Rhein-Neckar, 11. Februar 2015. (red/pol/pro) Man sieht sie nicht, man riecht sie nicht, man schmeckt sie. Die Wirkung kann fatal sein: „K.O.“-Tropfen. Man wird müde, willenlos und im schlimmsten Fall Opfer einer oder mehrer Straftaten. Bislang gibt es im Raum nur wenige Fälle – aber es gibt sie.
Von Hardy Prothmann
Die junge Frau kann sich an nichts mehr erinnern. Filmriss. Es ist später Nachmittag, sie wacht auf. Ihr ist immer noch „komisch“. Am Tag drauf geht sie zur Polizei – ihr Verdacht: Jemand hat sie mit „K.O.“-Tropfen betäubt.
Die Polizei steht dann vor einem Problem: Die Substanzen bauen sich sehr schnell ab. Kommen die Opfer erst am Folgetag oder sogar noch später, kann man sie nicht mehr nachweisen. Da die Opfer oft einen „Filmriss“ haben, sind die Zeugenaussagen auch nicht viel wert. Insbesondere bei vermuteten Vergewaltigung sind Abstriche wichtig, um eventuell Spermaspuren sichern zu können.
Getränke im Blick haben
„Wer auf eine Party oder in eine Diskothek geht, sollte sein Getränk immer im Blick behalten und sich nichts von Unbekannten ausgeben lassen“, rät der baden-württembergische Landespolizeipräsident Gerhard Klotter als Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Ganz wichtig: Fühlt man sich nach einem Getränk unerklärlicherweise komisch, ist es wichtig, Freunde oder das Personal um Hilfe zu bitten, sofort zum Arzt zu gehen sowie Anzeige bei der Polizei zu erstatten.
Flüssige Drogen
„K.O.“-Tropfen sind flüssige Drogen, die hilf-, willenlos oder gar bewusstlos machen. Insbesondere auf Partys oder in Diskotheken geben die Täter diese Tropfen heimlich in die offenen Getränke ihrer Opfer. Manchmal zum Spaß, häufig, aber um das Opfer auszurauben oder sich an ihm zu vergehen, warnt die Polizei.
Bei den zumeist farb- und geruchlosen Tropfen kann es sich um Medikamente (Narkose- und Beruhigungsmittel) oder sogenannte Partydrogen wie GBL (Gammabutyrolacton)oder GHB (Gammahydroxybutyrat) handeln.
Die Einnahme von K.O.-Tropfen verlangsamt die Aktivitäten des Gehirns und des zentralen Nervensystems. Schon zehn bis zwanzig Minuten nach der Einnahme beginnt die Wirkung, die bis zu vier Stunden, zum Teil auch erheblich länger anhält. Nach anfänglicher Euphorie folgen Übelkeit, Schwindel und plötzliche Schläfrigkeit.
Vorsicht hilft
Das Opfer wird willenlos, unter Umständen sogar bewusstlos, warnt die Polizei in einer Pressemitteilung. Hat es eine zu hohe Dosis erhalten, kann es zu ernsthaften Komplikationen bis ihn zum Erstickungstod durch Atemlähmung kommen. „Besonders gefährlich ist eine Kombination mit Alkohol oder anderen Drogen.
Die Täter machen sich meist einer Fülle von schweren Taten strafbar: Gefährliche Körperverletzung,Verstöße gegen das Betäubungs- bzw. Arzneimittelgesetz, Vergewaltigung, Raub. Anfang 2013 machte die mutmaßliche Vergewaltigung zwei Frauen Schlagzeilen – vor allem, weil katholische Kirchen sich weigerten, die Frauen zu behandeln.
Tipps:
- Getränke bei der Bedienung bestellen und selbst entgegennehmen.
- Von Unbekannten keine offenen Getränke annehmen.
- Offene Getränke nicht unbeaufsichtigt lassen.
- Bei Übelkeit Hilfe beim Personal suchen.
- Freundinnen und Freunde achten aufeinander und lassen ihre Getränke nicht aus den Augen.
- Freundinnen und Freunde holen im Ernstfall sofort ärztliche Hilfe für das Opfer und verständigen das Personal.
Aber auch das gibt es: Manchmal wird zu viel getrunken, dazu vielleicht noch ein Joint geraucht, der Filmriss kommt und später dient die Geschichte von „K.O.“-Tropfen als Erklärung für das eigene Fehlverhalten