Heidelberg/Rhein-Neckar, 03. Oktober 2012. (red) Aktualisiert. Die für heute geplante NPD-Kundgebung in Heidelberg wird von rund 1.500 Gegendemonstranten am Bahnhof blockiert. Angemeldt sich 100 NPD-Anhänger. Wie viele tatsächlich angereist sind, ist zur Zeit nicht klar. Fest steht, dass die Rechtsextremen vermutlich ihren Marsch zum Bismarckplatz nicht antreten können. Zuletzt hatten die Nazis 1998, 2001 und 2003 versucht in Heidelberg zu demonstrieren, was jeweils gescheitert.
Unsere Reporter vor Ort berichten von 1.800 Demonstranten nach offiziellen Polizeiangaben um 13:00 Uhr. Die Gegendemonstranten setzen sich überwiegend aus Bürger/innen jeden Alters zusammen. Autonome sind nur wenige zu sehen. Vor Ort kommt es zu Behinderungen des Straßenverkehrs und des Straßenbahnverkehrs. Zur Zeit kreist ein Polizeihubschrauber über dem Bahnhof. Insgesamt sind sieben Hundertschaften Polizei im Einsatz.
Die Demonstranten verhalten sich ruhig. Auch im Bahnhof hatten sich Gegendemonstranten versammelt, die aber sofort von der Polizei abgeschirmt worden sind, um ein Zusammentreffen mit den Nazis zu verhindern. Die Demonstranten stimmen immer wieder Sprechchöre “Nazis raus” an, verhalten sich ansonsten aber friedlich. Neben Privatleuten sind Vertreter von Bündnis90/Die Grünen, Gewerkschaften, Piraten und auch der SPD vor Ort. Die CDU demonstriert nicht mit, weil man nicht gemeinsam mit Linken demonstrieren wolle. Unter den Demonstranten sind auch Stadträte und Oberbürgermeister Eckart Würzner.
Die Polizei verhandelt derweil mit den NPD-Demonstranten, welche Fahnen erlaubt sind und welche nicht. Ob der Marsch zum Bismarckplatz stattfinden kann, ist zweifelhaft.
Über Twitter informieren sich Demonstrationsteilnehmer mit dem hashtag nonazishd.
Updates:
Um kurz nach 14:00 Uhr hat die Polizei die Gegendemonstranten aufgefordert, den Weg freizumachen und betont, dass sich die Polizei neutral verhalten muss. Die Gegendemonstranten bleiben und skandieren “Nazis raus” und “Wir gehen nicht weg”.
Um 14:28 Uhr kündigt die Polizei den Gegendemonstranen eine Räumung an. Zweite Aufforderung, den Weg frei zu machen.
Um 14:39 erfahren wir von der Polizei, dass es in Kürze die dritte Aufforderung an die Gegendemonstranten geben wird. Danach müssen Aufsichtsbehörde und Polizei entscheiden, ob geräumt wird. Anhand der Masse der Gegendemonstranten ist das eher unwahrscheinlich. Die Polizei beziffert die Zahl der Gegendemonstranten auf “mehr als 1.500”. (Wir haben die zuvor genannte Zahl 1.800 aktualisiert.)
14:47 Uhr. Unser Reporter Reinhard Lask berichtet von rund 70 Nazis, überwiegend jung, etwa zehn Frauen sind darunter. Vereinzelt sind Skins darunter, der Rest sieht “normal” aus. Die Kleidung ist überwiegend dunkel oder schwarz. Die Fahnen wurden eingerollt. Man steht ratlos in Grüppchen herum. Wer auf Toilette will, wird einzeln von der Polizei eskortiert. Es sieht nicht danach aus, dass die NPD ihren Marsch durchführen kann. Eine Kundgebung hat bislang nicht stattgefunden. Unter den NPDlern ist auch der Kreisvorsitzende Jan Jaeschke. Die Gegendemonstrante skandieren weiter gegen die Nazis und halten ihre Positionen. Die NPD hat die Polizei aufgefordert dafür zu sorgen, dass sie ihr Recht auf Demonstrationsfreiheit wahrnehmen können. Die Polizei fordert die Gegendemonstranen zum dritten Mal auf, den Weg freizumachen.
15:02 Uhr: Unklare Situation. NPD darf bis 18:00 Uhr bleiben. Halten sie das aus? In Heidelberg nach wie vor Verkehrsbehinderungen um den Bahnhof herum. Gut 1.500 Gegendemonstranten blockieren weiterhin den geplanten NPD-Marsch.
15:20 Uhr: Polizei sieht sich nicht in der Lage ohne Gefährdung der öffentlichen Sicherheit, die 1.500 Gegendemonstranten zu räumen. Polizei und NPD erklären die Demonstration für beendet. Die Nazis ziehen ab und kündigen eine Klage an.