Rhein-Neckar, 15. Oktober 2019. (red/pro) Jeder Journalist in der Metropolregion Rhein-Neckar, der meinen Namen nicht kennt, lügt entweder oder ist ein Recherche-Depp. Jeder kann sich seine Rolle aussuchen. Jeder Journalist in der Metropolregion kann sich auch selbst fragen, wie das wäre, wenn man ein echter Journalist wäre und wie sich das anfühlt, wenn man umringt ist von Pseudo-Journalisten. Und wie sich das anfühlt, wenn man bedroht wird.
Von Hardy Prothmann
Um eins klar zu stellen: Ich kann die schlechte Meinung in der Bevölkerung über Journalisten absolut nachvollziehen.
Dabei bin ich selbst Journalist. Auch ich habe persönlich eine insgesamt schlechte Meinung über Journalismus, wobei ich immer wieder betone, dass es echt viele sehr gute Journalisten gibt. Aber die muss man in dem Brei suchen, der einem serviert wird.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen mir und vielen anderen Journalisten. Ich recherchiere umfassend und ohne Scheuklappen. Das bringt mir regelmäßig jede Menge Ärger ein und ab und an Bewunderung. Ärger oder Bewunderung interessieren mich aber nicht, sondern ich mache meinen Job, ganz egal, ob das jemandem gefällt oder nicht.
Tatsächlich wird das immer schwieriger. Einerseits, weil zu wenige Leute bereit sind, für die Arbeit zu bezahlen und auch, weil es zunehmend schwieriger wird, Werbeerlöse zu generieren für ein Portal, das hart journalistisch arbeitet und nicht nur sanfte Soße serviert.
Bei privaten Medien sehe ich ja noch eine Abhängigkeit von wirtschaftlichen Entwicklungen, wobei das fatal ist, wenn sich das auf Inhalte auswirkt. Aber insbesondere bei öffentlich-rechtlichen Anstalten sehe ich eine politische Einflussnahme oder eine Art vorauseilenden Gehorsam, die noch viel fataler ist. Da wird mit Zwangsgeld bezahlt, was gefallen soll.
Viele der „lieben Kollegen“ sehen mich als „Irren“ an. Der Grund ist einfach: Ich kritisiere mangelhafte Verhältnisse und mache das, was sich keiner von denen traut, weil das ja berufliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
Für mich hat das berufliche Konsequenzen. Früher wurde ich gerne und oft als Fachmann zu Medien befragt, irgendwann erfolgte der Bann. Es gibt dazu einen wunderbaren Spruch, den mir ein Kollege am Anfang meiner journalistischen Karriere mal gedrückt hat: „Dass Du nicht paranoid bist, heißt nicht, dass sie nicht trotzdem hinter Dir her sind.“
In der Wirklichkeit stellt sich die Wahrheit so dar. Es gibt einige Kollegen bei den verschiedenen Medien, die sich gerne und interessiert mit mir unterhalten und von denen ich weiß, dass sie meine Arbeit nicht nur respektieren, sondern außerordentlich schätzen. Sagen tut das öffentlich aber keiner, weil ich mich mit deren Chefs anlege und wer will schon den eigenen Job riskieren?
Es gibt sogar Kollegen, die mir Hinweise geben, mit dem Hinweis, dass sie intern mit den Hinweisen nicht weiterkommen, weil „die Linie“ das nicht zulässt. Das kann man mit journalistischer Kapitulation übersetzen.
Es gibt andere, vor allem Führungskräfte, deren allergrößter Traum ist, dass ich aufgebe. Dieser Traum rückt nach und nach in erfüllbare Nähe.
