Ludwigshafen, 05. Oktober 2018. (red/pm) Die Finanzierung für die nächste Phase der Renaturierung des Altrheingrabens ist gesichert. Den entsprechenden Förderbescheid für den zweiten Bauabschnitt überreichte Umweltministerin Ulrike Höfken Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger am Donnerstag, 27. September, im Beisein von Frankenthals Oberbürgermeister Martin Hebich und Mitgliedern des Umweltausschusses und des Naturschutzbeirates.
Information der Stadt Ludwigshafen:
„Mit der Renaturierung des Altrheingrabens nehmen das Land und die Städte Frankenthal und Ludwigshafen ihre gemeinsame Verantwortung für Natur- und Hochwasserschutz wahr“, freute sich Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger über die gute Zusammenarbeit.
Für den zweiten Bauabschnitt wird eine Fläche von circa fünf Hektar, die ausschließlich ackerbaulich genutzt wurde, naturnah umgestaltet. Der Bereich erstreckt sich südlich der Bezirkssportanlage Edigheim rund 660 Meter am Zinkig entlang.
Geplante Maßnahmen
Insgesamt wird das Gewässerbett in Richtung Westen von der Bebauung abgerückt und auf Frankenthaler Gemarkung verlegt. Dadurch kann der bisher gerade verlaufende Altrheingraben einen leicht mäandrierenden Verlauf erhalten. Die Böschungen werden wechselseitig abgeflacht, mit unterschiedlichen Neigungen hergestellt und das gesamte Gewässerprofil aufgeweitet. Die Gewässersohle – der am tiefsten gelegene Bereich – soll mit 9.000 Quadratmetern tonartigem Material abgedichtet werden. Zum Schutz vor Hochwasser soll auch ein Damm entstehen. Die angrenzenden Flächen werden als extensive Wiesen angelegt und Gehölze angepflanzt. Über einen neu angelegten Rad- und Fußweg kann der neu gestaltete Raum dann erschlossen werden.
Der Zeitplan sieht vor, dass im Dezember 2018 die Ausschreibung erfolgt. Im Spätsommer 2019 beginnen die Arbeiten für den Erdbau, ab 2020 die Arbeiten für den Landschaftsbau. Die Kosten für den zweiten Bauabschnitt betragen insgesamt 1.717 Millionen Euro, mit der aktuellen Bewilligung wird ein Zuschuss in Höhe von 1.365 Millionen Euro gewährt.
Der Förderbescheid für den zweiten Bauabschnitt wurde ursprünglich bereits im Oktober 2016 durch Umweltstaatssekretär Thomas Griese übergeben. Umplanungen erforderten jedoch einen Aufschub der Arbeiten sowie eine neue Kalkulation der Kosten. So muss im Norden des Altrheingrabens im Vorgriff auf den dritten Bauabschnitt eine Brücke für den Materialtransport gebaut und eine Trinkwasserhauptleitung der TWL verlegt werden. Zudem mussten auch die Preise für die baulichen Maßnahmen angepasst werden.
Hintergrund
Mit dem Ausbau des Altrheingrabens in den 1960er Jahren wurde der relativ naturnahe Verlauf, wie er auch in alten Karten zu sehen ist, zerstört und das Gewässer in ein enges Bachbett mit steilen Uferböschungen gedrängt. In weiten Bereichen ist der Graben durch landwirtschaftliche Nutzung und Nährstoffeinträge beeinträchtigt.
Seit Anfang der 1990 Jahre bemüht sich die Stadt Ludwigshafen daher gemeinsam mit der Stadt Frankenthal, den Altrheingraben zu einem grenzübergreifenden Grünbereich zu entwickeln. Mit dem Gewässerpflegeplan 1993 wurden Entwicklungsziele für das Gewässer formuliert. Die Entwicklung des Gewässers ist im aktuellen Flächennutzungsplan 1999 aufgenommen.
Mit dem Gewässerkonzept 2020 im Jahr 2002 wurde insbesondere aufgrund der Grundwasserhochstände die Erfordernis des Ausbaus des Altrheingrabens in Kombination mit dem Hochwasserschutz (Objektschutz Zinkig, Rückhaltevolumen) formuliert. Ebenso wurde die Maßnahme im Rahmen der Gewässerrahmenrichtlinie in das Aktionsprogramm aufgenommen. Der Planfeststellungsbeschluss für die wasserrechtliche Genehmigung erging im Juni 2011.
Das Projekt wurde vom Naturschutzbeirat der Stadt und den Naturschutzverbänden ausdrücklich begrüßt. Auf rund fünf Kilometer Länge wird im Rahmen der geplanten Maßnahmen der vorhandene Graben in Teilbereichen mit einem leicht mäandrierenden Verlauf von der Bebauung abgerückt. Insgesamt werden rund zwölf Hektar Fläche naturnah gestaltet. Überwiegend auf ehemaligen Ackerflächen entstehen ein naturnaher Grabenverlauf, extensive Wiesenflächen und Gehölzbestände.
Die Eingriffe in die bestehenden Biotope werden weitgehend minimiert, da der bisherige Graben als Altarm weitgehend erhalten bleibt. Lediglich im Bereich nördlich des Glockenlochs bis zum Regenrückhaltebecken auf einer Strecke von circa einem Kilometer wird das Gelände modelliert und ein Teil des Altrheingrabens zum Sammelgraben umgebaut. Dies ist die einzige Möglichkeit, die Anwohnerinnen und Anwohner vor Hochwasser zu schützen und ist Ergebnis der Ereignisse der Jahre 2001 bis 2003, als ein solcher Hochwasserschutz aufgrund der damaligen Überflutungen von den Anwohnern des Zinkigs gefordert wurde. Die Privatgärten und einige Teilbereiche der Bebauung sind derzeit Überflutungsbereiche. Durch geplante Geländemodellierung soll dies zukünftig verhindert werden.
Insgesamt wird die Umsetzung des Projektes auf vier Bauabschnitte aufgeteilt.
Auch durch diese abschnittsweise Umsetzung ist gewährleistet, dass betroffene Tierarten ausweichen und neu entstehende Lebensräume wiederbesiedeln können. Die wenigen durch die Bauarbeiten betroffenen Vegetationsbestände werden sinnvoll ausgeglichen.
Mit dieser Planung wurde ein sinnvoller Kompromiss zwischen Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung und Naturschutz gefunden.“