Mannheim/Rhein-Neckar, 01. März 2016. (red) Am Sonntag, den 13. März 2016, wird ausgezählt. Die Landtagswahl ist spannend ohne Ende. Denn das “Chaos” bestimmt die Prognosen. Kann es sein, dass die CDU in Baden-Württemberg nur zweitstärkste Kraft wird? Kann es sein, dass die AfD an der SPD vorbeizieht? Kann es sein, dass eine grün-schwarze Regierung entsteht? Niemand weiß es – nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima geht die Kernspaltung weiter. Nichts mehr scheint zu sein, wie es mal war. Vor allem nicht bei der Mannheimer CDU.
Kommentar: Hardy Prothmann
Wenn der grüne Landtagskandidat Wolfgang Raufelder sein Mandat im Mannheimer Süden verteidigt, geht das in Ordnung.
Der grüne Landtagsabgeordnete ist zwar über eigene Leistungen hinaus ein Kernschmelzenprofiteur vor dem Herrn – ganze 15 Prozentpunkte konnte er 2011 zulegen, ohne eigene Leistung wegen eines Unglücks vom anderen Ende der Welt in Japan – aber die Kernchmelzgefahren sind noch immer nicht gebannt und der Kretschmann-Bonus ist hipp. Abgesehen davon war Herr Raufelder einigermaßen fleißig. Und ist zumindest nicht negativ aufgefallen – was auch schon viel heißen mag, in Zeiten der Aufregungsökonomie.
Carsten Südmersen hat schon aufgegeben
Das kann man über seinen CDU-Hausforderer Carsten Südmersen nicht behaupten. Der machte überwiegend Plakatwahlkampf, gefiel sich als Gesicht an Laternenmasten und sonst? Keine Leistung, keine Aufregung. Intern, so ist zu hören, hat Herr Südmersen schon längst resigniert und aufgegeben. Redaktionell können wir das bestätigen – Carsten Südmersen hat uns gegenüber genau nichts getan, damit er uns hätte auffallen können. Außer durch Nichtstun und “No-Information”.
Mit Verlaub, das ist ein Skandal. Der ehemals schwarze Süden Mannheims ging 2011 verloren, weil es den Fukushima-Effekt gab und wie man hört, der damalige Kandidat Claudius Kranz “zu wenig geschafft” hätte. Mit 29,6 zu 28,4 Prozent ging das Direktmandat denkbar knapp an Herrn Raufelder.
Herrn Kranz kann man zugute halten, dass das damals alles etwas überraschend war. Damals war 2011. Jetzt ist 2016 und man muss die CDU Mannheim fragen, was sie seitdem gegen “Überraschungen” unternommen hat? Welche harte Arbeit wurde geleistet, um das Mandat zurückzugewinnen? Aktuell Plakate zu hängen, kann es wohl nicht sein.
Vor allem jetzt im Wahlkampf. Carsten Südmersen, der jetzt schon intern “der Aufgeber” genannt wird, ist Fraktionschef der CDU im Mannheimer Gemeinderat. Kronprinz von Gnaden des CDU-Vorsitzenden Nikolas Löbel. Es wurde auch mal die Stadträtin Rebekka Schmitt-Illert gehandelt, aber nur kurz. Schmitt-Illert und Löbel, das geht irgendwie gar nicht. Dabei wäre es enorm spannend, wenn eine junge Frau angetreten wäre – nicht nur wegen Frauenquote und so, sondern eine, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Weinheimer Wahlkreis-Abgeordneten Georg Wacker über hervorragende Informationen in Sachen Landespolitik verfügt.
Möglicherweise aber nicht über die entscheidenden Kontakte. Kompetenz verliert also gegen Kontakte – das wird ein Zukunftsthema für die CDU.
Mannheim droht historische Niederlage für die CDU zu werden
Für das absehbare Wahldesaster von Südmersen ist der CDU-Chef Nikolas Löbel persönlich verantwortlich. Es wird vermutlich auf eine historische Niederlage hinauslaufen. Die Personalentscheidung ist ein Debakel – insbesondere für das aufstrebende “Talent” Nikolas Löbel, der im Süden einen “Aufgeber” gepusht hat und im Norden einem durchaus aussichtsreichen Kandidaten Chris Rihm kaum Unterstützung hat zukommen lassen.
Kann Carsten Südmersen Fraktionsvorsitzender bleiben? Eher nicht
Bilanz: Vollkommen vermanagt. Hinzu kommt, dass Nikolas Löbel auch noch Chef der Jungen Union ist und die tritt gerade in den schmutzigen Wahlkampf ein.
Für die CDU wird die Landtagswahl in Mannheim ein Krampf. Im Süden wird vermutlich haushoch und gnadenlos verloren. Im Norden wird möglicherweise nicht gewonnen, weil die Unterstützung fehlt. Obwohl die Chance da ist und bleibt, wenn Unterstützung kommt.
Carsten Südmersen wird, wenn es zum Desaster kommt, keinen Anspruch mehr auf den Fraktionsvorsitz im Mannheimer Gemeinderat führen können. Jedes Ergebnis unter 25 Prozent wäre ein Gesichtsverlust für ihn und wird ihn zum Rückzug zwingen müssen. Wenn er weiter Fraktionschef bleiben will, dann darf er das nur als Poser für Fototermine, aber sicher nicht inhaltlich.
Fragen müssen vor allem an Nikolas Löbel gestellt werden
Doch wer soll übernehmen? Nikolas Löbel, der diesen Kandidaten befördert hat? Stadtrat Steffen Ratzel könnte übernehmen – doch der gilt als “aufbrausend” und “egozentrisch”. Besser wäre vielleicht Claudius Kranz, ein Vermittler, was positiv gemeint ist. Doch als abgesetzter Vorgänger des derzeitigen CDU-Chefs Nikolas Löbel? Das ist kein gutes Karma. Aber daran kann man arbeiten.
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Die anstehende Landtagswahl wird nachhaltige Eruptionen in der auch sonst fragilen Mannheimer CDU auslösen.
Und es wird Fragen geben, ob man sich das Chaos weiter so leisten kann. Die Fragen gehen an den Chef, denn es sind Fragen nach Führung. Der aktuelle Chef heißt Nikolas Löbel.
Die CDU wird – wie seit Jahren – bittere Krämpfe erleben. Soviel ist sicher. Die Frage, wer diese Partei eint, ist vollständig offen.
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