Mannheim/Rhein-Neckar, 30. Juni 2015. (red/cb) „Mädels unter sich“ lautete wohl das Motto, das sich durch die Dreharbeiten von letztem November bis in den April diesen Jahres gezogen hat. Denn das Kurzfilmfestival Girl Go Movie bietet Mädchen und jungen Frauen die Möglichkeit sich auszutauschen und kreativ zusammenzuarbeiten. Das Ergebnis konnte man am vergangenen Wochenende sehen. 52 Filme mit starken Aussagen.
Von Carolin Beez
In diesem Jahr nahmen insgesamt 173 Mädchen und junge Frauen im Alter von 12 bis 27 Jahren an dem Kurzfilmfestival Girls Go Movie teil. Seit November des vergangenen Jahres hatten die „Girls“ die Möglichkeit mit professioneller Hilfe Ideen zu sammeln, Drehbücher zu verfassen, Requisiten zu beschaffen und schließlich ihren eigenen Film zu drehen.
Am vergangenen Wochenende hatten Zuschauer dann auch die Möglichkeit die insgesamt 52 Kurzfilme zusehen. Am Samstag, 27. Juni, wurden insgesamt 30 Filme gezeigt, die von Filmemacherinnen im Alter von 12 bis 17 produziert wurden. Am Sonntag, 28. Juni, gab es dann 22 Filme in der Alterskategorie 18 bis 27 zu sehen.
Freie Gestaltungsmöglichkeiten
Vorgaben gab es für die verschiedenen Filme nur wenige. Zum einen durfte ein Film keine GEMA-pflichtige Musik enthalten, dann sollte er nicht länger als 10 Minuten gehen und – wohl die wichtigste Voraussetzung – der Film sollte ausschließlich von Mädchen beziehungsweise Frauen produziert werden. Thema, Genre und Filmart konnten völlig frei gewählt werden.
Dadurch, dass wir in diesem Jahr kein Thema vorgegeben haben, kamen die Mädchen auf ganz eigene Ideen und konnten freier arbeiten,
sagt Ruth Hutter, die künstlerische Leiterin. Für sie sei es beeindruckend gewesen, wie offen die Teilnehmerinnen mit häufig schwierigen Themen umgingen. Nahezu ohne Hemmungen hätten sie sich mit Tod, Freiheit und Gewalt auseinandergesetzt und in ihren Filmen verarbeitet.
Bei den jüngeren Teilnehmerinnen muss fast immer jemand sterben,
sagt Frau Hutter weiter. Denn besonders die minderjährigen Teilnehmerinnen sprächen Probleme wie Suizid oder den Verlust eines Menschens sehr direkt an. Neben diesen schweren und oftmals traurigen Themen gibt es auch lustige oder einfach schöne Motive, die als Leitfaden für einen Film verwendet wurden. Natürlich dreht sich auch viel um, na was wohl, die Liebe.
Gute Mischung
Das letztliche Ergebnis: Eine gute Mischung aus 59 verschiedenen Filmen. Einige der Kurzfilme mussten aussortiert werden, weil sie nicht den Vorgaben entsprachen. Daher wurden am vergangenen Wochenende bei dem eigentlichen Festival im Atlantis-Kino in Mannheim nur 52 Filme präsentiert. Die meisten erzählen dabei eine eigene Geschichte, aber auch einige Dokumentationen oder Musikvideos waren darunter.
In Filmtalks, die von der Projektmanagerin Dr. Kathrin Lämmle und Ruth Hutter moderiert wurden, konnten die Filmemacherinnen dann Stellung zu ihren Filmen nehmen und erklären, auf was es ihnen ankam und welche Hintergedanken sie hatten.
Professionelle Unterstützung
Seit November 2014 standen den Mädchen Professionelle Ansprechpartner bei Seite, die aus dem Filmgeschäft kommen und so ihr eigenes Wissen an die Teilnehmerinnen weitergeben konnten.
Wir sind keine Pädagogen, die bestimmte Werte vermitteln möchten. Stattdessen arbeiten die Mädchen mit Künstler zusammen, von denen sie Tipps aus dem wirklichen Beruf bekommen können,
sagt Ruth Hutter. Besonders die jüngeren Teilnehmerinnen bräuchten oftmals Hilfe, weil sie zuvor noch nie einen Film gemacht haben. Doch das habe keinerlei Auswirkungen auf das spätere Ergebnis. Oftmals seien es gerade die Erstlingswerke, die die Jury überzeugen konnten.
Prisverleihung
Denn am Ende des zweitägigen Filmfestivals ehrt sowohl eine professionelle Jury, bestehend aus Experten des Film und Fernsehs, als auch eine „Girls-Jury“ bestehend aus Mädchen im Alter der Teilnehmerinnen die besten Werke mit Geldpreisen und Förderpreisen.
Die Preisträgerinnen
In der ersten Alterskategorie 12 – 17 Jahren, gewann Lilith Queisser mit ihrem Film „Goldener Schnitt“ den ersten Platz. Sie nimmt die Zuschauer dabei mit auf eine Reise durch eine liebevoll gestaltete Papierwelt und erzählt die Geschichte von einem Schutzengel in Form eines roten Luftballons.
Filigran, detailreich, poetisch – uns hat Lilith Queisser mit ihrer zwischen Melancholie und Leichtigkeit changierenden Komposition verzaubert,
lautet das Urteil der Jury.
In der Alterskategorie von 18 bis 27 Jahren überzeugte ein Film besonders: „Die Ratte“ von Anja Gurres schaffte es die Kinobesucher innerhalb von knapp zehn Minuten den Tränen nahe zu bringen. Qualitativ, wie auch von der Thematik ein überzeugender und beeindruckender Film, der seinen Zuschauen sicher lange im Gedächtnis bleiben wird. „Die Ratte“ wurde sowohl von der „Profi-Jury“ als auch von der „Girls-Jury“ auf dem ersten Platz in der Rangliste platziert.
Auf dem zweiten Platz: „Corazón“ von Lisa Zielkes. Ein Stilmix aus Videoaufnahmen und Animationsbildern darüber, ob das Leben nicht leichter wäre, wenn man kein Herz besäße – wenn man nicht verletzt werden könnte. Lisa Zielkes brachte insgesamt drei Filme in den Wettbewerb ein. Alle drei von großer Qualität und mit einer starken Aussage.
Weitere Preise
Außerdem wurden noch die Filme „Hide!“ von Hannah Katharina Weissenborn, „Hund bellt Horror“ von Karlotta Boßung, Joana Jambrich und Miriam Seyd, „Pressefreiheit“ von Clara Freudenberg und Isabel A. Thorweihe und „Kleine Wellen“ von Jana Sophie Bartsch, Anika Droste, Giusi di Nolfo, Johanna Dräger Frida Geburek, Justyna Krumpholz, Milena Galvan Odar, Marie Lehmann, Marlene van der Linden, Mona Schmitt und Emilie Würtenberger, mit einem Preis ausgezeichnet.
Die Sonderpreise gingen an Carina Alexander für „Long Story Short Girls Rule“ und Sina Koch und Johanna Knörzer für ihren gemeinsamen Film „Druck“
Die Preisträgerfilme können auf der Seite www.vimeo.de/girlsgomovie angesehen werden.
Einzigartiges Projekt
Girls Go Movie ist eine Mischung aus einem Austausch, einem Wettbewerb und einer gezielten Förderung für Jugendliche und junge Frauen, die sich im Filmdreh probieren möchten. Mit diesem Konzept ist das Projekt bundesweit einzigartig und gibt Nachwuchstalenten die Möglichkeit ihre Fähigkeiten zu nutzen.