Schwetzingen/Rhein-Neckar, 26. Januar 2015. (red/ld) Ein ausverkauftes Haus und ein tobendes Publikum erwartete die Musiker der Bee Gees Tribute-Band „Night Fever“ am Samstagabend in der Alten Wollfabrik in Schwetzingen. Ein Abend, der die anwesenden Besucher noch einmal zurück in ihre Jugend versetzte und zurück an einen Abend in Las Vegas, an dem die Bee Gees eigentlich ihr letztes Konzert geben wollten.
Von Lydia Dartsch
Nur für einen einzigen Abend standen die Bee Gees am 14. November 1997 in der MGM Grand Garden Arena in Las Vegas auf der Bühne. Es war ihr einziges Konzert in diesem Jahr, das erste in den USA seit zehn Jahren und es sollte ihr letztes sein. So war es geplant. Und es verhalf ihnen dennoch zu einem neuen Aufschwung.
In der Alten Wollfabrik in Schwetzingen konnte man dieses Konzert am Samstag noch einmal erleben: Vor ausverkauftem Haus versetzten Michael Zai als Barry Gibb, Franco Leon als Robin Gibb und Uwe Haselsteiner als Maurice Gibb das Publikum zurück zu dem legendär gewordenen Konzert der Bee Gees von 1997.
Die Ähnlichkeit ist zum Verwechseln
„Der größte Teil der Show basiert auf diesem Konzert“, sagt Michael Zai, der die Band im Jahr 2007 gegründet hat und dem Surfer-Sunny-Boy Barry Gibb zum Verwechseln ähnlich sieht. Er trägt eine getönte Sonnenbrille, ein graues Hemd, schwarze Hosen und ein Surferamulett an einem Lederband um den Hals. Die Haare sind Barry-Like zurecht geföhnt.
Kurz vor dem Konzert wirkt er ruhig und tiefenentspannt. Und das obwohl man von der Garderobe im Keller aus die Menschenmenge hören kann, die oben bereits in den Saal strömt. „Die Musik der Bee Gees verfolgt mich seit 30 Jahren“, antwortet er auf die Frage, warum es ausgerechnet die Bee Gees sein müssen. Vor allem die außergewöhnlichen Harmonien hätten es ihm angetan, sagt er.
Auch Uwe Haselsteiner wirkt entspannt. Anders als Michael Zai ist er noch nicht im Kostüm. In schwarzer Lederjacke und mit schwarzem Hut wird er auf der Bühne gleich Maurice Gibb verkörpern. Und das, obwohl seine musikalischen Wurzeln eigentlich im Schlager liegen. Bei Stars wie Roland Kaiser, Hansi Hinterseer und Ireen Sheer, für die er bereits Lieder komponiert und produziert hat.
Simple Pop-Akkordfolgen und flache Texte: Wie kommt man da zu den Bee Gees, deren Harmonien weit über Dur und Moll hinausgehen? „Ich habe ihn angerufen, weil ich wusste, dass er genau der richtige für dieses Projekt ist“, sagt Michael Zai auf die Frage. Schließlich sei auch Herr Haselsteiner ein absoluter Fan der Bee Gees: „Das muss man auch sein, wenn man diese Show machen will“, sagt Michael Zai.
Denn die Band will die Songs der Bee Gees so authentisch wie möglich auf die Bühne bringen. Neben den optischen Ähnlichkeiten von Michael Zai und Uwe Haselsteiner mit Barry und Maurice Gibb braucht es dazu noch die für die Disko-Phase prägende Kopfstimme von Robin Gibb, die Franco Leon einbringt. Mit einem Stimmumfang von dreieinhalb Oktaven ist er unter anderem auf den Alben von Helene Fischer im Background zu hören.
Als Bee Gees Tribute-Band touren die drei derzeit durch Europa – gemeinsam mit Drummer Cay Rüdiger, Bassist Frank Landes und dem Gitarristen Helmut Scholz, der den Gitarrenhals auch mal gerne von oben greift, statt von unten.
