Mannheim, 15. Oktober 2013. (red/aw) Die Mannheimer Südzucker AG hat am vergangenen Donnerstag, den 10. Oktober, die Geschäftszahlen der ersten sechs Monate dieses Jahres veröffentlicht. Demnach konnte der Konzern seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr zwar steigern, verliert im operativem Geschäftsbereich aber deutlich. Erst im September hatte das Unternehmen mehr als 580 Millionen Euro an Börsenwert verloren, nachdem die französische Investmentbank Exane BNP die Aktie herabgestuft hatte.
Die Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt, erzielte in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2013/14 (1. März 2013 bis 31. August 2013) einen Konzernumsatz von 4.046 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr (3.917) ist dieses Ergebnis eine Steigerung um 129 Millionen Euro. Das operative Konzernergebnis ging im gleichen Zeitraum auf insgesamt 425 Millionen Euro zurück. 137 Millionen Euro weniger als im Vorjahr (562) erreichte das Unternehmen also im ersten Halbjahr 2013 und schafft damit dennoch eines der besten Halbjahresergebnisse in seiner Geschichte.
Einen deutlichen Ergebnisrückgang verzeichneten die Segmente Zucker, Spezialitäten und CropEnergies. Hauptsächlich das Segment Frucht konnte das operative Ergebnis der Geschäftszahlen deutlich steigern. Nach eigenen Angaben konnten die Nettofinanzschulden der Südzucker AG, trotz eines weiterhin hohen Investitionsniveaus, von 513 Millionen Euro auf rund 303 Millionen Euro erheblich reduziert werden.
Prognose: Durchwachsen
Vorstandschef Wolfgang Heer sprach bereits im August diesen Jahres auf der Hauptversammlung von einem immer anspruchsvoller werdendem wirtschaftlichen Umfeld. Man gehe von einem deutlich niedrigerem operativen Ergebnis der Zuckerproduktion aus. Begründet durch hohe Produktionskosten, niedrigen Marktpreisen und weniger Absatzmöglichkeiten.
Für das Geschäftsjahr 2013/14 rechnet Südzucker mit einem leichten Anstieg des Konzernumsatzes auf rund 8,0 Milliarden Euro und mit einem deutlichen Rückgang des operativen Konzernergebnisses auf rund 825 Millionen Euro. Im Vorjahr lag Südzucker bei 7,9 Milliarden Euro Gesamtumsatz und 974 Millionen im operativen Geschäftsergebnis. Für die Unternehmensgeschichte ein wahres Rekordergebnis, welches in diesem Jahr nicht zu toppen ist.
Das Erreichen der jetztigen Prognosen wird von der Konzernspitze als realistisch eingeschätzt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschäftsentwicklung und aufgrund der Effekte aus der Integration von Ensus, einem britischen Ethanolproduzenten, in die CropEnergies-Gruppe sei die Erfüllung dieser Zielvorstellungen schwieriger geworden. Die Prognose stehe unter dem Vorbehalt, dass sich das wirtschaftliche Umfeld im Spannungsfeld der weiter andauernden Euro- und Staatsschuldenkrise nicht verschlechtere, so die AG.
Nach Herabstufung: Aktie im Tief
Deutlich negativer als die unternehmensinterne Kalkulation für die Zukunft fiel die Bewertung der französischen Investmentbank Exane BNP aus. Sie ist dafür verantwortlich, dass der Südzücker-Konzern im September mehr als 580 Millionen Euro an Börsenwert verlor. „Verlierer im M-Dax“ hatte die Bank das Mannheimer Unternehmer genannt und somit an nur einem Tag die Aktie von Südzucker um elf Prozent abstürzen lassen.
Nach Einschätzungen der Exane BNP wird sich Südzucker in den kommenden Jahren schlechter entwickeln als der Rest der Branche, daher wurde die Aktie von „neutral“ auf „underperform“ herabgestuft. Die Experten begründen dieses Herabstufung damit, dass der hiesige Zuckermarkt aktuell noch stark reguliert werde und der Wettbewerb dadurch unterdrückt sei. Wenn im September 2017 allerdings die Zuckerquote innerhalb der Europäischen Union auslaufe, sehe es schlecht aus für Südzucker.
Denn diese Quote garantiert eine gewisse Produktionsmenge von Zucker für jeden EU-Mitgliedsstaat. Die Menge verteilt das jeweilige Land auf seine Produktionsunternehmen. Südzucker ist europäischer Marktführer und produziert in Deutschland den größten Teil der Zuckerquote. Fällt diese garantierte Mindestproduktionsmenge weg, kämpft Südzucker mit allen anderen Produzenten im Wettbewerb. Mindestpreise wird es keine mehr geben. Die Experten von der Expane-Bank halten sogar das angestrebte, mit 825 Millionen Euro bereits sehr tief gestapelte Ziel des laufenden Geschäftsjahres 2013/2014, für schwierig.
Schwere Zukunft nach Wegfall der Zuckerquote
Finanzexperten sprechen im Fall Südzucker von einem klassischen Entwicklungsbild eines langjährigen Anlegerlieblings. Mit fünf Rekordergebnissen in Folge hatte der größte Zuckerkonzern Europas große Erwartungen am Börsenmarkt geweckt. Diese werden aber in diesem Jahr nicht mehr erfüllt werden können. Auch, wenn das angestrebte Ziel von 825 Millionen Euro, immer noch das zweitbeste Ergebnis in der Konzerngeschichte wäre. Der Aktienkurs vervierfachte sich zwischen Ende 2008 und März dieses Jahres fast. Von den im Frühjahr erreichten 34 Euro ist man mit zuletzt 21 Euro aber weit entfernt.
Doch Südzucker plant bereits die Zeit nach der Zuckerquote. Das Unternehmen soll mit Hilfe von internationalen Geschäften gestärkt werden. Diesbezüglich schaffte Südzucker auch eine Beteiligung an dem britischen Rohstoffhändler ED&F Man. Auch in Südamerika möchte das Unternehmen mehr agieren. Ein weiteres Mittel zur Sicherung der Umsätze wäre eine Erweiterung der anderen Geschäftssegmente, denn allein mit Zucker wird der Konzern nicht mehr lange mehr als die Hälfte des Umsatzes erreichen können.