Mannheim/Rhein-Neckar, 08. April 2014. (red) Die Aktie der Südzucker AG, dem mit Abstand größten Zuckerproduzenten Europas mit Stammsitz in Mannheim, hat heute historische Kurstürze erlebt. Die Papiere wurden zuletzt mit 17,37 Euro festgestellt – 15 Prozent weniger als zum Börsenstart des MDax. Und es wird vermutlich beim Abwärtstrend bleiben.
Von Hardy Prothmann
Vermutlich wollte das Unternehmen eine positive Darstellung erreichen: “Südzucker erreicht Jahresziele 2013/14 und erwartet deutlichen Ergebnisrückgang 2014/15” ist eine Pressemitteilung von heute überschrieben. Doch wenn die Börse schon jetzt so negativ auf die “erreichten Ziele” reagiert – wie wird sich das in der Zukunft entwickeln?
Die Nachfrage im Geschäftsjahr 2013/2014 ist schwächer, die Rohstoffpreise sind höher, Umsatz und Gewinn leiden – zudem ist eine Kartellstrafe in Höhe von 195,5 Millionen Euro wegen Preisabsprachen fällig. Der Konzernumsatz fiel auf 7,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,8 Milliarden Euro). Das operative Konzernergebnis brach um ein Drittel von 972 Millionen Euro auf 658 Millionen Euro ein.
Und die Zahlen werden noch härter: Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen nur noch mit 7 Milliarden Euro Umsatz und einem Ergebnis von 200 Millionen Euro. Das wäre im Vergleich zum aktuellen Ergebnis ein Einbruch von 69 Prozent.
Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) reduzierte sich laut Südzucker deutlich auf 542 (Vorjahr: 955) Millionen Euro. Darin enthalten ist ein Ergebnis aus Restrukturierung und Sondereinflüssen in Höhe von minus 116 Millionen Euro.
Weiter teilt das Unternehmen mit: “Der Ergebnisrückgang für das Geschäftsjahr 2014/15 resultiert maßgeblich aus den Segmenten Zucker und CropEnergies. Das Erreichen dieser Prognose hängt insbesondere von der weiteren Entwicklung der Vermarktungsergebnisse und Mengenentwicklungen im zunehmend schwieriger werdenden Umfeld des europäischen Zuckermarkts ab. Südzucker geht hierbei nicht von zusätzlichen Marktmaßnahmen der EU aus, da aufgrund der hohen Vorratsbestände im europäischen Zuckermarkt hierfür keinerlei Notwendigkeit besteht. Mit Blick auf die steigende Ergebnisvolatilität und die Veränderungen im Rahmen der EU-Zuckerpolitik ab dem 1. Oktober 2017 wird derzeit eine Überprüfung der Kostenstrukturen insbesondere im Segment Zucker durchgeführt. Die Prognose wird zusätzlich erschwert durch die hohe Volatilität der europäischen Bioethanolpreise.”
Solche Prognosen verheißen nichts Gutes. Die Hauptaktionäre sind Rübenbauern, die über die Süddeutsche Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft eG (SZVG) einen Anteil von 52 Prozent am Kapital halten. Bei derart rückgängigen Umsätzen müssen Einsparungen vorgenommen werden – da die Zuckerlager europaweit nach verschiedenen Berichten voll sind, kommen Preissteigerungen kaum in Betracht. Viel eher müssen Produktionskosten und hier vermutlich Arbeitsplätze eingespart werden. Weltweit beschäftigt das 1926 gegründete Unternehmen noch rund 17.900 Personen.