Rhein-Neckar/Marl, 21. Juni 2013. (red) Die Freude dauerte nur kurz an: Stefan Sichermann, verantwortlich für „Der Postillon„, wurde nach Recherchen von Rheinneckarblog.de als einer übelsten und gewissenlosesten Strippenzieher der Neuzeit enttarnt. Er ist Teil einer Loge, die im Geheimen als „Sichermannianer“ ihre Fäden zieht. Die Strategie ist so einfach wie perfide: Mit täglicher Satire lenkt er ein Millionenpublikum davon ab, sich um tatsächliche Nachrichten zu kümmern.
Von Ignaz Wrobel
Mit den Ergebnissen meiner Recherchen konfrontiert, brach Stefan Sichermann hinter den heilen Kulissen des Grimme-Instituts kurz zusammen. Leugnen kam angesichts des belastenden Materials nicht mehr in Frage. Schluchzend bekannte er:
Ich tat es für meine acht Kinder.
Prekärer Mittelfranke
Der promovierte Soziologe, der zugleich gutgläubiger Katholik ist, lebte jahrelang als Mittelfranke in prekären Verhältnissen. Dann besann er sich auf seine Doktorarbeit: „Amüsement als Methode der politischen Beeinflussung. Strategien des Agenda-Settings.“ Seine Untersuchung drehte sich im Wesentlichen um die Thesen des amerikanischen Medienwissenschaftlers Neil Postman, der 1985 seine Rede mit dem Titel „Wir amüsieren uns zu Tode“ hielt.
Plötzlich war mir klar, dass man das zu Geld machen kann. Die Idee zu „Der Postillon“ war geboren. Ich habe sieben Tage und sieben Nächte durchgearbeitet und das Konzept entworfen.
Im Anschluss wandte er sich an Joschka Fischer, den er aus seiner Zeit bei der APO kannte. Fischer, der mittlerweile Unternehmen und Politiker berät, erkannte sofort das Potenzial der Idee. Fischer selbst ist ein Meister der strategischen Ablenkung, was er während seiner Zeit als Politikdarsteller durch die Arschloch-Rede und das Tragen von Turnschuhen unter Beweis gestellt hatte. Ein kurzer Anruf genügte und Angela Merkel stimmte der Verpflichtung von Stefan Sichermann zu.
Schwarzes Loch
Das Steckenpferd von Sichermann ziert nicht nur das Logo von „Der Postillon“, sondern ist neben der satirischen Propaganda das Entwickeln von Geheimcodes. So geben sich alle Mitglieder der Desinformations-Loge durch den Merkel-Gruß zu erkennen:
Alle denken, es sei ein Herz, dabei steht es für das Loch, in das alle plumpsen, wenn sie auf den Blödsinn reinfallen, den ich verzapfe. Lustig finde ich, dass man es auch als „schwarzes Loch“ bezeichnen kann.
Sein Auftrag: Destabilisierung durch Satire. Wie erfolgreich Sichermann sein würde, konnte nur erahnt werden. Ich selbst bin durch diesen Beitrag auf ihn aufmerksam geworden. Scheinbar satirisch angelegt, ist dieser Artikel mit das Perfideste, was man sich unter strategischer Kommunikation vorstellen kann. Der Text lenkt nicht nur von wesentlichen Nachrichten ab, sondern definiert die CDU in einer Art Gehirnwäsche zur Öko-Partei um. Brillant, wenn es nicht so teuflisch wäre.
Strippenzieher vor dem Herrn
Selbst das renommierte Grimme-Institut ist dem Strippenzieher von „Der Postillon“ aufgesessen und hatte ihm heute Abend zunächst den Grimme Online Award verliehen. Man beachte, in der Sparte „Information“ und dann auch noch den Publikumspreis – der beste Beweis, wie gut die Strategie aufgeht. Fachwelt und der Pöbel folgen dem „Postillon“ auf’s Wort. Die Jury zeigte sich erschüttert von den neuen Erkenntnissen. Lobte sie zunächst noch mit „Jeden Tag einen Artikel – und damit einen Lacher“, blieb den Juroren das Lachen im Hals stecken, als sie erkennen mussten, für eine niederträchtige Verschwörung missbraucht worden zu sein.
Dieser Skandal toppt noch den Versuch des Stern, mit den Hitlertagebüchern die Massen zu verarschen,
sagte ein Jury-Mitglied, das namentlich nicht genannt werden wollte und im Vertrauen. Man müsse natürlich unter allen Umständen verhindern, dass Sichermann sein teuflisches Spiel über „Der Postillon“ weiter betreiben kann, aber man sehe sich chancenlos, selbst aktiv zu werden.
Sichermann, ein hoffnungsloser Opportunist, erkannte sofort den Ausweg und telefonierte umgehend mit Peer Steinbrück. Sein Angebot: Ich mache Sie so lächerlich, dass sie garantiert gewinnen und Bundeskanzlerdarsteller werden. Nach bislang noch unbestätigten Informationen hat Steinbrück seinen neuen Berater, dessen Name vollständig unwichtig ist, umgehend gefeuert und Sichermann zehn Prozent Beteiligung an seinen Vortragshonoraren zugesichert – wenn Sichermann auch die Reden schreibt. Damit käme Sichermann auf rund 300.000 Euro Einnahmen in nicht mal drei Monaten.
Ich recycle einfach irgendwelche Artikel dafür – das reicht allemal,
zeigte sich Sichermann nach dem ersten Schock nach seiner Enttarnung zuversichtlich. Auf die Frage, ob er denn jetzt nach seiner Enttarnung überhaupt noch wirkungsvoll seine Strippen ziehen könne, fragte Sichermann zurück:
Glauben Sie etwa zu Guttenberg sei weg vom Fenster?
Merkel, Fischer, Steinbrück, Guttenberg – wer ist noch alles verstrickt?
Ich wollte sofort wissen, ob der Freiherr auch ein Kunde von Sichermann sei. Der wich den Fragen aus und nuschelte was von „Gewissen“ und „Redlichkeit“. Auf die Frage, ob er Steinbrück nun zum Kanzler machen würde, sagte er:
Nein. Sicher nicht diesen Mann.
Auf die Nachfrage, wieso nicht, denn schließlich werde er doch fürstlich dafür entlohnt, zeigte sich Sichermann erstaunt:
Mir scheint, Sie haben den Sinn und Zweck von Satire auch nicht im Ansatz verstanden. Steinbrück ist doch nur ein Statist. Ich werde meine Erfahrungen mit Herrn Steinbrück nutzen, um mich als erster Satire-Professor Deutschlands zu habilitieren. Und die SPD bezahlt mich auch noch dafür. Ist das nicht endgeil?
Fassungslos wollte ich dann noch wissen, ob Angela Merkel von diesen Plänen weiß. Darauf sagte Sichermann:
Sonst wäre es ja nicht lustig. Aber seien Sie versichert – das ist für uns alle absolutes Neuland. Schaun mer mal.