Mannheim/Rhein-Neckar, 22. Oktober 2018. Aktualisiert. Das Kurpfalz-Gymnasium hat einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt. Diese ergibt sich nach RNB-Informationen im Wesentlichen aus Rentenforderungen früherer Angestellter, die nicht mehr bedient werden können. Das Amtsgericht Mannheim hat Rechtsanwalt Tobias Wahl von anchor Rechtsanwälte am 18. Oktober 2018 zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Der Insolvenzantrag hat nach dessen Angabe keine Auswirkungen auf den laufenden Schulbetrieb des Gymnasiums und der Realschule mit insgesamt rund 700 Schülern, 68 Lehrern und weiteren Angestellten.
„Es besteht für die Schüler, ihre Eltern und die Lehrer überhaupt kein Anlass zur Sorge, teilt die Kölner PR-Agentur dictum media GmbH in einer Pressemitteilung mit. Denn die Fortführung des Schulbetriebs – im Gymnasium und in der Realschule – sei sichergestellt. „Der Schulalltag geht für alle wie gewohnt weiter“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl. Der Sanierungsexperte verschaffe sich derzeit einen Überblick über die wirtschaftliche Situation und kümmere sich um das Insolvenzgeld für die Mitarbeiter der Bildungseinrichtung. Zu diesem Zweck hat er bereits Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit aufgenommen.
Aktuell ist der Insolvenzantrag vom Amtsgericht Mannheim bekannt gegeben worden – das Verfahren ist noch nicht eingeleitet. Typischerweise werden über Bankkredite die Gehälter zunächst für drei Monate finanziert, als Garant für die Kreditbedienung tritt die Bundesagentur für Arbeit ein.
Neuer Träger gesucht
Der vorläufige Insolvenzverwalter setzt sich laut PR-Agentur für den Erhalt der Privatschule und die Sicherung der Arbeitsplätze ein. Erklärtes Ziel sei es, so Wahl, eine gute und sichere Zukunftslösung für die traditionsreiche Schule, die bei Schülern und Eltern einen hervorragenden Ruf genieße, mit einem neuen Träger zu finden.
Für die Suche nach einem neuen Schulträger werde Rechtsanwalt Wahl in Kürze einen Investorenprozess einleiten. Erste Interessensbekundungen liegen laut PR-Agentur bereits vor. Der vorläufige Insolvenzverwalter sowie die Schulleiter Eva-Maria Kuonath und Florian Schmitt seien überzeugt, dass ein neuer Träger gefunden wird. „Unsere Einrichtung verfügt über ein vorbildliches pädagogisches Konzept. Mit dem neuen Träger werden wir gestärkt aus dieser schwierigen Phase hervorgehen und neu durchstarten“, wird Eva-Maria Kuonath zitiert, Schulleiterin des Kurpfalz.
Übertragende Sanierung als Zukunftslösung
Die Verbindlichkeiten aus Betriebsrentenforderungen konnten nach RNB-Informationen zuletzt durch die laufenden Einnahmen nicht mehr finanziert werden. „Genau hier liegt in dem Insolvenzantrag die Chance. Denn bei einer übertragenden Sanierung verbleiben die alten Verbindlichkeiten in der alten insolventen Gesellschaft. Der neue Träger hingegen übernimmt durch Zahlung eines Kaufpreises nur die Vermögenswerte und das Kurpfalz kann mit dem neuen Träger schuldenfrei neu starten“, teilte Rechtsanwalt Karl-Heinrich Lorenz, der das Kurpfalz seit einiger Zeit begleitet und unterstützt, über die PR-Agentur mit.
Am heutigen Montag habe man um 13:30 Uhr die Belegschaft in einer Mitarbeiterversammlung informiert. Zeitgleich seien die Eltern angeschrieben worden, am Nachmittag wurde dann die Pressemitteilung verschickt.
Aktualisierung, 23. Oktober, 14:12 Uhr. Auf Nachfrage teilt Herr Wahl mit: „Für die Pensionen der Pensionäre der Kurpfalz springt im Falle der Insolvenz der Pensionssicherungsverein (PSVaG) mit Sitz in Köln ein. Er übernimmt im Falle einer Insolvenz die Versorgung aller Versorgungsberechtigten (Rentner und Anwärter), die Anspruch auf eine insolvenzgeschützte Betriebsrente haben. Daher spielt der Verkaufserlös für die Pensionäre als Gläubiger keine Rolle. Deren Pensionen sind durch den PSV gesichert.“
Hintergrund zum „Kurpfalz“
Das Kurpfalz-Gymnasium und Realschule Mannheim (GdbR) ist eine staatlich anerkannte Privatschule in freier Trägerschaft, wurde 1872 gegründet und befindet sich seit drei Generationen in Familienbesitz.