Mannheim/Horb, 24. Februar 2015. (red) Am Freitag präsentierte sich Peter Rosenberger (CDU), Oberbürgermeister der großen Kreisstadt Horb, als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl im Juni in Mannheim. Der Mannheimer Morgen feiert den CDU-Kandidaten als “sympathisch”, betont seinen Familien- und Sportstatus, hebt seine Zeit als Verwaltungsangestellter in löblichsten Tönen. Fakt ist: “Zuhause” in Horb, da, wo Peter Rosenberger “Chef” ist, läuft es alles andere als “löblich”.
Von Hardy Prothmann
Der Schwarzwälder Bote ist eines ganz sicher nicht – ein linksliberales Kampfblatt wie die “taz”. Der Schwarzwälder Bote darf als bodenständige “Heimatzeitung” bezeichnet werden. Traditionell und konservativ.
Der Schwarzwälder Bote hat ein Problem mit dem Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU). Zunächst als Baubürgermeister “noigeplackt” hat er gerade mal so mit einer Stimme Mehrheit im Gemeinderat den Job bekommen. Weil der amtierende Oberbürgermeister lieber EU-Abgeordneter werden wollte und Herr Rosenberger der einzige Kandidat war, wurde er zum Oberbürgermeister gewählt. Irgendjemand muss den Job ja machen.
Veritabler Aufreger
Aktuell berichtet der Schwarzwälder Bote über einen veritablen Aufreger. Denn das Regierungspräsidium Karlsruhe hat den Bebauungsplan für eine Seniorenstätte “kassiert”. Zur Begründung berichtet berichtet Reporter Jürgen Lück in der Zeitung:
Satz für Satz eine Ohrfeige für das Rathaus und den Teil des Gemeinderats, der zugestimmt hat. Der Bau war heftig umstritten. Viele erinnern sich noch an die Sitzungen des Städtebau- und Sanierungsausschusses, des Verwaltungsausschusses und des Gemeinderats im November/Dezember 2014. Und die Beteuerungen der Rathaus-Verantwortlichen, dass alles über das bestehende Baurecht abgedeckt sei. Kritiker hatten angemerkt, dass der Bau zu massiv sei und gegen die Gestaltungssatzung verstößt.
Verantwortlich: Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU). Das ist nicht der erste Satz “Ohrfeigen”, den sich der 42-jährige Verwaltungsfachmann in seiner bislang sechsjährigen Amtszeit vom Regierungspräsidium abholte.
Ein Stück Wald für einen Reiter
Vor einem Jahr wollte Herr Rosenberger dem Olympia-Reiter Michael Jung ein Geschenk machen und übereignete ihm großzügig ein Stück Wald von der Gemeinde. Die Süddeutsche Zeitung zitiert den OB-Anwärter für Mannheim danach:
Wir wollten unserem Michael Jung etwas Originelles schenken. Er hat uns berichtet, dass er immer wieder neues Holz für Hindernisse benötigt. Das hätte er sich dann gleich aus dem kleinen Waldstück holen können. – Jetzt werde sich die Stadt “etwas anderes Originelles” für Jung einfallen lassen.
Wieder hatte das Regierungspräsidium den “originellen” Oberbürgermeister Rosenberger in die Schranken gewiesen – übrigens auch in Sachen eines Kreisverkehrs, der ebenfalls vom Regierungspräsidium abgelehnt worden war.
Unwirsche Art
Als “Oberbürgermeister Glücklos” mag man Herrn Rosenberger in Horb noch nicht bezeichnen – eher denn als “Oberbürgermeister Schreihals”. Unwirsche Reaktionen im Gemeinderat und gegenüber Mitarbeitern werden uns kolportiert. Dazu hätten wir Herrn Oberbürgermeister Rosenberger gerne selbst befragt – bislang haben wir noch keine Antwort auf die Bitte um ein Treffen. Aber das holen wir gerne nach.
Offensichtlich ist: In Horb ist Peter Rosenberger zwar Oberbürgermeister, aber kaum angekommen – würde die “Heimatzeitung” sonst so negativ über ihn berichten? Wohl kaum. Typischerweise sind “Heimatzeitungen” eher Steigbügelhalter-Verlautbarungsorgane für die herrschenden Verhältnisse.
