Mannheim, 08. Dezember 2015. (red/cr) Die Joyful Voices feierten den Nikolaussonntag mit einem weihnachtlichen Konzert in der Gethsemanekirche. Der Name ist bei diesem Gospelchor Programm. Ob A-capella oder mit Klavierbegleitung, deutsch oder englisch, laut oder leise – mit viel Freude sangen, klatschten, tanzten und stampften Sänger und Publikum zu Gospel und Neuinterpretationen bekannter Weihnachts-Hits. Weihnachtsmusik von einem Chor, den man nicht nur hört, sondern auch erlebt.
Von Christin Rudolph
Singen, tanzen, klatschen, stampfen und sich-an-den-Händen-Halten – Weihnachten ist nah. Diese Weihnachtsfreude teilte der Mannheimer Gospelchor Joyful Voices – Das rote Mikrofon am Nikolaussonntag in der Gethsemanekirche mit rund 40 Besuchern.
In den Wochen vor Heilig Abend wird in der Region traditionell eine breite Auswahl an Konzerten verschiedenster Stilrichtungen und Besetzungen angeboten, viele Geschmäcker werden bedient. Zu den Joyful Voices zog es vor allem diejenigen, die etwas anderes suchten als die immer gleichen besinnlichen Lieder, welche es allen Orts zu hören gibt.
Fest der Liebe – und der Freude
Die Joyful Voices machen ihrem Namen alle Ehre. Texte und Darbietung lassen aufhorchen. Manchmal wird es nachdenklich – doch die Freude steht im Vordergrund. Die Freude an dem, was besungen wird und die Freude am Singen selbst. Chorleiter Friedemann Stihler zeigt sich sehr zufrieden mit dem Konzert:
Strahlende Gesichter bei den Singenden und im Publikum
Er und seine Sängerinnen und Sänger wissen, worauf es bei Gospel, Jazz und neuen Arrangements von Bekanntem ankommt. Sie singen, um die Zuhörer mitzunehmen, und das gelingt ihnen auch. Sie nennen sich „den etwas anderen Gospelchor“ – und das sind sie in vielerlei Hinsicht.
Juries und internationales Publikum überzeugt
Die Zahl der Singenden unterscheidet sich von Auftritt zu Auftritt. Maximal sind es 15 Joyful Voices, vergangenen Sonntag waren es elf – so gut wie jeder ist solofähig. Circa 70 Auftritte pro Jahr zu Anlässen wie Fernsehauftritten, Kirchentagen, Wettbewerben und Chor-Festivals oder auch auf Weihnachtsmärkten führten den Chor beispielsweise zuletzt nach Kanada und in die USA. 2014 wurden sie mit dem Badischen Kirchenmusikpreis ausgezeichnet.
Doch das außergewöhlichste ist eindeutig ihre Musik und die Art, wie sie mit Erwartungen spielen. So kommt es immer wieder zu Überraschungseffekten – etwa wie zu Beginn des Konzerts: Erst steht nur Chorleiter Stihler vor dem Publikum. Er sagt kein Wort – er hebt die Hände zum Dirigieren. Im Publikum verteilt begannen elf Sängerinnen und Sänger der Joyful Voices A-capella zur Melodie von „Es ist ein Ros´entsprungen“ einen neuen Text zu singen.
Nach diesem eher ruhigen und getragenen Arrangement ging es sofort weiter mit einer A-Capella Version des flotten „Goin´to Bethlehem“. Die Singenden machten sich auf den Weg zur Bühne, musikalisch nahmen sie das Publikum mit in die Welt des Gospel, in dem die Kraft der Freude die Menschen bewegt.
Persönliche Moderation
Dieter Augstein übernimmt seit Gründung des Chores vor 17 Jahren die Moderation – und das macht er sehr persönlich, mit vielen Anekdoten. Die Lieder, so sagt er, würden von uns allen handeln. Wir sind manchmal einsam oder zweifeln an einem Weihnachten, das zunehmend als Stress wahrgenommen wird. An einer Weihnachtsgeschichte, die wissenschaftlich widerlegt ist.
