Weinheim, 30. September 2016. (red/pm) Seit November 2014 ist Weinheim eine „Fairtrade-Stadt“, in der auf fairen Welthandel geachtet wird. Alle zwei Jahre steht der Titel, der Weinheim offiziell und mit Urkunde verliehen worden ist, auf dem Prüfstand. Weinheim will die Auszeichnung behalten und veranstaltete daher am Donnerstag, 29. September, einen „Fairtrade-Day“ – mit greifbarem Erfolg.

Ruby Anand versorgte interessierte Bürgerinnen und Bürger mit Leckereien. Foto: Stadt Weinheim
Information der Stadt Weinheim:
„Ruby Anand ist ein gutes Beispiel für die Politik in der Welt. Die Inderin ist aus ihrem Heimatland geflohen. Indien ist – zumindest in Teilen – ein Verliererland der Globalisierung. Die Köchin, die als Geflüchtete seit zwei Jahren im Hemsbach lebt, beteiligte sich mit kleinen Leckereien aus ihrer Heimat jetzt am FairTrade-Day, den Weinheim im Rahmen der bundesweiten „Fairen Woche“ veranstaltete. Seit zwei Jahren ist Weinheim als „Fair Trade Town“ zertifiziert – und wird es wohl auch bleiben, nach den Aktionen dieser Woche und mit einer ganzen Liste von Einzelhändlern und Gastronomen, die faire Produkte im Sortiment haben.
Für Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard, der zunächst einen FairTrade-Markt im Saal der Stadtbibliothek eröffnete, hatte Ruby Anands Mitwirkung in der aktuellen Diskussion eine politische Botschaft, die lautet: „Fairer Handel beziehungsweise dessen Gegenteil, die Ausbeutung der Bauern und Produzenten in ihrem Heimatland, hat über die Armut der Menschen dort einen ganz direkten Zusammenhang mit der aktuellen politischen Lage, denn sie ist eine Fluchtursache.“
So spannte der OB den Bogen vom fairen Welthandel zur aktuellen politischen Lage. Und er betonte: „Ich wünsche Ihnen gute Gespräche und neue Erkenntnisse über den fairen Handel auf der Welt und warum es einer aufgeklärten Stadtgesellschaft wie Weinheim gut tut, sich auch um solche Themen zu kümmern.“
„Fairtrade-Day“ beantwortet Fragen zum fairen Handel
Wie gründe ich einen Weltladen und entwickle aus weltpolitischer Fairness eine Geschäftsidee? Worauf muss ich beim Einkauf achten, beispielsweise von Kleidungsstücken, Kaffee oder Schokolade, wenn ich sicher sein will, dass die Produzenten aus der Dritten Welt nicht ausgebeutet werden? Wie schmeckt indisches Essen aus fair gehandelten Produkten? Wie sehen afrikanische Kinder die Lebensmittel ihrer Heimat? Wer sich für Fragen wie diese interessiert, bekam plausible Antworten beim „Fairtrade-Day“.
Mit dabei war der Weltladen „Oase“ aus Lützelsachsen, deren Betreiberin Bettina Trilsbach schon vor zwei Jahren der Gruppe angehörte, die sich erfolgreich um eine Zertifizierung Weinheims als „Fairtrade-Town“ bemühte. Wer sich für die Geschäftsidee eines Weltladens interessiert, konnte Tipps aus erster Hand bekommen, denn Bede Godwyl, Berater der GEPA, der größten deutschen Importagentur für Fairtrade-Produkte, bestückte ebenso einen Info-Stand wie Elisabeth Artmann vom ehrenamtlich betriebenen Weltladen in Frankfurt-Bornheim, der als „Best Practice“-Beispiel diente.
Faire Kleidung und fairer Kaffee
Ebenfalls Infos aus erster Hand erteilte Modedesignerin Petra Linnebach, die in Weinheim die Boutique „Schönnatur“ in der Mittleren Hauptstraße betreibt. „Für mich ist in erster Linie wichtig,“ so Petra Linnebach, „dass unsere Kollektionen aus hochwertigen Materialien gefertigt ist und niemand bei der Herstellung leiden musste, weder Mensch noch Natur, denn die Welt zu erhalten und einen Beitrag zu leisten, kann so gut aussehen“.
Abgerundet wurde der Fairtrade-Markt, durch eine Bilderausstellung. Ursula Irle-Böhnisch, Gründerin und Vorsitzende des Vereins Kofi&Amma zeigte Bilder, auf denen afrikanische Kinder Früchte und andere Lebensmittel gemalt haben.
Die Johann-Philipp-Reis-Schule, die sich sogar offiziell Fairtrade-Schule nennen darf, schenkte fairen Kaffee aus. Akteure waren aber auch Maria Zimmermann vom Stadt- und Tourismusmarketing sowie Carmen Hau als Sprecherin der Weinheimer Marktplatzwirte. Denn auch Weinheims bekanntester Gastro-Platz hat eine Rolle gespielt: Am „Faitrade“-Day bewies die Gastronomie, dass man mit fair gehandelten Waren gutes Essen kochen kann.
Neuer Weltladen in Weinheim
Und einen ganz greifbaren Erfolg für die Idee und für die Weinheimer City konnte OB Bernhard auch gleich verbuchen. GEPA-Berater Bede Godwyl kündigte an, dass in Weinheim ein Weltladen seiner Gruppe eröffnet werden soll, möglichst in zentraler Lage. Godwyl und City-Managerin Maria Zimmermann haben schon Kontakt aufgenommen.
Der Fairtrade-Tag mündete abends in ein prickelndes Konzert voll schwarzer Musik im „Blauen Keller“, dem Muddys Club. Die „Faitrade-Band“ des Abends betand aus Gaio Ansu Mane aus Guinea-Bissau, Nii Ashitey aus Ghana und Ebo Shakoor (sein Vater stammt aus Nigeria; seine aus Mutter Cheyenne/USA). Die drei Afrikaner beherrschen spannende und hierzulande gänzlich unbekannte Instrumente. Karl Kempf an den Percussion und Jürgen Treusch ergänzten das Trio. Karl Kempf hatte die Truppe zusammengetrommelt.“