Heidelberg, 25. Februar 2019. (red/pm) Ein Mann, „der sich vor nichts fürchtete“ und „immer an den Sieg des Rechtes und die Niederlage des Bösen“ glaubte – so beschrieb Irena Steinfeldt-Levy von der Gedenkstätte Yad Vashem den ehemaligen Heidelberger Heiliggeistpfarrer Hermann Maas in der Auftaktrede zur neuen Vortragsreihe „Hermann-Maas-Reden“ am 15. Februar 2019 im Heidelberger Rathaus.
Information der Stadt Heidelberg:
„Das Interesse war überwältigend: Mit rund 250 Zuhörerinnen und Zuhörern war der Große Rathaussaal voll besetzt. Mit den Hermann-Maas-Reden möchte die Stadt Heidelberg künftig alle zwei Jahre den Widerstand gegen totalitäre und autoritäre Systeme in historischer und aktueller Perspektive in den Blick nehmen. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner bezeichnete die Maas-Reden als „einen weiteren Baustein des geistigen Bollwerks gegen Hass und Hetze“. Sich Populisten und Hetzern entgegenzustellen sei heute unsere Verantwortung, sagte Würzner.
Hermann Maas (1877 bis 1970), Pfarrer der Heiliggeistkirche in Heidelberg und Ehrenbürger der Stadt, war Retter vieler Juden und Judenchristen während der Zeit des Nationalsozialismus. 1944 wurde er zur Zwangsarbeit ins Elsass deportiert. Maas gilt als Pionier des christlich-jüdischen Dialogs. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ehrte Maas 1966 mit einer der höchsten Auszeichnungen des Staates Israel als „Gerechter unter den Völkern“.
Retter der Juden und Freund Israels
Irena Steinfeldt-Levy, die lange die Abteilung „Gerechte unter den Völkern“ in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem leitete und von 1974 bis 1985 mit dem französischen Filmemacher Claude Lanzmann den Dokumentarfilm „Shoa“ erarbeitet hatte, zeigte in ihrer Rede Israels Blick auf Hermann Maas und zitierte aus dem enormen Schatz an Briefen, der aus dem Nachlass von Maas und seiner israelischen Korrespondenzpartner erhalten ist. „Maas hat das Leben vieler angerührt, Juden und Nichtjuden, er inspiriert uns alle“, sagte Steinfeldt-Levy. Maas war der erste christliche Deutsche, der offiziell vom Staat Israel zu einem Besuch im Land eingeladen und empfangen wurde. 1950 hielt er sich in Israel auf. Durchaus ungewöhnlich, wie Steinfeldt-Levy beschrieb, denn es war die Zeit als viele Israelis zum Boykott gegen Deutschland aufriefen. Gegen Maas‘ Besuch gab es keine Proteste. Im Gegenteil: Die israelischen Zeitungen berichteten überschwänglich über Maas. Sie seien dabei weniger an seiner Theologie und am christlich-jüdischen Dialog interessiert gewesen, als an der Person des „Judenretters“ und „Freundes Israels“.
So kam es auch, dass Maas als Zeichen des Dankes mit der Medaille „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wurde, eine Bezeichnung für diejenigen Nicht-Juden, die an der Seite des jüdischen Volkes stehen – eine Auszeichnung, von der Maas in einem Brief schieb, sie beschäme und beglücke ihn über alles.
1967 pflanzte Maas einen Baum in der Allee der Gerechten in Yad Vashem – ein Höhepunkt seines damals bereits 90-jährigen Lebens, das geprägt war von einer ihm selbst unerklärlichen Liebe zum jüdischen Volk. Israel, zitierte Steinfeldt-Levy, sei seine Heimat gewesen.
Die Rede von Irena Steinfeldt-Levy steht ab Ende Februar als Videomitschnitt unter www.heidelberg.de/kulturamt zur Verfügung.
Veranstalter der Hermann-Maas-Reden ist die Stadt Heidelberg als UNESCO City of Literature, in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Heidelberg, der Forschungsstelle Widerstandsgeschichte in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Berlin), dem Historischen Seminar der Universität Heidelberg, der Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten (Mannheim), dem Stadtarchiv Heidelberg, dem Heidelberger Geschichtsverein, der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und der Internationalen Martin-Buber-Stiftung Heppenheim.“