Mannheim, 14. November 2016. (red/pm) Bei der zwölften Ausgabe des Kurzfilmfestivals “Girls Go Movie” reichten 201 Filmbegeisterte 52 Filme ein. Besonders in diesem Jahr: Viele der Einreichungen sind Experimentalfilme abseits gewohnter Erzählformen.
Information der Stadt Mannheim:
“Auch in diesem Jahr ließen sich rund 400 Besucherinnen und Besucher von den Geschichten junger Frauen und Mädchen inspirieren. Zum zwölften Mal faszinierte das Kurzfilmfestival “Girls Go Movie” durch seine kreativen Filmeinreichungen, spannenden Filmtalks, die Veranstaltungsreihe „Focus Your Job“ zu Berufen in Medien und Film und der feierlichen Preisverleihung.
Mit dem Austragungsort kehrte das Festival zu seinen Ursprüngen ins CinemaxX Mannheim zurück.
Schon seit über einem Jahrzehnt bietet das Kurzfilmfestival “Girls Go Movie” Mädchen und jungen Frauen die Chance, sich filmisch auszuprobieren und ihre Werke auf der Leinwand zu präsentieren. Am 12. und 13. November gab es wieder die Gelegenheit, die beeindruckenden Ergebnisse der Filmarbeit zu sehen.
Vorbildcharakter in Sachen Bildung
„Mit “Girls Go Movie” hat sich in Mannheim ein deutschlandweit einzigartiges Projekt der offenen Jugendarbeit etabliert. Durch die Verbindung eines Festivals und der filmischen sowie berufsorientierenden Bildung besitzt es auch nach zwölf Jahren Vorbildcharakter“, freute sich Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb bei der diesjährigen Preisverleihung.
„”Girls Go Movie” hat eine zeitgemäße Form von transkulturellem Dialog entwickelt und schafft es auf einzigartige Weise, gesellschaftliche Themen zu behandeln und in den Fokus zu rücken. Die Selbstverständlichkeit, mit der es “Girls Go Movie” versteht, die Facetten unseres Zusammenlebens und Diversität gendersensibel zu verhandeln, ist faszinierend und einzigartig“, stellt Karin Heinelt, Geschäftsführerin des Stadtjugendring Mannheim e.V. und eine der Gründerinnen des Projekts, mit großer Freude fest.
Das Festival stand unter keinem Motto und so gaben die 45 Wettbewerbsbeiträge einen Einblick in die Themen, die Mädchen und junge Frauen bewegen. Neben gesellschaftspolitischen Filmen und der Thematisierung von Angst und Tod, zielten viele Einreichungen auf die Auseinandersetzung mit dem ganz persönlichen und dem fremden Blick auf das „Selbst“ von Mädchen und jungen Frauen.
Medialer Druck thematisiert
Der mediale Druck um Schönheitsideale und das Cool-Sein hinterlässt offenbar seine gesellschaftlichen Spuren; und doch lässt sich erkennen, dass bereits sehr junge Teilnehmerinnen eine kritische Position einnehmen. „Das Festival bietet ihnen einen sicheren Raum, ihre Stimmen zu erheben und ihre Meinungen einem großen Publikum mit zu teilen“, so die Leiterin des Projekts Dr. Kathrin Lämmle.
Bemerkenswert sei auch, dass „erstaunlich viele Experimentalfilme als Ausdrucksform gewählt wurden – oft wurde gänzlich auf Sprache verzichtet, klassische Erzählformen wurden von starken Bildern und Emotionen abgelöst“, so Dr. Lämmle weiter.
Alle Mädchen und Frauen zwischen zwölf und 27 Jahren aus der Metropolregion Rhein-Neckar, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz waren aufgerufen, sich am Festival mit Beiträgen zu beteiligen, es wurden die Alterskategorien zwölf bis 17 Jahre und 18 bis 27 Jahre unterschieden. Das Beratungs- und Supportprogramm unterstützte die Teilnehmerinnen im Vorfeld.
Unterstützung bei Realisierung angeboten
Wer wollte, konnte sich zudem mit seinem Filmkonzept für das Mentoringprogramm von “Girls Go Movie” bewerben und wurde durch Studentinnen der Filmakademie Baden-Württemberg bei dessen Realisierung unterstützt.
Während der Samstag ganz den Mädchen unter 18 Jahren gewidmet war, stellten am Sonntag die volljährigen Nachwuchs-Regisseurinnen ihr Können unter Beweis und präsentierten ihre Filme. In anschließenden Filmtalks gab es Gelegenheit, über die Filme zu diskutieren.
Zur großen Preisverleihung kamen am Sonntagabend dann beide Gruppen wieder im CinemaxX zusammen.
Die Fachjury bestand in diesem Jahr aus Isabella Gresser (Filmemacherin – Berlin), Julia Teichmann (Filmkritikerin/Kuratorin/Programmerin – München) und Angelika Weimer (Ausstattung Film, TV/ Fotografie – Mannheim).
