Mannheim/Rhein-Neckar, 04. Dezember 2012. (red/tt) Regierungspräsidentin Nicolette Kressl überreichte am Montag die Planungsunterlagen für die Stadtbahn Nord an Oberbürgermeister Peter Kurz. Mit einem symbolischen Spatenstich begannen die Bauarbeiten für die Stadtbahn Mannheim-Nord beim Herzogenriedpark, die im Sommer 2016 beendet werden sollen. Die neue Linie erschließt den ÖPNV für rund 32.000 Mannheimer, soll rund 3.300 Menschen täglich und rund eine Milion Fahrgäste im Jahr transportieren.
Von Timo Tamm
Es ist kalt. Der Himmel ist grau. Schneetreiben setzt ein. Dennoch wirkt Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz erleichtert:
Mit Unterstützung des Bundes und des Landes Baden-Württemberg schließen wir jetzt die letzte große Lücke im Mannheimer Stadtbahnnetz.
Dann lächelt er und fasst das mehrstufige Bürgerbeteiligungsverfahren zusammen: „Es sind gute Ergebnisse erzielt worden.“ Für Details ist an diesem Tag kaum Platz – diese wurden in den vergangenen drei Jahren zahlreich und teils sehr kontrovers diskutiert. Am Ende steht nun die veränderte Linienführung der Stadtbahn Nord als Ergebnis. Ganz sicher denkt der OB an den schwierigen Prozess zurück, ganz sicher ist er deshalb jetzt erleichtert, weil diese Phase nun ein Ende hat und das Projekt beginnen kann.
Und auch bei anderen Beteiligten ist zu spüren, wie groß die Spannung war. Jetzt ist die Planung gemacht und bestätigt – das Projekt kann beginnen: „Ich werde mir den Planfeststellungsbeschluss unter’s Kopfkissen legen“, sagt Martin in der Beek, der technische Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH beim Festakt im Herzogenriedpark.
Die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl ist extra angereist, um das Dokument an Stadt und RNV zu übergeben. Etwa 78 Millionen Euro wird die neue Bahnlinie kosten – 55 Millionen Euro zahlen Bund und Land. So bleiben etwa 23 Millionen Euro Investitionskosten (29 Prozent) für die Stadt respektive die MVV Verkehr GmbH. Eine bedeutende Summe. Und eine bedeutende Aufwertung für den Mannheimer Norden. Nicht nur für Nordstädter, die in die City oder zum Hauptbahnhof wollen, sondern auch für Innenstadtbewohner, die Ziele mit hohem Erholungswert wie den Käfertaler Wald per Bahn erreichen wollen, betont OB Kurz
Die neue Trasse der Stadtbahn Mannheim Nord wird so verlaufen: Sie beginnt mit der Abzweigung von der Friedrich-Ebert-Straße in die Hochuferstraße und führt in zwei Ästen zum Waldfriedhof und zum Stillen Weg. Die Bevölkerung entlang der Strecke soll, wie bereits zuvor in der Planungsphase, auch während der Bauzeit umfassend informiert werden.
Waldpforte und Hessische Straße
An der Waldpforte und in der Hessischen Straße liegen die bei den Anwohnern umstrittenen Streckenabschnitte der neuen Stadtbahn – die Bahnen müssen hier nun eingleisig geführt werden. Ab 2016 verbindet die sonst zweigleisige neue Stadtbahn die Stadtteile Neckarstadt-Ost, Käfertal, Waldhof und Gartenstadt mit ihren 32.000 Bürgern direkter mit der Innenstadt und dem Hauptbahnhof.
Wir haben die Bürgerinnen und Bürger sehr intensiv in die Planungen für die neue Stadtbahnlinie eingebunden. Auf diese Weise konnten wir die Strecke weiter optimieren und zahlreiche Anregungen der Menschen aufnehmen
betont Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim:
Ich bedanke mich bei allen, die sich mit konstruktiven Anregungen aktiv an der Verbesserung der Planungen beteiligt haben.
Lärmschutzwand und Investitionskosten
Am 27. November fand die letzte von insgesamt sieben Bürger-Informationsveranstaltungen statt, die durch ein „Stadtbahn-Forum online“ ergänzt wurden. Am 08. Februar 2010 gab es die erste Veranstaltung zur Stadtbahn Mannheim Nord im Kulturhaus Waldhof. Im März 2010 trat dann ein Stadtbahn-Forum mit etwa 30 Personen zusammen, das in den folgenden beiden Jahren fünfmal tagte. Dort wurden alternative Streckenführungen diskutiert, ein Buslinienkonzept für die betroffenen Stadtteile erarbeitet und ein zusätzlicher Halt am Ulmenweg in die Planung eingefügt. Die Sorgen, Bedenken und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger wurden eingearbeitet und online durch eine Informationsplattform begleitet. Im Bereich der Waldstraße ist in der Folge des Prozesses nun eine rund 540 Meter lange Lärmschutzwand vorgesehen, die bereits im Januar 2012 vorgestellt wurde. Die Ergebnisse liegen vor, die Stadtbahn Nord wird ab heute gebaut, klar wurde zum Fototermin mit dem symbolischen Spatenstich geladen. Außerdem wurde die Bensheimer Beratungsfirma Ifok engagiert – ein Spin-Doctor-Unternehmen, das häufig zum Einsatz kommt, wenn die Projektverantwortlichen nicht mehr weiterkommen.
Waldbühne und Carl-Benz-Bad
Die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl betonte anlässlich des „Festakts“ die künftig gute Erreichbarkeit der Kultur-, Sport- und Bildungseinrichtungen entlang der neuen Strecke und damit die Möglichkeit, zahlreiche neue Fahrgäste zu gewinnen:
Im Einzugsbereich der neuen Strecke liegen auch wichtige Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, wie zum Beispiel mehrere weiterführende Schulen, die Jugendverkehrsschule, die Freilichtbühne und mehrere Schwimmbäder mit einem hohen Fahrgastpotenzial.
Insgesamt sollen auf der Strecke in den Mannheimer Norden 6,4 Kilometern Schienen verlegt und vierzehn neue behindertengerechte Haltestellen mit elektronischen Anzeigetafeln errichtet werden.
Hinweis:
Der Planfeststellungsbeschluss liegt in der Zeit vom 5. bis zum 19. Dezember 2012 im Beratungszentrum Baurecht und Umweltschutz der Stadt Mannheim (Collinistraße 1 in 68161 Mannheim) von Montag bis Donnerstag von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr für jedermann zur Einsichtnahme aus. Der Beschluss ist auch hier auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Karlsruhe zu finden.
Baustellenbeauftrage und Internet-Information
Es soll eine neue Internetpräsenz zur Neubaustrecke freigeschaltet werden. Hier sollen Anwohner und Interessierte immer aktuell wichtige Neuigkeiten zum Bauverlauf sowie Hintergrundinformationen geliefert werden. Darüber hinaus planen Stadt und RNV den Einsatz zweier Baustellenbeauftragte ab Januar 2013: Georg Jäger und Kurt Krieger.