Rhein-Neckar, 29. Juni 2012. (red/mb) Es war ein hartes Spiel für die deutsche Nationalelf. Zum ersten mal in diesem Tunier lagen sie hinten, hatten den Druck aufholen zu müssen. Man sah im Vergleich zu den ersten Spielen eine deutlich spielsicherere Mannschaft bei der EM 2012. Doch leider reichte das nicht aus. 95. Minuten lang spielte das deutsche Team auf das italiensche Tor, nur selten kamen die Italiener bis zu Manuel Neuer durch. Doch letztendlich nutzten die Italiener ihre im Vergleich wenigen Torchancen und ziehen, mit einem 2:1 Sieg, ins EM-Finale gegen Spanien ein.
Von Michèle Baumann
Es war ein trauriges Spiel gestern Abend gegen die Italiener. Die deutsche Mannschaft, die als Favourit galt, scheiterte erneut an Italien. Nach einem super Spiel gegen Griechenland waren sich alle sicher, dass Deutschland Italien schlagen wird und der EM Titel nicht unerreichbar scheint. Doch leider sollte es so nicht kommen. Ein Großteil der Partie spielte sich in der italienischen Hälfte ab, die deutsche Mannschaft hatte viele Torchancen. Durch kleine Patzer der Spieler und ideenlosen Pässe konnte die defensivstarke Abwehr der Italiener allerdings nicht bezwungen werden.
Die Taktik Löws ist nicht aufgegangen. Man erwartete die gleiche Aufstellung der Mannschaft wie gegen Griechenland, doch statt Schürrle und Klose spielten Podolski und Gomez. Auch der Einsatz von Kroos auf der rechten Seite kam überraschend. Die Umstellungen der Deutschen beeinträchtigten das Zusammenspiel zunächst nicht. Ganz im Gegenteil, von Beginn an gingen sie offensiv vor und feuerten auf das italienische Tor ab. Jedoch ohne Erfolg. Sie versuchten durch die italienische Abwehr hindurch zu kommen, doch wenn es ihnen gelang, konnten sie ihre Chancen nicht richtig verwerten.
Taktik Löws nicht aufgegangen
Ein gutes Spiel lieferte Mesut Özil ab. Zu Beginn des Tuniers war er bei weitem nicht auf seinem Niveau angelangt, man vermisste den sonst so spielsicheren und aktiven Özil. Und da war er wieder. Im Spiel gegen Italien überwand er im Zwei- auch Dreikampf die Italiener und ging offensiv vor. Nur das reichte nicht, die ganze Mannschaft muss mitziehen. Stattdessen kam der Ball zum italienischen Superstar Balotelli, der durch einen Abwehrfehler der deutschen Mannschaft in der 20. Minute das 1:0 schoss. Die Deutschen zeigten sich geschockt, sie waren bis dahin noch kein einziges Spiel im Rückstand gewesen. Doch ein 1:0 Rückstand wäre aufzuholen gewesen. Aber es sollte noch schlimmer kommen…
Trotz der vielen Torchancen der deutschen Mannschaft kam es einfach nicht zum Ausgleich. Man sah ihre Bemühungen und den Willen zu gewinnen, aber es war einfach nicht möglich, den Ball ins Eckige zu donnern. Im Vergleich zu den Deutschen kam die italienische Mannschaft nur wenig aus ihrer Hälfte raus, hatte auch weitaus weniger Torchancen. Doch die, die sie hatten, nutzten sie. Zwei Mal. Nach einem Zuspiel von Montolivo verschätze sich Philipp Lahm, lief nicht mit und Balotelli feuerte den Ball ins rechte Eck. Nun stand es schon 2:0 für Italien in der ersten Halbzeit.
Balotelli – der Terminator
Die Verbitterung war groß. Das war nicht nur bei den Fans zu sehen, sondern auch der deutschen Nationalmannschaft und Bundestrainer Jogi Löw. Ein Rückstand von 1:0 gegen die Italiener wäre aufzuholen gewesen, doch ein 2:0 schien eng zu werden. Nach der Halbzeitpause reagierte Löw. Er nahm Podolski und Gomez raus, brachte dafür Reus und Klose. Die Mannschaft wirkte weiterhin willensstark, machte offensiv enormen Druck. Doch es war wie verhext. Ein Anschlusstreffer folgte trotz vieler Chancen einfach nicht. Stattdessen kam Italien wieder und man sah schon beinahe das 3:0.
Je mehr die Zeit schwand, desto mehr war die Verbitterung über den Rückstand und das womögliche Aus für Deutschland zu spüren. Weiterhin hoffte man auf einen Anschlusstreffer, um dann noch womöglich den Ausgleich zu verschaffen. Nachdem die 90. Minuten um waren, wich trotz der 5. Minuten Nachspielzeit jede Hoffnung. Bis zur 92. Minute, in der durch ein Handspiel ein Strafstoß für die Deutschen gepfiffen wurde, den Özil verwandeln konnte. Der Anschlusstreffer war da! Ganze drei Minuten hofften alle sehnlichst auf einen schnellen Ausgleich – doch leider sollte es einfach nicht sein.
Ausgleich lies in den letzten drei Minuten nochmal hoffen
Nach den 5 Minuten Nachspielzeit wurde abgepfiffen. Die Italiener außer sich vor Freude über ihren Sieg und somit den Einzug ins Finale. Die Deutschen dagegen enttäuscht und verbittert, denn eigentlich war sie die bessere Mannschaft in dieser Partie. Es wäre zu schön gewesen nach so vielen Jahren in einem Tunier gegen Italien zu gewinnen, doch wenn es diese EM nicht sein soll, dann bei der nächsten EM oder WM 2014. Italien ist kein leichter Gegner, sie haben ihre Chancen genutzt und deshalb: Glückwunsch zum Einzug ins Finale! Wir hoffen, dass sich die deutsche Mannschaft bald von dieser Niederlage erholt hat und sind stolz auf ihre Leistung, denn für uns sind sie die Gewinner das Tuniers – die Sieger der Herzen!