Warum, erkläre ich ganz einfach. Wenn die Öffentlichkeit, die in erheblichem Maß auf Inhalte von RNB zugreift, aber nicht bereit ist, dafür einen Obolus zu bezahlen, meint, dass ich mich selbst weiter ausbeute, ist sie schief gewickelt. Dann stelle ich einfach ein und diese Öffentlichkeit kann dann hoffen, von den Kneifern und Existenzängstlern weiter gut und kritisch informiert zu werden. Das wird ein Trugschluss sein, der aber erst verstanden wird, wenn es an allen Ecken und Enden brennt.
Wenn dazu kommt, dass ich mehr und mehr Bedrohung erfahren muss, wird es ganz streng. Vor allem, wenn jegliche Unterstützung öffentlicher Stimmen fehlt.
Ich stelle mit großem Unbehagen fest, dass ein Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) einen Antifa-Fotografen auf Facebook teilt, der gerne ein „Nazi-Hunter“-T-Shirt trägt, mich auf Veranstaltungen mit seiner Kamera „abschießt“, mich einen „rechten Blogger“ nennt, dann aber auf persönliche Ansprache, ob es dafür irgendein Argument gäbe, einfach flieht. Was soll der Mist?
Das ist mehr als enttäuschend für mich, insbesondere, weil ich diesen Oberbürgermeister immer aus begründeter Überzeugung sehr unterstützt habe. Bislang hatte ich den Eindruck, dass er ein aufrechter Demokrat ist, der sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt und sich nicht von Partikularinteressen vereinnahmen lässt. Und schon gar nicht von Extremisten. Ich muss wohl dazulernen.
Dieser Oberbürgermeister unterstützt nach wie vor „Mannheim gegen Rechts“. Dahinter versammeln sich staatsfeindliche Gruppierungen.
Diesem Oberbürgermeister ist bekannt, dass ich insbesondere 2015-2016 durch linksextremistische Gruppierungen abstrakt gefährdet war und das vermutlich aktuell wieder sein werde.
Diesem Oberbürgermeister ist bekannt, dass ich im August durch Linksextreme massiv angegangen worden bin und aktuell erfährt er, dass ich auch durch Kurden bedroht werde.
Mir ist nicht bekannt, dass dieser Oberbürgermeister auch nur ein Wort öffentlich dazu verliert, dass das so nicht geht. Bin mal gespannt, ob da zeitnah was passiert.
Ich schreibe das ganz offen auf und bin mir bewusst darüber, dass das auch Konsequenzen haben könnte, denn die Stadt Mannheim schaltet bezahlte Werbung in anderen Medien und auch auf RNB.
Ich erwarte von der Politik, den Fraktionen im Gemeinderat und vom Oberbürgermeister, dass nach sehr vielen Anfeindungen und körperlichen Übergriffen irgendwann mal jemand bereit ist, sich eindeutig zu positionieren und klar zu stellen, dass man Journalisten in Deutschland nicht körperlich angreift oder anderweitig bedroht.
Von der hiesigen Medienlandschaft erwarte ich eigentlich nichts mehr. Ordentliche Recherche und eine klare Haltung finden hier nicht mehr statt – ohne Bewusstsein, dass man damit eine Entwicklung befördert, die nur ins Chaos führen wird.
Nachdem ich nun innerhalb von neun Wochen zwei Mal körperlich angegangen worden bin, erwarte ich von der Stadt Mannheim eine Antwort, wie ich meine Arbeit künftig machen kann. Dazu habe ich die Stadt angeschrieben.
Vorsorglich habe ich mich schon mal den Antrag für einen Waffenschein ausgedruckt. Mal schauen, ob das die Kollegen interessiert – ist der Prothmann künftig nun bewaffnet oder nicht? Interessiert vielleicht auch die Polizei… Bin mal gespannt, ob ich demnächst durchsucht werde.
Die lieben Kollegen seien gewarnt – Ihr könnt ganz schnell selbst auf die Fresse bekommen, wenn das irgendeinem Extremisten gerade so einfällt. Dann aber bitte kein Geschrei, denn das ist absehbar gewesen und wurde von Euch nicht vorher eingeordnet.
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