Mannheim/Heidelberg/Walldorf/Stuttgart, 07. September 2016. (red/ms) Der Südwesten schneidet besonders gut ab: Im „German Cities of the Future“-Rating des „fDi Magazine“, einem Ableger der Financial Times, schaffen es gleich vier Städte aus Baden-Württemberg unter die Top 10 – und drei davon sind in der Metropolregion Rhein-Neckar angesiedelt. Insbesondere das ökonomische Potenzial wird als hervorragend eingeschätzt.
Von Minh Schredle
Selbst im direkten Vergleich zu Deutschlands Millionenstädten und der Wirtschaftsmetropole Frankfurt steht die Rhein-Neckar-Region sehr gut da: Insgesamt 39 Standorte haben es in die Vorauswahl des „fDi Magazine“ geschafft und wurden im Zeitraum zwischen 2011 und 2015 in den Kategorien ökonomisches Potenzial, Unternehmensfreundlichkeit, Kosteneffektivität, Konnektivität und Humankapital/Lifestyle miteinander verglichen, um die „German Cities of Future 2016/2017“. Seit Mitte August liegt die Auswertung des Wirtschaftsmagazins vor.
Den ersten Platz belegt Frankfurt, gefolgt von München, Berlin, Hamburg und Düsseldorf. Doch aus keinem Bundesland haben es mehr Städte unter die Top 10 geschafft als aus Baden-Württemberg: Stuttgart (Platz 6), Walldorf (Platz 7), Heidelberg (Platz 9) und Mannheim (Platz 10). Damit ist die Metropolregion gleich dreifach vertreten – insbesondere das ökonomische Potenzial wird hier als hervorragend eingeschätzt.
Heidelberg und Mannheim glänzen zudem in der Kategorie Konnektivität, Walldorf belegt Spitzenplätze bei der Unternehmensfreundlichkeit und der Kosteneffektivität.
Positive Positionierung
Das FDi Magazine ist ein Ableger der Financial Times, die alle zwei Monate mit einer Auflage von gut 15.000 Exemplaren erscheint – und versorgt laut Eigendarstellung insbesondere „senior decision-makers with an up-to-date image of the ever-changing global investment map“ („Leitende Entscheider und Führungspersonen mit einem aktuellen Bild der sich beständig wandelnden Weltkarte der Investitionen“.)
Auf dieser „Weltkarte der Investitionen“ könnte sich demnach aktuell die Metropolregion besonders gut positioniert haben – denn ein zentraler Vorteil ist unter anderem, dass sich die Wirtschaftskraft nicht allein auf eine Stadt und einen einzelnen Großkonzern konzentriert, sondern verteilt stark und damit weniger krisenanfällig ist.
Außerdem bieten Mannheim, Heidelberg und Walldorf aus Sicht des Wirtschaftsmagazins ein großes Entwicklungspotenzial, was womöglich einen Anreiz für weitere Investitionen darstellt.
Mannheim sieht Kurs bestätigt
Dieses Potenzial erwächst nicht allein aus einem freien Spiel der Kräfte und sich selbst regulierende Märkte. So hat vor allem Mannheim in den vergangenen Jahren durch städtische Maßnahmen viel in die Entwicklung und Unterstützung von Branchen investiert, die seitens der Stadtverwaltung als besonders zukunftsfähig beurteilt werden. Oberbürgermeister Dr. Kurz (SPD) kommentiert die Strategie:
Die Cluster Medizintechnologie, Smart Production und Kreativwirtschaft schaffen Ansiedlungen, neue Branchen und Berufsbilder. Die Stadt wächst und kann Talente sowie Fachkräfte gewinnen.
Als Gründerstadt rücke man laut dem Oberbürgermeister zunehmend auch international in den Fokus. Das Ranking des fDi Magazine zeige, dass „Mannheimer Unternehmen das Thema Digitalisierung im Blick haben und schon jetzt viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in industrienahen Zukunftsbranchen arbeiten“.
Probleme bleiben trotz guter Entwicklungen
Nach Angaben der Stadt verzeichnet Mannheim aktuell „einen Höchststand von insgesamt 182.682 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Standort“. Zudem sei die Arbeitslosigkeit von 6,4 Prozent im Jahr 2011 auf 6,0 Prozent im Jahr 2015 verringert worden. Das Haushaltsjahr verläuft für die Stadt deutlich besser als erwartet – gegenüber dem Planansatz ist bis zum Jahresende mit einer Verbesserung in Höhe von fast 55 Millionen Euro zu rechnen.
Und trotz dieser vielen positiven Entwicklungen bleibt die finanzielle Lage der Stadt insgesamt angespannt. Denn steigenden Einnahmen stehen noch schneller steigende Ausgaben gegenüber. Auf Dauer schmelzen die Rücklagen. Verkäufe städtischen Eigentums bringen zwischenzeitlich Entlastung – beseitigen aber nicht das grundsätzliche Problem der strukturellen Defizite.
Das heißt: Um langfristig liquide zu bleiben, muss die Stadt bei ihren Kosten sparen und sich dauerhafte Einnahmequellen sichern – beispielsweise durch die Ansiedlung zukunftsfähiger Unternehmen und die Bindung von Fachkräften an die Region.
In dieser Hinsicht scheinen die Weichen für eine stabile Entwicklung über die vergangenen Jahre hinweg gestellt worden zu sein und die Bemühungen tragen erste Früchte. An der Notwendigkeit einer strukturellen Entlastung bei den laufenden Kosten der Stadt, die nur durch schmerzhafte Streichung freiwilliger Leistungen möglich sein wird, ändert das jedoch – zumindest vorerst – noch nichts.