Preisträgerinnen der Kategorie der Zwölf- bis 17-Jährigen
Den ersten Platz in der Kategorie der Zwölf- bis 17-Jährigen gewann ein Filmteam des Jugendhauses Waldpforte mit der Reportage „How to be cool“. Unterstützt durch die Mitarbeiterin des Jugendhauses Waldpforte Anna Müller, gelang den Filmemacherinnen Kira Klüber, Amari Esswein, Neva Sentürk, Franziska Strickler und Loreén Frank ein gesellschaftskritischer wie gleichsam amüsanter Film.
„Ein echter Gewinnerfilm, denn die Macherinnen von ‚How to be cool‘ zeigen echte Girlpower! Ihr Film vereint nicht nur unterschiedliche Ebenen und Spielarten, ist durchkomponiert und reflektiert, ultracool gerappt und sprüht vor Witz und Ironie. Am Ende nicht cool sondern dann sympathisch“, so die Begründung der Jury.
Experimentell zeigt sich der zweitplatzierte Stopmotion-Film „Passages“ von Noah Bouffies und Louve Korbel. Im Bild: die Gesichter von Frauen verschiedener Generationen im künstlerischen Prozess der Verfremdung. Mit Farben, Wasser und pulvrigen Substanzen entstehen so Gemälde auf den Gesichtern der Protagonistinnen. „Passages“ wurde im Rahmen des Mentoringprogramms realisiert, das durch das Programm CLOSE UP finanziert wurde.
„All by your lonesome“ von Rahel Jung durfte sich über den dritten Platz freuen. Erzählt wird hier die Geschichte einer jungen Frau auf dem Weg in ein verlassenes Haus. Es ist ein Erbstück, in dem sie einige Tage verbringt und sich selbst immer wieder in verschiedenen Rollen filmt. Es scheint, als wären ihre Alter Egos ¬– festgehalten in diesen kurzen Filmsequenzen – die einzigen, die sie auf diesem Weg des Abschiednehmens begleiten. Auf experimentelle Art und Weise wird so ein Gefühl bedrückender Einsamkeit geschaffen.
Preisträgerinnen der Kategorie der 18-27-Jährigen
Den ersten Platz in der Kategorie der 18- bis 27-Jährigen erhielt Simone Rduchs Dokumentation „Away“. Kurz getaktete, ästhetische und ruhige Aufnahmen einer Großstadt, aus dem Off je eine Frauenstimme: Drei Frauen erzählen von ihren Erfahrungen in der Fremde. Es sind Frauen aus anderen Ländern, die in Deutschland leben.
Sie erzählen aus ihrer Heimat, ihrem Alltag in einer fremden Kultur und was diese Erfahrungen für ihr Leben bedeuten. Die Jury findet: „Der Dokumentarfilm hat nicht nur durch das wunderschöne ästhetische Intro und die stimmungsvollen Bilder überzeugt, sondern auch, weil die Regisseurin den sprechenden Frauen ihren eigenen Raum gegeben hat, ohne sie direkt abzubilden. In der visuellen Umsetzung vermeidet sie Klischeebilder und Vorurteile und macht so die individuellen Erfahrungen der Frauen zu universellen.“
Die Zweitplatzierung „for mum who made me sad“ von Natascha Zink nimmt die Zuschauer mit auf eine emotionale Reise in eine von Trauer und Depression gezeichnete Wohnung. Ein kleiner Junge übernimmt die Verantwortung für eine entgleiste Situation, schafft Ordnung und ist bemüht, seine am Boden zerstörte Mutter zu trösten. Der Verlust ihrer Tochter lässt sie alles um sich herum vergessen – selbst ihren Sohn. Ein berührender Film über den Verlust eines Familienmitglieds und die erdrückende Stille danach.
Der dritte Platz geht an Lennie Faust, Nadine Striebinger und Lara Paukstadt und ihre Dokumentation „wa(h)re Heimat“. Im Mittelpunkt stehen der geplante Abriss von Häusern in Mannheim und seine Bewohnerinnen – es sind nicht mehr viele, die übriggeblieben sind. Die meisten haben den Kampf um ihre Heimat bereits aufgegeben und sind ausgezogen. Die Filmemacherinnen widmen sich einem politisch brisanten Thema und schenken ihre Aufmerksamkeit den übriggebliebenen Bewohnerinnen und Bewohnern, deren Enttäuschung über den Verlust ihrer Heimat und deren Zukunftsängsten. „wa(h)re Heimat“ erhielt Support durch das Filmbüro Mannheim, finanziert durch das Programm CLOSE UP.
