Altenburg/VG Altenahr/Ahrtal/Rhein-Neckar, 10. Dezember 2021. (red/pro) Nach uns vorliegenden Informationen wurde dem ehrenamtlichen Helfer Dieter Fink aus Nordrhein-Westfalen durch den Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann (CDU) im Versorgungszelt Altenburg ein Hausverbot angedroht. Grund ist offenbar ein Video, in dem sich Herr Fink kritisch zur Entwicklung der Versorgung vor Ort äußert.
Es ist nicht das erste Mal, dass freiwillige und ehrenamtliche Helfer völlig verständnislos sind, wie sich die lokalen Behörden und deren Vertreter im Ahrtal verhalten.
So auch in der besonders schwer von der Flutkatastrophe getroffenen Ortsgemeinde Altenburg, die zu Altenahr gehört und zur Verbandsgemeinde Altenahr, dessen Bürgermeisterin Cornelia Weigand ist, die sich aktuell um den Posten der Ländrätin für den Kreis Ahrweiler bewerben will.
Das RNB hat über viele Wochen die erheblichen Schwierigkeiten in der Sache „Versorgungszelt“ Altenburg verfolgt und mit vielen Akteuren gesprochen. Dabei wurde auch die in Teilen völlig falsche Berichterstattung der tagesthemen, was eine Beteiligung der stellverstretenden Ortsbürgermeisterin Kerstin Müller angeht, kritisch hinterfragt. Die ARD hat auf Anfrage trotz nachgewiesener inhaltlicher Fehler keinerlei Korrekturen vorgenommen.
Dieter Fink, Rentner und früherer Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen, engagiert sich wie viele freiwillige, ehrenamtliche Helfer im Ahrtal. Sein „Einsatzgebiet“ ist Altenburg. Hier hat er sich insbesondere für das Versorgungszelt und die Versorgung der häufig älteren Bürgerinnen und Bürger eingesetzt. Ohne große Show, wie von anderen gewohnt, sondern insgesamt bescheiden.
Ein Catering-Unternehmen aus Nordrhein-Westfahlen hatte zunächst auf Spendenbasis den Ort versorgt, später kam es zu einer Einigung mit dem Kreis Ahrweiler, 5,90 Euro pro Mahlzeit abrechnen zu können. Je nach Lage geht es um bis zu rund 200 Mahlzeiten, die täglich frisch angeliefert werden.
Immer wieder war die Finanzierung unsicher. Ebenso wie die für das Zelt, das ein Unternehmer aus Hessen aufgestellt hat – auf Basis mündlicher Zusagen durch die örtlichen Behörden.
Nach unseren Informationen sitzt dieser Unternehmer nach wie vor auf seinen Kosten, weil die Behörden trotz Mahnungen bislang nicht den eher niedrigen Preis für das Zelt bezahlt haben. Es geht dabei um monatliche Kosten im niedrigen, vierstelligen Bereich.
Der Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann (CDU) spielt dabei eine sehr unrühmliche Rolle. Er selbst hat aktuell Dieter Fink ein Hausverbot für das Zelt angedroht, nachdem dieser in einem Video auf Facebook die Zukunft der Versorgung der Bürgerinnen und Bürger problematisch dargestellt hat.
Fraglich ist, ob Herr Fuhrmann dafür überhaupt eine Kompetenz hat, solche Verbote auszusprechen und fraglich ist, ob Bürgermeisterin Weigand hier schnell und klar einschreitet. Und weiter, selbst wenn eine Rechtsgrundlage gegeben wäre, ob die Gemeinde für ein Zelt, dessen Miete nicht bezahlt ist, überhaupt aktuell Rechte geltend machen kann?
Weiter wurde das angedrohte Verbot ohne Nennung jeglicher Rechtsgrundlage übermittelt – also völlig willkürlich, wie man das sonst nur aus „Bananenrepubliken“ kennt. Allerdings muss man seit langer Zeit den Eindruck haben, dass Rheinland-Pfalz eher wie eine Banane verwaltet wird, als wie ein Bundesland in einem Rechtsstaat.
Wir haben die Verbandsgemeinde Altenahr angeschrieben und um Antworten gebeten – mal schauen, wie lange das dauert.
Für Frau Weigand könnte die Causa Versorgungszelt Altenburg kniffelig werden, was ihre Kandidatur als Landrätin angeht. Vor einiger Zeit ist bekannt geworden, wie einer Familie die bewohnbare Wohnung gekündigt wurde, weil die VG Altenahr „Eigenbedarf“ angemeldet hat.
Immer mehr Helfer verlassen das Ahrtal oder kommen nicht wieder – teils wegen des Wetters, teils wegen der Corona-Verordnungen, teils wegen behördlicher Maßnahmen, die anzeigen, dass die Hilfe nur dann gewünscht ist, wenn man sich willkürlichen „Ansagen“ beugt.
Das Ahrtal mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ist von der fürchterlichsten Katastrophe seit Ende des zweiten Weltkriegs mehr als gebeutelt. Der Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz ist selbst eine Katastrophe, vor der niemand schützt. Und viele behördliche (Nicht-)Entscheidungen stoßen immer wieder die Menschen vor Ort und alle, die helfen, massiv vor den Kopf.