Rhein-Neckar, 26. Oktober 2020. (red/pro) Ende September ist der Journalist, Autor und Blogger Rolf Karepin im Alter von nur 56 Jahren verstorben. „Rolf war einer der uneitelsten und klügsten Journalisten in diesem Lande“, schrieb Peter Turi über den früheren, beruflichen Weggefährten. Doch das ist zu wenig. Rolf Karepin war ein Geschenk – für seine Frau, für seine Tochter und für mich in jungen Journalistenjahren.
Von Hardy Prothmann
Irgendwann, ich glaube es war 2001 oder 2002, waren Rolf Karepin und ich in seinem „Darkmobil“ unterwegs, einem schwarzen 316er BMW mit dem Nummernschild MA-RK-793. Wir erzählten vor uns hier, was uns alles so passiert war hier und da und dann sagte er: „Oh Mann. Stell Dir das mal vor – neulich hat mich eine Zivilstreife auf der Autobahn rausgeholt.“ Ich „Sinnvolle Maßnahme, so wie Du fährst.“ Rolf lachte sein „harharhar“. „Ne. Ich hab die bemerkt, weil die sich stur rund 70 Meter hinter mich gehängt hatten, egal wie schnell ich gefahren bin. Dann fuhren sie neben mich, Kelle raus, Parkplatz Kontrolle. Beide mit den Händen an den Wummen.“ Ich: „Und Du im schwarzen Mantel?“ Er: „Harharhar. Ne, im Trench. Im schwarzen Ledermantel hätten die mich vermutlich auf die Haube geklatscht.“ Ich: „Und dann?“ Er: „Fahrzeug- und Personenkontrolle. Rolf Karepin, wohnhaft Neckarstadt-Mannheim. Sie wissen, dass Sie ein gestohlenes Fahrzeug fahren?“ Ich: „Und?“ Er: „Hatte ein paar Tage vorher die Karre als gestohlen gemeldet, weil sie weg war. Tage drauf bin ich nen anderen Weg nach Hause gelaufen und da stand er dann. Hab ich natürlich sofort gemeldet – aber leider wurde die Fahndung nicht gelöscht. Vermutlich ist mir als erstem Mensch das Kunststück gelungen, mein eigenen Auto zu klauen und fühle mich bestätigt.“ Ich: „Wie?“ Er: „Nur weil Du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht trotzdem hinter Dir her sind.“ Beide: „Harharhar.“
Mit Rolf war es nie langweilig. Ich habe ihn 1994 kennengelernt, als Praktikant bei PBM Medien in Walldorf. Ein Journalistenbüro, das er mit Peter Turi und Thomas Wengenroth gegründet hatte, die späteren Kress-Verleger. Ich bin ja mit 25 Jahren erst spät eingestiegen in den Journalismus. Obwohl Rolf nur drei Jahre älter war, war er für mich ein journalistischer Ziehvater, von dem ich extrem viel gelernt habe. Er war irgendwie schräg, aber das machte den groß gewachsenen Mann auch so sympathisch. Blitzgescheit und mit einem präzisen analytischen Verstand ausgestattet, beobachtete und beschrieb er die Welt mit ihren Themen. Seine Sprachgewandtheit und die Lust, mit Sprache zu experimentieren, haben selbst mich beeindruckt.
Bei ihm habe ich viel über Recherchemethoden gelernt, wie man ein Thema konzipiert, umsetzt und auch verkauft. Aus dieser Zeit stammten meine ersten Texte für große Medien und Magazine – Rolf hat mir hier den Weg gewiesen.
Dann gab es einen Einschnitt in seinem Leben. Er traf auf seine spätere Frau und war derart schockverliebt, wie ich das bei diesem Kerl, der gerne mal über alles Mögliche spottete, nie für möglich gehalten hätte. Es dauerte etwas, aber letztlich kamen sie zusammen. Ich fragte mal nach, wie es so läuft: „Ich habe meine absolute Traumfrau gefunden. Kann also nicht besser laufen, weil es keine bessere als sie gibt.“ Dabei guckte er sehr ernst, überlegte kurz, nickte und bestätigte sich selbst seine Aussage.
Bald drauf kam die Tochter auf die Welt und die drei zogen nach Nordrhein-Westfalen. Seither habe ich Rolf nicht mehr persönlich gesehen. Aber wir hatten sporadisch immer Kontakt, lasen gegenseitig Texte, mailten, chatteten und telefonierten. Und ich freute mich jedes Mal seine Stimme zu hören – etwas schnoddrig mit kurpfälzer Singsang, aber immer präzise, obwohl er auch „Straße“ konnte, kein Wunder für einen Heidelberger, der in Mannheim aufwuchs.
2015 diagnostizierte man eine Autoimmunerkrankung bei ihm und diese entwickelte sich zunehmend schlechter – immer wieder gute Zeiten gaben Hoffnung, auch, wenn er regelmäßig zur Dialyse musste. Der passionierte Rennradfahrer verlor nie seinen ihm eigenen Humor, auch, wenn man manchen Texten auf seinem Blog „Die dunkle Seite“ entnehmen konnte, welche Höllen er teils durchmachte. Nicht nur er, auch seine Familie.
In den nächsten Tage wird er beigesetzt – stilecht in seinen geliebten Radlerklamotten. Im November wäre er 57 Jahre alt geworden.
Danke Rolf, Du wirst allen fehlen, die Dich kannten und ins Herz geschlossen haben. Da wirst Du bleiben und bist gut aufgehoben.