Schriesheim, 27. März 2015. (red/ld) Einem kurzen Moment der Andacht um die Opfer des Flugzeugabsturzes am Dienstag folgten im Gemeinderat am Mittwochabend freudigere Tagesordnungspunkte: Die höchste Auszeichnung der Stadt wurde vergeben, das Bedarfstaxi zum Branich erweitert und der Bebauungsplan für das Ärztehaus beschlossen.
Von Lydia Dartsch
Mit einer Schweigeminute begann die Sitzung des Gemeinderats am vergangenen Mittwochabend. Diese galt den Menschen, die am vergangenen Dienstag beim Flugzeugabsturz des Germanwings-Airbus in den Alpen ums Leben gekommen waren sowie deren Angehörigen: „Sie sehen unsere Zeichen der Anteilnahme und der Trauer an den Fahnen vor dem Rathaus, die auf Halbmast hängen“, sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer.
Auf den eindrucksvollen Moment der Stille folgte ein feierlicher Tagesordnungspunkt: Karl-Heinz Schulz wurde die Goldmedaille der Stadt verliehen – die höchste Auszeichnung Schriesheims.
Nur wenige Menschen haben diese Auszeichnung,
sagte Herr Höfer. Um sie zu erhalten müsse man schon herausragendes leisten. Dies sei Herrn Schulz, der sich seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert, gelungen. Beispielsweise leitet er seit vielen Jahren den Mathaisemarkt. Er organisiert das Straßenfest mit Jazz in der Oberstadt. Er hat die Wein- und die Rotweinwanderung ins Leben gerufen und präsentiert die Stadt auf dem Maimarkt in Mannheim.
Bedarfstaxi zum Branich auch am Wochenende
Herr Schulz berufe sich immer darauf, dass er ein gutes Team hat, sagte Herr Höfer an den Geehrten gerichtet:
Dir ist es vor allem gelungen, Dein Team an Dich zu binden. Du hast Vertrauen aufgebaut zu den Menschen. Es geht Dir immer um die Stadt.
Herr Schulz bedankte sich beim Verkehrsverein, der ihn dafür vorgeschlagen hatte. Er bedankte sich bei seinen Helfern, seiner Familie und bei den Altstadträten, die aus diesem Anlass zur Gemeinderatssitzung gekommen waren:
Ich bin sehr stolz auf diese Auszeichnung.
Grund zur Freude hatten auch die Bewohner des Branichs: Mit einem einstimmigen Votum beschloss der Gemeinderat auf Antrag der IG Branich, dass das Angebot des Bedarfstaxis ausgeweitet wird. Mit diesem kann man sich zur Zeit montags bis freitags zwischen 07:30 und 18:00 Uhr vom Branich in die Kernstadt und zurück bringen lassen, zu einem Fahrpreis von 3 Euro. Künftig kann das Bedarfstaxi an allen Werk-, Sonn- und Feiertagen zwischen 06:00 und 22:00 genutzt werden.
Nachhaltigkeitsbericht der Stadt online
Mit 700 Fahrten im vergangenen Jahr und 47 Fahrten im Januar wird das Angebot gut nachgefragt. Die Gemeinde subventioniert das Angebot mit 5 Euro pro Fahrt. Sie rechnet mit 15 Fahrten mehr pro Monat und monatlichen Mehrkosten von 76,35 Euro.
Eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) spielt auch eine Rolle im Nachhaltigkeitsbericht der Stadt, den Bauamtsleiterin Astrid Fath vorstellte und der auf der Homepage der Stadt Schriesheim abrufbar ist. Der Bericht, den die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen erstellt hat, soll anhand verschiedener Indikatoren wie dem Ausbau der erneuerbaren Energien, der Bevölkerungsstruktur und der lokalen Wirtschaft die Entwicklung der Stadt messbar machen.
„Bericht als Grundlage für Gemeinderatsentscheidungen“
„Bei der Photovoltaik sind wir auf Rang 26 in der Solarbundesliga“, sagte Frau Fath. Bei der Anzahl der Autos pro Einwohner liege die Stadt unter dem Baden-Württembergischen Durchschnitt. Dies sei auf die gute ÖPNV-Anbindung zurückzuführen. Der Bericht lässt auch Rückschlüsse auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt zu. „Schriesheim ist auf einem guten Weg“, sagte Daniel Schneegass (CDU). Er bat seine Stadtratskollegen, bei künftigen Entscheidungen diesen Bericht zu Grunde zu legen.“
Der Bericht ist Teil des Pilotprojekts „Nachhaltigkeitsberichterstattung in kleinen und mittleren Gemeinden“ der Landesregierung im Rahmen deren Nachhaltigkeitsstrategie. Matthias Meffert (Freie Wähler) sagte, er hoffe, dass viele Bürger diesen Bericht lesen. Man könne sich glücklich schätzen, dass die Stadt Teil dieses Pilotprojekts ist, sagte Marco Ginal (SPD). Wolfgang Renkenberger (FDP) sagte mit Blick auf sein Exemplar in Farbdruck und Ringbindung an, dass ein Schwarz-Weiß-Druck ohne Plastik auch im Sinne der Nachhaltigkeit gewesen wäre.
Bebauungsplan Ärztehaus genehmigt
Abgestimmt wurde der vorhabenbezogene Bebauungsplan „Ärztehaus“ an der Ecke Landstraße/Ladenburger Straße. Nachdem während der Offenlage keine Bedenken und Anregungen eingegangen waren, wurden ohne weitere Aussprache die Änderungen aus der Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange einstimmig angenommen. Anschließend wurde der Bebauungsplan bei vier Gegenstimmen beschlossen.
Ein weiteres Ärztehaus soll auf der gegenüberliegenden Seite der Landstraße entstehen. Um das Haus zu errichten, muss der Vorhabenträger das dafür benötigte Grundstück von der Gemeinde kaufen. Im Gegenzug will die Gemeinde zwei Grundstücke kaufen, um den dort befindlichen Gehweg zu verbreitern. Der Gemeinderat stimmte diesem Vorschlag einstimmig zu.