Mannheim, 28. August 2018. (red/pm) 243 Beratungsfälle – das ist die Jahresbilanz der Beratungsstelle „Faire Mobilität“. Ob bei Kündigungen, Fragen zu Entgeltansprüchen oder Arbeitsverträgen, Fragen zu Gerichtsverhandlungen oder Gewerkschaften, oder allgemeine Fragen zu Unterbringung, Krankenversicherung oder Kinderbetreuung: Zugewanderte können sich seit April 2017 kostenlos von den Experten in der Beratungsstelle „Faire Mobilität“ im Mannheimer Gewerkschaftshaus zu arbeits- und sozialrechtlichen Fragen beraten lassen.
Information der Stadt Mannheim:
“Die Zahl der Ratsuchenden steigt dabei kontinuierlich an. „Das Angebot hat sich bei den Zuwanderern herumgesprochen und wird immer besser genutzt“, erläutert Christian Dorev, der zusammen mit seinem Kollegen Nikolay Mlekanov in der Beratungsstelle beschäftigt ist.
90 Prozent der Ratsuchenden kommt aus Bulgarien, doch es finden auch Menschen rumänischer, mazedonischer oder bosnischer Herkunft den Weg in die Beratungsstelle.
„Mannheim erlebt nach wie vor einen großen Zustrom von Menschen aus Bulgarien und Rumänien, die teilweise in prekären Verhältnissen leben und arbeiten. Diesen machen wir mit der Beratungsstelle „Faire Mobilität“ ein weiteres, muttersprachliches Unterstützungsangebot“, so Hermann Genz, Leiter des Fachbereichs Arbeit und Soziales der Stadt Mannheim. Denn viele der Ratsuchenden sind sich ihrer Rechte und Pflichten auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor nicht bewusst und sind abhängig von ausbeuterischen Strukturen. Bei schwerwiegenden rechtlichen Problemen greift die Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB): denn Gewerkschaftsmitglieder erhalten bei Bedarf eine Rechtsberatung und -vertretung.
Dass das Angebot für Mannheim sinnvoll und notwendig ist, zeigt ein weiterer Blick in die Statistik: 80 Prozent der Ratsuchenden kommen aus Mannheim, obwohl es außer hier nur noch in Stuttgart eine Beratungsstelle im Südwesten Deutschlands gibt.
„Viele der Ratsuchenden kommen gleich mit einem ganzen Bündel an Problemen zu uns“, so Dorev und Mlekanov. Wem gekündigt wird, oder dessen Firma Insolvenz anmeldet, der hat oft auch ausstehende Gehaltszahlungen und in Folge dessen Probleme mit der Wohnsituation. Beschäftigt sind ein Großteil der ratsuchenden Menschen in den Branchen Lager/Transport/Logistik, in der Reinigung, dem Baugewerbe oder der Gastronomie.
„Der Bedarf für eine solche Beratungsstelle ist nach wie vor groß“, sagt Thomas Löffler, Wirtschafts- und Sozialpfarrer bei der Evangelischen Kirche Mannheim, auch mit Blick auf die derzeitige Befristung der Finanzierung auf zwei Jahre. Denn obwohl es bundesweit Beratungsstellen „Faire Mobilität“ gibt, kommt in Mannheim ein ganz besonderes Modell zum Tragen: Die hiesige Beratungsstelle ist ein Kooperationsprojekt des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA), des Deutschen Gewerkschaftsbunds Nordbaden und des Diakonischen Werkes Mannheim, das zudem die Anstellungsträgerschaft der Mitarbeitenden übernimmt. Evangelische Kirche und Gewerkschaft beteiligen sich mit je 10.000 Euro an der Finanzierung. Weiter wird das Angebot finanziert aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg (40.000 Euro) und der Stadt Mannheim (20.000 Euro).
Für Mannheim und die hier lebenden Zuwanderer ist die Beratungsstelle ein Gewinn. Einer, den es auch für die nächsten Jahre zu erhalten gilt.”