Heidelberg/Rhein-Neckar, 02. Februar 2019. (red/pro) Am Samstagmorgen kam es gegen 5:50 Uhr auf dem Gelände der Firma Kluthe-Rematec in Wieblingen zu einer unkontrollierten Reaktion von chemischen Produkten. Dabei war ein erhebliche Gaswolke ausgetreten. Die Bevölkerung war großflächig aufgerufen, Türen und Fenster geschlossen zu halten.
Entwarnung gab es erst nach vier Stunden. Zuvor sperrte die Polizei nach einer starken Rauchentwicklung in einem chemischen Recyclingbetrieb im Gewerbegebiet von Heidelberg-Wieblingen die A 5 zwischen den Anschlussstellen Heidelberg/Schwetzingen und Dossenheim. Die Vollsperrung wurde 09:50 Uhr wieder aufgehoben.
Nach derzeitigem Kenntnisstand der Polizei soll es kurz vor 6 Uhr zu einer ungewollten chemischen Reaktion von 3.000 Litern eines Gemischs aus Chemierückständen gekommen sein. Ein Bestandtteil soll Toluol sein, das hochentzündlich und giftig ist. Toluol wird beispielsweise für den Sprengstoff TNT verwendet (Trinitrotoluol). Ein Überdruckventil soll sich geöffnet haben, was in der Folge zum Austritt einer dichten Rauchwolke, begleitet mit einem beißenden Geruch führte. Zum Zeitpunkt der chemischen Reaktion wurden laut Polizei keine Arbeiten im Werk durchgeführt.
Derzeit gibt nach nach Polizeiangaben fünf Leichtverletzte, eine Feuerwehrfrau, drei Polizeibeamte und eine Passantin, die alle über Kopfschmerzen und Schwindelgefühl klagen. Ob es weitere Verletzte geben wird, ist offen. Möglicherweise werden weitere Fälle bekannt, bei denen sich Menschen in der Region in ärztliche Behandlung begeben haben. Es könnten auch Verkehrsteilnehmer, die die Unglücksstelle und die Wolke passiert haben, verletzt worden sein.
Die Feuerwehr richtete laut Stadt Heidelberg 13 Messstandorte im angrenzenden Stadtgebiet und im Rhein-Neckar-Kreis ein. Die Feuerwehr Heidelberg wurde dabei unter anderem durch die Analytische Task Force der Berufsfeuerwehr Mannheim sowie mehrere Freiwillige Feuerwehren aus dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Kreis Bergstraße unterstützt. Im Einsatz waren rund 150 Kräfte vor Ort, an den Messstationen sowie in Einsatzstäben, die die Zusammenarbeit von Rettungskräften und Behörden im Gebiet von Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar-Kreis aller Beteiligten koordinierten. Die Umweltmessungen ergaben bislang keine erhöhten Werte. Allerdings wurden diese auch erst deutlich nach der ersten Reaktion durchgeführt – wie die Konzentration in der primären Wolke waren, ist unbekannt.
Die chemische Reaktion soll „von sich aus nach ca. 2-2,5 Stunden „abreagiert““ haben.
Überprüfungen zum Gefahrenstoff selbst sind noch nicht abgeschlossen.
Sämtliche Warnmeldungen auch das Geschlossenhalten von Fenstern und Türen sind seit kurz vor 11 Uhr aufgehoben.
Die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg hat die Ermittlungen aufgenommen.
Einschätzungen, wie gefährlich die Havarie hätte sein können oder war, wurden bislang von den Behörden keine mitgeteilt. Die BASF stellt für „besonders gefährliche“ Stoffe Leitlinien zur Verfügung. Zu den 42 am meisten eingesetzten Stoffen gehört auch Toluol.