Rhein-Neckar, 01. Oktober 2015. (red) Sie sind auf der Flucht und sie sind die schwächsten: Frauen und Kinder. Aktuell berichten verschiedene Medien zu sexuellen Übergriffen auf Frauen in Flüchltingslager in Hessen und Bayern. Das Dunkelfeld ist hoch – doch das „Dach über dem Kopf“ scheint aktuell wichtiger, als Frauen und Kinder vor Belästigungen und Missbrauch zu schützen.
Von Hardy Prothmann
12 Vergewaltigungen in Weinheim – kurz nachdem Flüchtlinge ins Weinheimer Hotel GUPS eingezogen sind. Diese Nachricht ist falsch und fremdenfeindliche Hetze. Es gab keine Vergewaltigungen.
Junge Reiterinnen werden von Asylbewerbern belästigt – diese Nachricht machte Anfang des Jahres die Runde. Und die Polizei hatte gut zu tun und musste „Ansagen“ machen. Hier fand kein Missbrauch statt, wohl aber sexuelle Belästigung durch Asylbewerber rund um das Heidelberger Patrick Henry Village.
Aus Hessen und Bayern häufen sich die Meldungen, dass es in Flüchtlingsunterkünften zu sexuellen Übergriffen gekommen ist. Auch für den Süden Baden-Württembergs liegen uns Hinweise auf mögliche sexuelle Straftaten vor. Und nach unseren Informationen soll es im Frühjahr im Patrick Henry Village zu mindestens einem sexuellen Übergriff gekommen sein, der erst jetzt bekannt wurde. Weiter haben wir Informationen, dass es zu Übergriffen auf Sozialarbeiterinnen durch männliche „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ in der Mannheimer Murgstraße gekommen ist.
Das Problem: Es gibt keine Präventionsangebote in den Flüchtlingslagern. Es gibt keine Vertrauenspersonen. Dafür gibt es die Scham der Opfer. Insbesondere muslimische Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind, müssen damit rechnen, als „beschmutzt“ oder nicht-mehr-Jungfrau nochmals Opfer zu werden, weil sie gesellschaftlich geächtet werden. Sie haben keine Lobby. Sie wissen nicht, wo sie sich hinwenden können. Ebensowenig Mütter, deren Kinder missbraucht wurden.
Menschen- und Frauenrechte sind oft überhaupt nicht oder unzureichend bekannt. Das Vertrauen in Behörden nicht gegeben. Die Sorge, „aufzufallen“ ist groß. Dazu gibt es neben kulturellen die sprachlichen Hürden.
Selbstverständlich muss man sich in Hut vor fremdenfeindlicher Hetze nehmen, die nur verunglimpfen will. Andererseits ist es Tatsache, dass in jedem Krieg Frauen und Kinder oft Opfer von Sexualverbrechen werden – ob in den Herkunftsländern oder auf der Flucht und dann im Lager. Und man muss davon ausgehen, dass in überfüllten Lagern, wo Frauen und Kinder neben Männern untergebracht sind, Übergriffe stattfinden. Wer sagt: „Uns ist nichts bekannt“, zeigt sich groß fahrlässig und unverantwortlich.
Was aus Hessen und Bayern bekannt geworden ist, müsste eigentlich sofort zu präventivem Handeln führen. Also getrennten und geschützten Unterkünften für Frauen und Kinder. Davon ist die Realität weit entfernt.
Dabei benennt Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, die Zustände unzweideutig:
Im Vergleich zu den meist klaren Strukturen in Kitas, Schulen oder Heimen sind die Abläufe in Flüchtlingsunterkünften oft ungeordnet und sehr dynamisch. Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt und Notfallpläne gibt es dort größtenteils nicht. Erwachsene und Kinder wohnen in Großunterkünften auf engstem Raum; Intimität, Rückzugsorte, Sprachvermittlung und Kultursensibilität sind vielfach nicht gewährleistet. Für Täter bieten sich dadurch viele Gelegenheiten, Nähe zu Flüchtlingskindern herzustellen, die oftmals durch traumatische Erlebnisse und den Verlust ihres vertrauten Umfelds instabil und auf besondere Unterstützung angewiesen sind. Übergriffe können sowohl vom Personal als auch von Bewohnern oder anderen Jugendlichen in den Unterkünften ausgehen – aber auch von Betreuenden und Paten, die beispielsweise schulische Unterstützung oder Freizeitaktivitäten anbieten.
Auch außerhalb der Flüchtlingslager sind die Probleme längst bekannt. Beispielsweise in Mannheim. Hier hat sich nach unseren Informationen längst ein Prostitutionsmilieu etabliert, das in den Hinterzimmern von „Freundschaftsvereinen“ stattfindet. Vor allem bulgarische Frauen müssen hier als Zwangsprostituierte anschaffen.
Anm. d. Red.: Wir haben bei verschiedenen Behörden und Institutionen Anfragen laufen und halten Sie weiter zum Thema auf dem Laufenden.