Girlsjury-Preise
Die Girlsjury, bestehend aus Celine Gerner (16 Jahre /Schülerin), Charline Lübkemann (23 Jahre/ B.A. Digitale Medien) und Marie Götze (27 Jahre/Studentin), verlieh jeweils einen Preis in der Kategorie zwölf bis 17 Jahre und 18 bis 27 Jahre.
Ausgezeichnet unter den jüngeren Teilnehmerinnen wurde Elle Knorz mit ihrem Film „Girl in the Mirror“, der die gesellschaftlichen Zwänge um Schönheitsideale thematisiert. Unter den 18- bis 27-Jährigen wurde die Dokumentation „Betonblüten“ von Evelina Winkler ausgewählt. Vorgestellt werden hier die Mannheimer Street-Art und ihre Künstlerinnen und Künstler.
Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 3.050 Euro vergeben.
Sonderpreise
Zudem wurden zwei Sonderpreise verliehen. Der Preis der SRH-Hochschule Heidelberg ging an Ennie Petersen und ihren Film „Popcorn“. Sie darf sich auf die Teilnahme an einem Modul des SRH-Studiengangs „Virtuelle Realitäten, Schwerpunkt Filminformatik“ freuen.
Der Fernsehpreis, gestiftet vom Offenen Kanal Ludwigshafen und metropolregion.tv, ging an „Imagine“ von Klara Trede. Der Preis beinhaltet eine GoPro-Kamera.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Focus Your Job trafen am Sonntagmittag in der Lounge interessierte Besucherinnen auf Fachfrauen aus der Medien- und Filmbranche, um sich in Zweiergesprächen über Ausbildungsberufe und Zukunftsperspektiven in der Branche auszutauschen.
Mentoringprogramm erfolgreich
Durch das Festivalprogramm führten Alexandra Staszewski und Katharina Pfeiffer (“Girls Go Movie”). Die Moderation der Preisverleihung übernahm Eva Rathsfeld (Kulturelle Kinder- und Jugendbildung/ Jugendförderung beim Fachbereich Kinder, Jugend und Familie – Jugendamt in Mannheim).
Das gesamte “Girls Go Movie”-Team um Dr. Kathrin Lämmle, Ruth Hutter, Alexandra Staszewski, Susanne Threm und Katharina Pfeiffer freuen sich über die gelungene Veranstaltung und bedanken sich herzlich bei allen Beteiligten.
Seit April 2016 vermittelte das Filmbüro Mannheim die grundlegenden Kenntnisse für die Umsetzung eines eigenen Filmprojekts und ermöglichte eine kostenfreie Techniknutzung. Erfahrenere Filmerinnen fanden im Mentoringprogramm in Kooperation mit der Filmakademie Baden-Württemberg qualifizierte Ansprechpartnerinnen für die Umsetzung ihrer Filmideen. Die großartigen Ergebnisse sprechen für sich.
Filmbüro Mannheim: Anlaufstelle für Nachwuchsfilmerinnen
Bis zum 12. September hatten alle Teilnehmerinnen Gelegenheit, ihren Wettbewerbsbeitrag zu planen, umzusetzen und einzureichen. Insgesamt beteiligten sich 201 Filmbegeisterte an 52 Filmeinreichungen.
Das Filmbüro Mannheim ist zentrale Anlaufstelle für Nachwuchsfilmerinnen. Es berät, qualifiziert, begleitet und unterstützt Mädchen und Frauen rund um das Filmemachen. Im Filmbüro Mannheim wirken “Girls Go Movie” und das Medienkompetenzprojekt CLOSE UP zusammen.
Träger sind der Stadtjugendring Mannheim e.V./Jugendkulturzentrum FORUM und der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie – Jugendamt – Abteilung Jugendförderung der Stadt Mannheim.
Prominente Schirmherrinnen
“Girls Go Movie” wird gefördert durch die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) als Beitrag zur Initiative Kindermedienland, die Filmförderung Baden-Württemberg (MfG) und die Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS), das Kulturamt der Stadt Mannheim, die FilmCommission der Metropolregion Rhein-Neckar, den Fachbereich Bildung der Stadt Mannheim, die BBS Bau- und Betriebsservice GmbH, den Zonta-Club Mannheim und die SRH-Hochschule Heidelberg.
Praktische Unterstützung leisteten der Offene Kanal Ludwigshafen und metropolregion.tv, das Stadtmedienzentrum Mannheim, das Medienzentrum Heidelberg, das Medienforum Heidelberg, Region2, medien+bildung.com, das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, die Filmakademie Baden-Württemberg und das CinemaxX Mannheim.
Zwei prominente Schirmherrinnen haben sich “Girls Go Movie” zur Seite gestellt: Daniela Knapp, mehrfach ausgezeichneten Kamerafrau aus Berlin, sowie Daniela Kötz, langjährige Leiterin des Programm-Managements des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg und des Festivals des Deutschen Films in Ludwigshafen.”