Heidelberg, 28. Juni 2016. (red/hmb) Durch einen Hinterhof in der belebten Heidelberger Fußgängerzone kommt man ins schnuckelige Zimmertheater Heidelberg: Im “Saal” haben gerade mal 93 Personen Platz – die erste Reihe sitzt auf gleicher Höhe mit der circa vier Meter tiefen Bühne. Aktuell wird dort die Tragikkomödie “Das Original” aufgeführt.
Von Hannah-Marie Beck
Verdammt haut ab, verpisst euch!
So herzlich wird man bei der Aufführung “Das Original” im Zimmtertheater Heidelberg begrüßt. Der erste Satz im Stück bezieht sich aber gar nicht auf die Zuschauer – sondern ein paar Hunde, die Lärm machen und Maude Gutman (Lena Sabine Berg) gehörig auf die Nerven gehen. Die ungehobelte Ex-Barfrau lebt in einer Wohnwagensiedlung, trinkt und raucht was das Zeug hält.
Doch Maude hat ein Ass im Ärmel: In der hintersten Ecke eines Trödelladens will sie ein Gemälde von Jackson Pollock (1912-1956) gefunden haben.
Zur Echtheitsprüfung bekommt sie hohe Kundschaft – schließlich könnte das Gemälde 50 bis 100 Millionen Dollar wert sein: Aus New York reist der versnobte Kunstexperte Lionel Percy (Rolf Mautz) an. Sein Wort zählt in der Kunstwelt.
Lionel nennt sich selbst den “Fälscher-Schreck”, er wirft einen kurzen Blick auf das Gemälde und weiß: “Das ist nicht echt.” Wissenschaftliche Untersuchungen sind nicht von Nöten. Der Kunstexperte nennt das “wissen, ohne zu denken” – Maude hingegen:
Scheißen, ohne zu gucken.
An Maudes prolligen Umgangston muss man sich erstmal gewöhnen – die Besucher des Zimmertheater amüsieren sich darüber köstlich. Mit Maude und Lionel lässt Intendantin Ute Richter zwei Charaktere aufeinander los, die kaum unterschiedlicher sein könnten.
Doch trotz aller Unterschiede scheinen die beiden einen Draht zueinander zu finden, während sie über ihre gescheiterten Leben sprechen. Aber eines bleibt für Lionel klar: So eine unkultivierte Person wie Maude kann unmöglich im Besitz eines derart wertvollen Gemäldes sein – oder doch?
Die Ex-Barfrau hat handfeste Beweise, die die Echtheit des Gemäldes belegen – doch Lionel hat seine Entscheidung bereits getroffen. Maude gibt sich allerdings nicht so leicht geschlagen – schließlich könnte sie durch das Geld aus der Wohnwagensiedlung herauskommen. Ihr Motto:
Das Leben ist wie Sex: Entweder man legt sich hin und wird gefickt oder man setzt sich drauf und reitet zum Sieg.
Weitere Aufführungen finden bis vorerst Ende August statt. Der Eintritt kostet 12 – 22 Euro.
Zimmertheater Heidelberg | ||||||||||||||
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