Ladenburg, 31. Januar 2019. (red/pm) Sein Werk umfasste rund 20.000 Arbeiten, zumeist Portraits, aber auch Landschaften und Städteansichten. Da verwundert es nicht, dass der Pressezeichner und Journalist Emil Stumpp in der Weimarer Republik Millionen Menschen ein Begriff war. Das Berufsverbot wegen eines missliebigen Hitler-Porträts und sein früher Tod 1941 in einer Nazi-Haftanstalt ließen ihn aber fast dem Vergessen anheimfallen. Doch jetzt gibt es im Kreisarchiv des Rhein-Neckar-Kreises bis 01. März einmal mehr die Möglichkeit, diesen „genialen und außergewöhnlichen Künstler unserer Metropolregion Rhein-Neckar neu und wieder zu entdecken“, freute sich Landrat Stefan Dallinger bei der Vernissage zur Ausstellung „Köpfe der Weimarer Zeit“.
Information des Landratsamtes Rhein-Neckar:
„Zu sehen sind 33 Porträts und zehn Landschafts- und Städtebilder aus dem großen Oeuvre Emils Stumpps, und sie werden zu einer lebendigen Begegnung mit der Vergangenheit. Darüber waren sich die begeisterten Gäste der Ausstellungseröffnung (22. Januar 2019) mehr als einig. Dass es sich um eine tatsächlich außergewöhnliche Schau handelt, das machten auch die Gäste deutlich, darunter Landrat Clemens Körner aus dem Rhein-Pfalz-Kreis, dessen Ausstellung mit Werken von Stumpp im vergangenen Jahr im Schloss Kleinniedesheim die Initialzündung gegeben hatte, und mit dabei waren auch Michael Stumpp, der das Archiv seines Onkels mit über 11.000 Zeichnungen verwaltet, und Urenkel Konrad Otto. Für die begeisternde musikalische Umrahmung sorgte das Olaf Schönborn Duo mit Saxophon und Gitarre.
Der Porträtsammler und Kurator der Ausstellung, Dr. Oliver Bentz aus Speyer, betonte in seiner Einführung, dass der in Neckarzimmern geborene und in Worms aufgewachsene Künstler Emil Stumpp nicht über das Hitler-Porträt, das ihm letztlich den Tod gebracht habe, definiert werden müsse. Vielmehr war er einer der bekanntesten Pressezeichner und Chronisten der Weimarer Republik, der sich besonders für die Darstellung des menschlichen Gesichts interessierte.
Scharfe Beobachtungsgabe, wenige Striche
Als die Pressefotografie noch in den Kinderschuhen steckte, war er darin so genial, dass „wir diese Köpfe nur noch mit den Augen von Emil Stumpf zu sehen vermögen“, wie ein Zeitgenosse schilderte. Und so hat er beinahe alle Schauspieler, Künstler, Literaten, Sportler und Politiker gezeichnet, mit scharfer Beobachtungsgabe hat er sie mit wenigen Strichen mit dem Kohlestift aufs Papier gebannt. Seine schnelle und pointiert auf das Wesentliche eines Charakters abzielende Kunst wurde von den Porträtierten so geschätzt, dass sie – ebenfalls sehr außergewöhnlich – seine Arbeiten signierten.
So lassen sich nun in der Ausstellung, die das Kreisarchiv in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Pfalz-Kreis zeigt, so ganz unterschiedliche Persönlichkeiten wie die Politiker Gustav Stresemann, Hermann Müller oder Rudolf Breitscheid betrachten, aber auch der Sportler Max Schmeling, der Schauspieler Heinrich George oder die Schriftsteller Thomas Mann, Karl Kraus und Gerhard Hauptmann, der ihm immerhin 17 Minuten Zeit gewährte, sind dabei. Zudem zeigen die Landschafts- oder Städtezeichnungen Stumpps verblüffendes Gespür für Komposition, Spannung und Atmosphäre. Dies alles mögen Gründe dafür sein, dass sich Stumpps Arbeiten gar nicht selten in Büchern und Veröffentlichungen über die Weimarer Zeit finden.
Informationen zur Ausstellung
Die Ausstellung im Kreisarchiv, Trajanstraße 66, Ladenburg, „Köpfe der Weimarer Zeit“ ist noch bis 1. März zu sehen und geöffnet montags – donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr.
Am Mittwoch 06.02.2019, findet um 18 Uhr eine Führung mit Dr. Oliver Bentz statt.“