Rhein-Neckar, 07. Oktober 2016. (red/cr) Der Sommer ist endgültig vorbei – die Heizperiode beginnt. Die Heizkosten sind der größte Posten bei den Nebenkosten. Wie heizt und lüftet man richtig? Energieberater Jonas Maurer gibt im Interview Tipps, mit denen man Geld spart und die Umwelt schont. Und: Mit modernen Thermostaten lassen sich bis zu zehn Prozent Energie einsparen, ohne dass man ständig regeln muss.
Interview: Christin Rudolph
Jonas Maurer ist Energieberater bei den Stadtwerken Weinheim. Im Interview gibt er Tipps, was in der kalten Jahreszeit beim Heizen und Lüften zu beachten ist. Außerdem entzaubert er einen Heizungs-Mythos sowie das Mysterium der Geräusche aus der Heizung und erklärt, wann sich für wen programmierbare Thermostate lohnen.
Was muss man beim Heizen in der kalten Jahreszeit beachten?
Jonas Maurer: Fast 70 Prozent der Energie in Privathaushalten wird für die Erzeugung von Heizwärme eingesetzt. Gerade in der Heizperiode und in der kalten Jahreszeit ergibt sich ein großes Einsparpotenzial. Durch ein paar einfache Handgriffe, wie die Einstellung der richtigen Raumtemperatur, das Abdichten der Fernster und Türen durch elastische Dichtungsbänder, das Wegräumen der Möbel vor den Heizungskörpern, das Stoßlüften oder auch das Absenken der Raumtemperatur bei längerer Abwesenheit, können große Eisparungen erreicht werden.
Gibt es Unterschiede zwischen Tag, Nacht und längerer Abwesenheit?
Maurer: Bei längerer Abwesenheit sollte die Raumtemperatur um circa drei bis vier Grad herunter geregelt werden. Eine Einsparung durch eine Nachtabsenkung kann bei normal gedämmten Häusern Energieeinsparung bewirken. Bei gut gedämmten Häusern ist der Einspareffekt eher gering. Es besteht die Gefahr, dass sich bei starkem Abkühlen der Räume Feuchtigkeit an Wänden und Fenstern bildet und infolgedessen Schimmelpilze wachsen können.
Gibt es Unterschiede zwischen den Räumen, also muss man beispielsweise eine Küche anders heizen als ein Wohnzimmer?
Maurer: Die optimale Zimmertemperatur richtet sich nach dem Einsatzzweck des Raumes. Die empfohlene Temperatur für Wohnräume beträgt 20 bis 22 Grad, für Bäder 23 Grad und für die Küche und Schlafzimmer 18 Grad. Es gilt die Faustregel: Eine Temperaturabsenkung um ein Grad spart bis zu sechs Prozent Energie ein.
Wenn man in einen kalten Raum kommt neigt man dazu, die Heizung direkt auf die Stufe fünf zu drehen. Aber wird der Raum dadurch auch schnell warm?
Maurer: Grundsätzlich ist die Skala bei allen Thermostatventilen gleich. Stufe eins entspricht zwölf Grad. Jede weitere Stufe bringt circa vier Grad mehr. Der Glaube, dass der Raum schneller warm wird, wenn man das Thermostat auf die höchste Stufe dreht, ist immer noch weit verbreitet. Der Verbraucher darf sich das Thermostatventil nicht als Wasserhahn vorstellen, der geöffnet wird, um heißes Wasser in den Heizkörper zu leiten. Die Stufen entsprechen lediglich einer Wunschtemperatur. Ein Raum mit einer Temperatur 16 Grad erhitzt sich unabhängig davon, ob es auf Stufe drei oder fünf gestellt wird in derselben Zeit. Stufe fünf fördert lediglich einen weiteren Wärmefluss bis der Raum circa 28 Grad erreicht hat und verschwendet somit Energie.
Wie sollte man im Winter lüften?
Maurer: Kurz gesagt: „Frischluft rein und Feuchtigkeit raus“! Es ist wesentlich effektiver ein- bis zweimal pro Tag zu lüften, anstatt die Fenster den ganzen Tag gekippt zu lassen. Hierbei sollte die Heizung während des Lüftens ausgeschaltet werden. Es ergibt sich mit geringem Aufwand ein Einsparpotenzial von bis zu 10 Prozent.
Können Mieter vom Vermieter Erneuerungen an der Heizungsanlage verlangen, wie etwa über die Erneuerung von Thermostaten?
Maurer: Laut Energieeinsparverordung fordert der Gesetzgeber unter anderem, dass die Brennersteuerung bei der Zentralheizung witterungsgeführt sein sollte. Ebenfalls sind selbsttätige Thermostate an Heizkörpern Pflicht. Sollten die Thermostate nicht selbsttätig sein, sollte sich der Mieter mit dem Vermieter in Verbindung setzen.
Woher weiß man, wann man seine Heizung entlüften muss?
Maurer: Die Heizkörper sollten regelmäßig entlüftet werden, spätestens jedoch, wenn die Wärmeverteilung am Heizkörper fühlbar ungleichmäßig wird oder anfängt zu „gluckern“. Es empfiehlt sich eine routinemäßige Heizungsentlüftung vor Beginn der Heizperiode.
Wie viel Energie kann man durch programmierbare Thermostate sparen und wann ist der Einbau sinnvoll?
Maurer: Es gibt verschiedene Tests unter anderem von Stiftung Warentest bei denen eine Einsparung von bis zu zehn Prozent gegenüber einer konstanten Raumtemperatur erreicht wurde. Die programmierbaren Thermostatventile sind vor allem für Hausbesitzer mit vielen Heizkörpern sehr komfortabel, um auch ohne ständige manuelle Temperaturregelung Energie zu sparen. Der Austausch der Thermostate ist zudem sehr einfach.
Alle Tipps auf einen Blick
- Einstellung der richtigen Raumtemperatur (Wohnräume 20 bis 22 Grad, Bäder 23 Grad, Küche und Schlafzimmer 18 Grad)
- Abdichten von Fenstern und Türen mit elastischen Dichtungsbändern
- Pro Tag ein- bis zweimal stoßlüften, Heizung dabei aus
- Bei längerer Abwesenheit: Raumtemperatur um drei bis vier Grad herunterregeln
- Heizungskörper brauchen Abstand zu Möbel, Vorhängen und ähnlichem
- Heizung regelmäßig entlüften