwartet oder ihn sonst wegen charakterlicher Mängel und parteischädigendem Verhalten aus der Fraktion ausschließt.
Aktualisierung, 07. November 2019:
Die AfD-Fraktion teilte heute mit, dass Herr Huchthausen eine Kündigungsschutzklage eingereicht habe und man sich auf Anraten des Anwalts nicht weiter äußere.