Mannheim/Rhein-Neckar, 06. Oktober 2020. (red/pro) Die Rhein-Neckar-Zeitung hat einen „Alten Herrn“ ans Messer geliefert – auf Basis von Informationen der linksextremistischen Seite „indymedia“. Dazu gehört keinerlei journalistisches Geschick. Doch der „Scoop“ hat einen „Schönheitsfehler“. Ein erhobenes Bierglas ist noch längst kein veritabler Hitlergruß.
Von Hardy Prothmann
Interessant ist die inhaltliche Berichterstattung. Die Rhein-Neckar-Zeitung (hier Sarah Hinney, Expertin für gefühlte Empörung) veröffentlichte den Klarnamen eines MVV-Geschäftsführers zunächst vollständig und kürzte später ab – keine Ahnung, ob der Hausjustiziar kurz vor dem Herzinfarkt stand oder eine externe Kanzlei eine Abmahnung geschickt hat. Jedenfalls wird der Delinquent nunmehr nur noch Markus P. bezeichnet.
Wie der Mann nach dem P vollständig heißt, lässt sich innerhalb von Sekunden recherchieren, weil er immer noch als MVV-Geschäftsführer der Tochter Regioplan im Internet zu finden ist, obwohl die MVV, nach eigener Mitteilung, den Mitarbeiter „freigestellt“ hat. Im Impressum ist er noch zu finden und damit ist seine Identität öffentlich und nicht geschützt.
Dabei darf man sich fragen, was „freigestellt“ meint? Frei zum Abschuss? Frei, sich neu aufzustellen?
Das wird Markus P. nicht mehr gelingen. Wer in Deutschland mit einem Nazi-Gruß in Verbindung gebracht wird, ist beruflich erledigt.
Und es ist vollständig egal, ob das Foto eine eindeutige strafbare Handlung belegt oder halt nur eine hinneysche gefühlte – sonst müssten Millionen von Menschen, die in den vergangenen Jahren auf dem heuer nicht stattfindenden Oktoberfest den Bierkrug in die Höhe hielten, allesamt wegen eines noch nicht gesetzlich strafbar definierten „Bierkruggrußes“ staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren fürchten.
Das Stilleben zeigt den Mann mit erhobenem Bierglas, dahinter einen Typen mit Sturmhelm auf dem Kopf und daneben einen bärtigen Kerl, der sowas von unzweideutig einen Hitlergruß zeigt, dass die Kontaktschuld eindeutig ist. Aber Kontaktschuld ist kein Straftatbestand, wenngleich immer mehr existenzvernichtend.
Markus P. hat vielleicht, das kann man aber nur interpretieren, einen Hitlergruß zeigen wollen, tatsächlich sieht man nur einen hochgehaltenen Bierkrug. Vielleicht war Markus P. auch so hackedicht, dass er den eindeutigen Hitlergruß neben ihm nicht mehr wahrgenommen hat. Vielleicht hat er auch alles wahrgenommen – aber strafbar ist das nicht. Sanktionierbar schon, dass kostet dann aber halt jede Menge Geld.
Damit ist die MVV in schweren Nöten – denn Markus P. wird durch alle Instanzen Arbeitsgerichtsprozesse gewinnen, da er keine strafbare Handlung begangen hat und nicht dafür verantwortlich ist, was andere Personen neben ihm veranstalten. Je nachdem, wie lange Markus P. für die MVV tätig war, dürfte hier ein schöner Batzen zusammenkommen, der sicher für eine gute Rente reicht – bezahlt von den Aktionären.
Wenn Markus P. und sein Verteidiger sich geschickt anstellen, muss die MVV in erheblichem Umfang auch dafür löhnen, dass sie durch die sofortige „Freistellung“ einen erheblichen persönlichen Schaden erzeugt hat.
An dieser Stelle frage ich mich – ich bin ja auch als Berater tätig – wer die MVV derart mies berät und ob es im Betrieb überhaupt nur eine Ahnung von kompetenter Krisenkommunikation gibt?
Keine Frage. Ein Mitarbeiter, der sich in einem solchen Umfeld ablichten lässt, ist ein Problem. Aber eines, das man sicherlich nicht so löst, wie die MVV das gerade betreibt.
Überhaupt – diese MVV stellt einen Mitarbeiter aufgrund eines Fotos „frei“, das eine Momentaufnahme zeigt, zu der die Umstände noch nicht zweifelsfrei ermittelt sind und stellt gleichzeitig keine Strafanzeige gegen linksextremistische Straftäter, die eines ihrer Kraftwerke entern, um es lahmzulegen?
Was läuft da schief in den Köpfen der Geschäftsführung und der Krisenkommunikation? Konkrete strafbare Handlungen gegen den eigenen Betrieb werden nicht verfolgt, aber auf Basis eines Fotos, von dem man noch nicht einmal weiß, wann es aufgenommen worden ist, führt zur „Freistellung“ eines Geschäftsführers mit entsprechend erwartbaren wirtschaftlichen Schäden?
Wow. Aktionären sollte man dringend von der MVV abraten, denn offenbar gibt es hier keine nachvollziehbare Unternehmenslinie. Linke Chaoten werden nicht verfolgt, aber eigene Leute umgehend geschasst, ohne eine solide Prüfung vorgenommen zu haben. Das klingt nach chaotischer Unternehmensführung.
Es steht völlig außer Frage, dass dieses Foto dringend „Klärungsbedarf“ hat. Aber mit Sicherheit konnte zwischen Veröffentlichung vor dem Wochenende und bis zur distanzierenden Meldung der MVV am Montagmorgen eine solche Klärung nicht stattfinden.
Vielmehr ist klar, dass Linksextremisten bei indymedia und Lautsprecher wie Sarah Hinney bei der Rhein-Neckar-Zeitung offenbar viel Macht besitzen, vollständig überforderte Kommunikationsabteilungen zu lenken und zu beherrschen.
Das ist sehr erstaunlich. Und lässt die Frage offen, wie die MVV kommunizieren wird, wenn es mal so richtig krisenmäßig zur Sache gehen sollte. Da fällt mir nur ein: Hoch die Tassen auf alle Dilettanten.
Das gilt auch für die CDU Mannheim und die Frage, wie der „Alte Herr“ Egon Manz, ein Normanne, noch länger im Vorstand des Mannheimer Kreisverbandes tragbar sein kann.
Die Frage ist aus RNB-Sicht eindeutig. Egon Manz ist nicht mehr tragbar und wenn die CDU-Mannheim weiterhin an der Personalie in Führungsfunktion festhält, muss die Partei sich die Frage stellen, welche Personen sie in ihren Reihen akzeptiert – zumal in Führungsrollen.