
Ansprache und Zuwendung sind wichtig im Notfall.
Dossenheim/Rhein-Neckar, 27. September 2011. (red) Am vergangenen Samstag heulten Einsatzsirenen in Dossenheim. Feuerwehren aus sechs Orten und zwei Werkfeuerwehren mussten Brände löschen und Personen retten. Ein großes Spektakel für die Bevölkerung, die die Übungseinsätze interessiert verfolgte, aber auch eine notwendige Übung, um die Zusammenarbeit der Wehren zu verbessern.
Von Hardy Prothmann
Während die Feuerwehren Dossenheim und Schriesheim gerade einen Brand im katholischen Kindergarten in der Wilhelmstraße bekämpfen, kommt die Meldung, dass ein Fahrzeug feststeckt. Geparkte Autos verhindern das Durchkommen. Eine Katastrophe im Ernstfall. Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände schleppen die Feuerwehrleute zu Fuß zum Einsatzort. Kostbare Rettungszeit vergeht. Leider nehmen viele Autofahrer keine Rücksicht auf ein gutes Durchkommen der Rettungskräfte.

Vorbereitung und Team-Work.
Im verrauchten Kindergarten werden zwei vermisste Personen gesucht – ein Erwachsener und ein Kind. Über das Fenster wird ein Kind gerettet, der Erwachsene wird versorgt und aus dem Gebäude getragen.
Kurz drauf ruft der nächste Einsatz. Ein Blitzschlag ist auch hier der Auslöser. Brannte im Kindergarten der Stromverteilerkasten, ist es in der Schule ein Kabelbrand. Ein Lehrer steckt mit 25 Kindern im dritten Stock fest, sie flüchten sich auf zwei Dachterrassen der Neuberg-Schule. Das Treppenhaus ist ohne Atemschutz nicht passierbar.
Die Drehleitern aus Schriesheim und Ilvesheim bringen sich in Position und holen die Personen in den Körben vom Dach. Eine Person ist so schwer verletzt, dass sie mit der Trage gerettet werden muss. Außerhalb des Gefahrenbereichs übernehmen die Rettungsdienste die Verletzten. Löschfahrzeuge aus Altenbach, Ursenbach und Ilvesheim und der Firma Metzeler (Edingen-Neckarhausen) werden in Stellung gebracht und der Brand bekämpft, während parallel die Rettung läuft.
Als wären die Wehren nicht schon genug gefordert, kommt der dritte Notruf. Im Neuberg-Schwimmbad hat es einen Chemikalienunfall gegeben. Es hat sich Chlorgas gebildet, ein Hausmeister muss gerettet werden. Mit einem ABC-Erkundungsfahrzeug wird die Lage gecheckt, aus Edingen, Neckarhausen und von den Chemischen Betrieben Ladenburg kommen Löschfahrzeuge zum Einsatzort. Die Dekontaminierungseinheit aus Neckarhausen ist vor Ort. Die Feuerwehr Ladenburg misst die Schadstoffbelastung. Unter Atemschutz wird der Verletzte gerettet.

Chemieunfall - die Zeit läuft, jede Sekunde zählt.
Der vierte Einsatz findet in der Schulstraße, Ecke Bachstraße statt. Ein Pkw ist wegen überhöhter Geschwindigkeit in eine Mauer geknallt. Der Fahrer ist verletzt und eingeklemmt. Betriebsstoffe laufen aus. Die Heddesheimer Feuerwehr muss das Fahrzeug aufschneiden, bevor sie die Person retten kann. Mit hydraulischem Werkzeug spreizen und zerschneiden sie die Karosserie (des Schrottautos). Als das Dach weg ist, wird der Verletzte für den Rettung aus dem Auto vorbereitet. Ein Rettungskorsett wird angelegt.

Rettung - möglichst schonend.
Weit über 100 Kräfte sind im Einsatz – die Szenarien vielfältig, aber „alltagstauglich“ – so könnte es auch in wirklich sein. Die Übung ermöglicht es, Schwachstellen zu finden und zu verbessern.
Eine offensichtliche war, dass bei keinem Einsatz alle oder die meisten Wehren des Unterkreises Ladenburg gleichzeitig beteiligt waren – doch nur dann muss man sich auch koordinieren. Sicherlich sind den Fachleuten von den Feuerwehren alle Dinge aufgefallen, die nur Fachleute erkennen können. Immerhin war der stellvertretende Kreisbrandmeister Axel Schuh vor Ort und beobachtete die Einsätze. Was ihm nicht auffallen konnte – die verletzte Person auf dem Dach der Schule blieb über lange Minuten hinweg unversorgt und ohne Ansprache, obwohl bereits Feuerwehrkräfte auf dem Dach waren. Auch beim Einsatz am Pkw fiel auf, dass ein Feuerwehrmann minutenlang mit einem Nothämmerchen die Frontscheibe bearbeitete, um ein Loch für die Säbelsäge zu schaffen, was aber nicht gelang. Ein Schnitt mit der hydraulischen Schere in die A-Säule erzeugte dann ein Loch. Mit der Säbelsäge (einer Art Stichsäge) wurde die verklebte Scheibe dann herausgetrennt.
Das sind Details, doch kommt es oft genau darauf an. Im Großen und Ganzen waren die Zuschauer sicherlich beeindruckt vom Einsatzwillen und wie innerhalb kürzester Zeit eine Rettung geplant, aufgebaut und durchgeführt wird. Und man musste nicht zwei Mal hinschauen, um zu sehen, wie anstrengend das ist. Die verschwitzen Gesichter der Feuerwehrleute zeigten die Strapazen eindeutig.

Rettung aus schwindeleregenden Höhen.
Viel Freude mit den Fotos:
[nggallery id=49]
[nggallery id=50]