Rhein-Neckar, 03. Juni 2013. (red) Gegen 22:00 Uhr wurde der Polizei Heidelberg gemeldet, dass sich ein Mann in Wieblingen am Rizal-Ufer in den Neckar gelaufen sei und angefangen habe zu schwimmen. Anderen Angaben zufolge handelte es ich um eine Radfahrerin. Wie auch immer – sofort wurden Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Entlang des Neckars suchten Feuerwehr, DLRG und Polizei mit einem enormen Aufgebot an Kräften nach der Person, deren Körper zwischendurch immer mal wieder gesichtet worden sein soll. Um 01:00 Uhr wurde die Suche ergebnislos eingestellt.
Von Hardy Prothmann
Überall entlang des Neckars werden in dieser Nacht die Sirenen heulen. Ein Großaufgebot ist im Einsatz. Eine Person im Wasser wird gesucht.
Die Freiwillige Feuerwehr Edingen-Neckarhausen war gerade mit dem Sichern eines 300 Meter langen Dammabschnitts im Ortsteil Neckarhausen und mit dem Auspumpen von Kellern an mehreren Stellen beschäftigt, als die Meldung kam: Person im Neckar.
Braune Brühe – wenig Licht
Was an Kräften frei ist, fährt zunächst zur überschwemmten Fähranlegestelle. Dort wird versucht, so gut es geht eine Ausleuchtung herzustellen. Mehrere Rettungsschwimmer der DRLG schwimmen zur Fähre und versuchten von dort aus irgendetwas zu erkennen. Nach kurzer Zeit ist auch ein DRLG-Schlauchboot im Wasser. Ein heikles Unterfangen – mitten in der Nacht auf dem reißenden Neckar, der sonst eher ein ruhiger Fluss ist. Treibgut kann aus dem Nichts auftauchen, das Boot und die Rettungsschwimmer gefährden. Es ist nicht genug Licht an Bord, um große Teile des Flusses ausleuchten zu können. Die Bootsbesatzung bricht ab.
Auch vom Uferbereich tut die Wehr ihr Möglichstes, aber bis auf die Randbereiche bleibt der Neckar schwarz. Drüben auf der anderen Seite in Ladenburg sieht man das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge und einzelne Leuchtkegel. Auch hier wird das Möglichste versucht. Dazwischen liegt der schwarze Neckar, der in Wirtklichkeit eine braune Brühe ist.
Der Einssatz an der Fährstelle wird abgebrochen, denn auf der Höhe der Fabrik „Benckiser“ in Ladenburg soll die Person gesichtet worden sein. Mit Martinshorn und Lichtsignalen geht es weiter, auf die Höhe der Kläranlage in Neckarhausen. Wieder fährt die Drehleiter der Feuerwehr aus, versucht von oben Licht auf den dunklen Neckar zu bringen. Die Meldungen über Funk sind hektisch. Dass man die Person noch lebend findet, glaubt keiner. Gesucht wird trotzdem.
Posten überall
Die nächste Stadtion ist die Brücke zwischen Seckenheim und Ilvesheim: Von beiden Seiten rücken die Wehren an, stellen Licht auf. Hier schaffen sie es, den Neckar auszuleuchten. Feuerwehrleute und Polizei schauen von der Brücke ins Wasser, die DLRG sucht einen Zugang, wo sie am besten ins Wasser gehen können, falls die Person gesichtet werden sollte. Immer wieder „rast“ Treibholz unter der Brücke durch. Der Fluss schiebt mit unglaublicher Energie die Wassermassen in Richtung Rhein.
Alle Brücken, auch in Mannheim, sind nun mit Posten besetzt. Ein verzweifeltes Unterfangen. Der Fluss hat soviel Kraft, es ist dunkel, es gibt keine geeigneten Lichtquellen, um den Fluss „vernünftig“ ausleuchten zu können. Und selbst wenn jemand die Person sichten würde – sie wäre vermutlich innherhalb von Minuten hunderte Meter weiter geschwemmt.
Währenddessen werden die Feuerwehren immer wieder zu „Wasser in Gebäude-Einsätzen“ gerufen. Die werden später abgearbeitet.
Ein Polizeihubschrauber sucht den Neckar mit einer Wärmebildkamera ab. Ebenfalls erfolglos. Um 01:00 Uhr bricht die Polizei die Suche wegen „Aussichtslosigkeit“ ab.
Ob „der Mann“ in Suizid-Absicht ins Wasser gegangen ist oder „die Frau“ unachtsam war, werden die Ermittlungen ergeben müssen.
Die Fotos sind in Edingen-Neckarhausen, Seckenheim/Ilvesheim aufgenommen und chronologisch wiedergegeben.