Und ausgerechnet vor dieser Kulisse möchte Herr Rosenberger die schöne Stadt am Schwarzwaldrand wieder Richtung seiner eigentlichen Heimat Mannheim verlassen. Das kommt bei den Horbern noch weniger gut an.
Welche Ziele verfolgt Rosenberger?
Vor Ort wird nach unseren Recherchen spekuliert, was er vorhat. Bundespolitik? Da ernten wir nur ein müdes Lächeln. “Rosi?, nee. Dafür hat der das Zeug nicht.” Landespolitik? Auch das kann sich kaum jemand vorstellen. Landrat irgendwo? Das wäre eine denkbare Option im Anschluss an seine Amtszeit, die in Horb 2017 endet. 2016 kommt die Landtagswahl und es hat dann einen neuen Job für ihn, spekuliert jemand über Herrn Rosenbergers Ambitionen.
Oder doch eine zweite Amtszeit in Horb 2017? “Darauf kann sich Herr Rosenberger nicht mehr verlassen, nachdem er signalisiert hat, dass er bereit ist, unsere Stadt in Richtung Mannheim, wo er hergekommen ist, zurückzulassen”, sagt uns jemand, der sicher ist, für viele Horber zu sprechen, aber nicht genannt werden möchte: “Die Kandidatur hat uns schon genug gestresst.”
Eine Wiederwahl in Horb ist also für Herrn Rosenberger zum unkalkulierbaren Risiko geworden – durch seine Kandidatur für Mannheim. Erste Reaktionen in Horb waren auch: “Diese Kandidatur ist mutig” – gemeint war vordergründig gegen “das Kaliber” Dr. Peter Kurz anzutreten – hintergründig aber ganz klar die Situation vor Ort.
Wahlkampfblättel Mannheimer Morgen
Bislang kann sich Herr Rosenberger auf die örtliche “Heimatzeitung” Mannheimer Morgen verlassen. Dort wird er als “sympathisch” benannt, wichtig ist sein Familienstatus “verheiratet, drei Kinder”, der “Sportstatus” Tennisspieler.
Ob die örtliche Heimatzeitung denkt, die Heiligsprechung des CDU-Kandidaten unbehelligt von anderen Nachrichten weitertreiben zu können, darf bezweifelt werden. Schließlich ist der neue Chefredakteur Dirk Lübke zwar grundsätzlich skrupellos, aber kein Idiot.
Die negativen Nachrichten über den CDU-Kandidaten Peter Rosenberger scheinen räumlich zunächst weit weg zu sein – zumindest aus der Sicht einer Zeitung wie der Mannheimer Morgen eine ist.
Tatsächlich könnte alles genau “um die Ecke” passieren – das Internet gewährt sofort Zugang zu Informationen. Ein Klick entfernt.
In Horb ist Herr Rosenberger nicht explizit schlecht gelitten, aber auch nicht wirklich gut. Dass Regierungspräsidien Oberbürgermeister maßregeln, kommt allerdings nicht so häufig vor – und schon gar nicht in der Regelmäßigkeit wie bei Herrn Rosenberger.
Stress im Kleinen
Herr Rosenberger hat schon einigermaßen Stress vor Ort. 130 Angestellte hat er “im Team”. Knapp 25.000 Einwohner, der Haushalt um die 50 Millionen Euro. Er wird klar machen müssen, wie er über 300.000 Bürger, über 7.000 Mitarbeiter und einen Haushalt von einer Milliarde handhaben will, wenn er “auf dem Dorf” schon solche massiven Probleme hat.
Man darf gespannt sein, wie er sich hier “verkaufen” will, ohne Bezugnahme auf sein Wirken in Horb und die Rüffel aus Karlsruhe. Man darf gespannt sein, wie der Mannheimer Morgen berichten wird – unter Ausblendung anderer Informationsquellen. Und man darf gespannt sein, wie das Schicksal von Herrn Rosenberger mit dem des CDU-Kreisvorsitzenden Nikolas Löbel korrespondiert.