Authentischer Sound der Bee Gees
Mit „Ordinary People“ legen sie los und schon jetzt merkt man: Sie klingen wie das Original. Bei diesem ersten Lied fangen auch die ersten Besucher an, sich im Takt der Musik zu wiegen und mitzuklatschen. „Ihr seid ganz und gar keine gewöhnlichen – ordinary – Leute“, sagt Michael Zai zur Begrüßung. Das Publikum jubelt und es geht weiter mit „Spicks and Specks“, „I’ve Gotta Get a Message to You“, „To Love Somebody“, „World“ und „Massachussetts“.
Jetzt fehlen nur noch Feuerzeug und Wunderkerzen,
hört man einen der Besucher sagen. Die Hände des Publikums gehen nach oben, wiegen sich von einer Seite zur anderen. Viele singen mit und das so laut, dass sie fast die Band vorne übertönen, die nun von der Ballade „Words“ zur Party übergehen mit „One“ und „Islands in the Stream“, bei dem Uwe Haselsteiner exakt das Keyboard-Solo spielt, wie es auch beim Originalkonzert „One Night Only“ zu hören ist und wie die Bridge aus ABBAs „SOS“ klingt. Sehr authentisch eben.
Bei „I.O.I.O.“ soll das Publikum jetzt mitsingen. Für Kurpfälzer ein Leichtes. Denn das englische Thema „IO IIIII IO“ klingt wie „Hajo, hajajajajajajo, hajo!“ Die Party geht nun richtig ab. Die Menschen im Publikum sind locker und feiern zu Songs wie „Fanny“, bei dem Franco Leon seine Kopfstimme zum ersten Mal an diesem Abend voll zum Schwingen bringt und beim letzten Refrain den Ton über mehrere Takte hält. Das Publikum hält den Atem an. Franco löst die Stimme und im Publikum bricht Jubel aus. So wird das noch mehrere Male gehen an diesem Abend.
Doch nach der Pause wird es erst einmal wieder balladig und ruhig mit „Lonely Days“, „Alone“. Wieder gibt es weder Wunderkerzen noch Feuerzeuge. Dafür zücken die Leute ihre Handys um Teile des Konzerts mitzuschneiden. Als würde die Video-Qualität dieses Erlebnis, diese Atmosphäre jemals wiedergeben können.
Nach „You Should Be Dancing“ spielt die Band ein Lied, das nicht von den Gibb-Brüdern ist. „Lost Paradise“ ist von den dreien selbst und als Hommage an die Bee Gees gedacht. Und tatsächlich klingt es zuerst nach den Bee Gees. Sogar Elemente in Kopfstimme sind dabei. Dennoch kommt es in seiner Komplexität nicht ganz an die Harmonien und Komposition des Originals heran. Dafür klingt es zu glatt und rund – ein bisschen nach Schlager.
Einfach eine richtig gute Party
Das Publikum jubelt trotzdem. Etwas anderes hätte diese Band auch nicht verdient. Denn sie feiert mit ihrem Publikum einfach eine richtig gute Party, von der man gar nicht genug haben kann. Mehrfach fordert es eine Zugabe. Und die Band spielt gleich ganze zwei Zugaben-Sets und holt auch Sängerin „Cat“ noch einmal auf die Bühne, die zuvor mit ihnen „Immortality“ gesungen hat, das Duett mit Celine Dion. Nur klingt Kat viel rockiger.
Voll im Bee Gees-Rausch verlässt das Publikum nach dreieinhalb Stunden die Alte Wollfabrik. Viele holen sich am Merchandising-Stand Autogramme der Band. Auf das nächste Konzert werden sie nicht lange warten müssen: Für das Zusatzkonzert am kommenden Samstag gibt es noch wenige Karten. Ein weiteres ist für den Oktober geplant.