Wir hoffen aber auch immer wieder und erinnern uns an den eigentlichen Anlass des Weihnachtsfestes zurück. So ergänzen die Joyful Voices die eher nachdenklichen deutschen Songs um die Lebensfreude des Gospel.
Alte Klassiker im neuen Gewand
Herr Augstein zeigte sich stolz, bei diesem Konzert das neueste Weihnachtsprogramm präsentieren zu können und sagte:
Damit wollen wir vor allem ein junges Publikum ansprechen.
Nämlich ein Publikum, dass eben nicht die alten Lieder hören will, die auf jeder Weihnachts-CD sind. Oder die im Radio Jahr für Jahr wieder und wieder rauf und runter gespielt werden.
Innovation ist den Joyful Voices mit diesem abwechskungsreichen Repertoire auf jeden Fall gelungen. Viele eher unbekannte oder neu arrangierte Lieder verkünden die Freude der weihnachtlichen Botschaft . Man wolle aber „auch an die denken, denen es an Weihnachten nicht so gut geht“, so Herr Augstein.
Das taten die Joyful Voices mit dem emotionalen „Manchmal“ und ihrem nachdenklichen „Glühweinlied“, bei dem ganz andere Töne erklingen, als dessen Titel vermuten lässt. In der Mischung von englischen und deutschen, besinnlichen und energiegeladenen Songs fanden beide Stücke ihren Platz.
So scheint bei diesen zwei Liedern jeder über sich und sein eigenes Weihnachten nachzudenken, um beim Medley der bekannten Hits „Joy to the World“ und „All I want for Christmas“ die Bewegungen des Chores aufzunehmen und begeistert mitzuklatschen.
An „Krone des Gesangs“ herangewagt
Im letzten Jahr haben sich die Joyful Voices vermehrt mit A-capella-Musik auseinandergesetzt. Daraus ergeben sich einzigartige Arrangements, wie zum Beispiel eine A-capella-Version von „White Christmas“. Als Jazz-Highlight wird das „Holiday Jazz Trio“, ein Medley aus „Let it snow“, „I´ll be Home for Christmas“ und „Jingle Bell Rock“ präsentiert.
„Ein neues Weihnachtslied“ vereint die Qualitäten des Chores. Der originelle und kritische Text wird durch den Wechsel von mehrstimmigem und akkordischem Singen unterstrichen.
Ihren Jazz tragen die Joyful Voices souverän vor und reißen ihr Publikum mit. Bei „This Little Light of Mine“ musste man nur die Augen schließen, um einen typisch amerikanischen Gospelchor zu hören. Die Besucher klatschten begeistert mit und tanzten sogar teilweise.
Einige Lieder gewinnen durch wechselnde Solisten an Tiefe. Beim Paradebeispiel dafür: Bei „We are the World“ verschwinden die Grenzen zwischen stillem Zuhörern und Gesang auf der Bühne: Fast alle stehen jetzt hin- und herwiegend und spätestens beim Refrain verschmeltzen die Stimmen von Sängern und Publikum zu einer großen Gesamtkomposition. Die Musik war nicht nur hörbar, sondern auch spürbar.
Die Leistung wird honoriert: Kaum ist der Schlussakkord des letzten Liedes ausgeklungen, wird sofort lautstark nach Zugaben verlangt. Der Wunsch wird erfüllt. Und die Freude der Sängerinnen und Sänger geht auf die Besucher über als sie beim modernen Gospel „We pray“ sangen, riefen, klatschten und stampften.
Wer die Joyful Voices live erleben will, hat dazu dieses Jahr noch Gelegenheit am Sonntag dem 13. Dezember um 17:00 Uhr bei der ausgezeichneten Akustik der Schlosskirche Mannheim oder am 18. Dezember um 18:00 Uhr in der Rheingalerie Ludwigshafen.