Mannheim/Rhein-Neckar, 25. April 2015. (red/pro) Chris Rihm ist seit langem beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) engagiert. Am Freitagmorgen startete er eines der ASB-Motorräder, ließ den Motor nach der Winterpause laufen. Plötzlich tut es einen Schlag, kurz darauf steht die Doppelgarage im Vollbrand. Als Rettungssanitäter hilft er Menschen, hat schon viele „schlimme Sachen“ gesehen. Wenn es dann unmittelbar einen selbst trifft, sitzt der Schock trotz aller Professionalität tief: „Ich bin nur froh, dass ich oder jemand anderes nicht daneben stand. Das hätte so richtig böse ausgehen können.“
Interview: Hardy Prothmann
Herr Rihm, es tat einen lauten Knall, kurz drauf steht Ihre Garage im Vollbrand. Wo waren Sie, wie haben Sie das erlebt?
Chris Rihm: Unsere ASB-Motorräder, die wir vor knapp zwei Jahren angeschafft haben, standen wegen Platzmangels bei mir in der Garage. Nach dem Winter hatte ich die Batterien geladen und eine der Maschinen gestartet, um sie nach der Winterpause ein wenig warm laufen zu lassen. Dann bin ich nochmal um die Ecke in mein Reisebüro, weil ich was vergessen hatte. Da hörte ich den Schlag, hab mir aber nichts gedacht. Als ich nach ein paar Minuten zurück war, stand die Garage in Flammen.
![abgebrannte motorräder-24. April 2015-IMG_3850](https://www.rheinneckarblog.de/files/2015/04/abgebrannte-motorräder-24.-April-2015-IMG_3850.jpg)
Was von den BMWs übrig blieb – es gab einen Knall, innerhalb von Sekunden stand die Doppelgarage in Flammen.
Gab es Personenschäden?
Rihm: Zum Glück nicht. Kollegen vom ASB, der direkt gegenüber ist, haben meine Oma aus dem Haus geholt, sonst war niemand da. Zum Glück waren weder ich noch mein Freund neben den Motorrädern gestanden als es die Explosion gegeben hat – ich will mir nicht ausmalen, wie dann ausgegangen wäre.
Das Feuer muss enorm gewesen sein.
Rihm: Das war es. In der Garage war eigentlich nichts Explosives – außer eben den beiden Motorrädern, die Spezialumbauten sind und über jeweils zwei leistungsfähige Batterien verfügen, wegen der Signalanlagen. Vollgetankt wegen Korrosionsschutz macht das 60 Liter Sprit und beide waren mit Defibrilatoren ausgestattet, die wiederum Lithium-Ionen-Akkus haben und die reagieren, wie ich jetzt weiß, bei einem Brand sehr heftig. Die Garage ist hin und baufällig, da ist sogar ein Stahlträger angeschmolzen, die Motorräder sind Gerippe und die Tanne neben der Garage ist bis 15 Meter hoch abgefackelt.
Warum hatten Sie das Motorrad gestartet?
Rihm: Der Kollege und ich wollten eine der Maschinen zum Maimarkt fahren – als Eyecatcher, die andere sollte zu einem Sommerfest in Sandhausen.
![bmw asb-22. Juli 2013-bmw asb](https://www.rheinneckarblog.de/files/2015/04/bmw-asb-22.-Juli-2013-bmw-asb.jpg)
ASB-Motorrad vor dem Brand. Foto: privat
Sie sind seit 20 Jahren im Rettungsdienst beim ASB und aktuell Einsatzleiter Rettungsdienst sowie Fachwirt für Sozial- und Gesundheitswesen. Schwere Unfälle, entsprechende Zerstörungen und Menschen in Not kennen Sie aus nächster Nähe. Wie fühlt man sich, wenn einem selbst so etwas passiert?
Rihm: Ja, ich habe schon viele schlimme Sachen gesehen und habe mich auch mal nach einem schweren Busunglück wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung behandeln lassen. Im ersten Moment habe ich routiniert reagiert – läuft ja alles im Kopf wie ein Einsatz. Abends dann fiel die Spannung ab und dann sind Tränen geflossen – das ist gut so. Ich bin ja Mensch und wenn ich mir vorstelle, was hätte alles passieren können. So ist es ein Sachschaden, es gibt niemanden, der verletzt ist und das ist die Hauptsache. Und ich danke allen, die schnell und professionell geholfen haben.
Wie geht es jetzt weiter?
Rihm: Jetzt müssen die Versicherungen klären, wer was vom Schaden übernimmt. Ein Sachverständiger wollte nicht in die Garage, weil die ja einsturzgefährdet ist. Ich mache da nichts, die sollen das unter sich klären.
Und die Motorräder? Wieso hat der ASB überhaupt solche Fahrzeuge?
Rihm: Das war damals meine Idee. Wir hatten die Maschinen vom ASB-Karlsruhe übernommen, davor waren sie im Einsatz bei der Bundeswehr. Das waren speziell umgerüstete BMW R 1150 RT mit denen man einfach schneller zu einem Einsatz kommt, beispielsweise bei Stau oder unzugänglichen Orten; außerdem wurden diese für Präsentationen, beispielsweise auf dem Maimarkt eingesetzt.
![chris rihm-22. Februar 2013-chris rihm rettungsassistent](https://www.rheinneckarblog.de/files/2015/04/chris-rihm-22.-Februar-2013-chris-rihm-rettungsassistent.jpg)
Chris Rihm – ist seit 20 Jahren im Rettungsdienst. Foto: privat
Zur Person: Chris Rihm (37), ist seit 20 Jahren beim ASB aktiv. Er kam als Schüler dazu. Damals gab es 1995 am Elisabeth-Gymnasium Schwierigkeiten mit der Ersten Hilfe, die dort schlecht organisiert war. Er organisierte dann einen Schüler-Sanitätsdienst mit einwöchiger Ausbildung. Sein Projekt hatte Modellcharakter – heute haben das alle Mannheimer Schulen. Weil er Zivildienst machen wollte, absolvierte er diesen beim ASB, wurde dann zum Rettungsassistenten ausgebildet, absolvierte noch einen betriebswirtschaftlichen Abschluss als Fachwirt Sozial- und Gesundheitswesen und ist heute Inhaber eines Reisebüros.
Er ist stellvertretender Vorsitzender im ASB Rhein-Neckar und Einsatzleiter Rettungsdienst – zuletzt vor fünf Wochen bei einem schweren Unfall auf der A6. Außerdem engagiert er sich politisch als Vorstandsmitglied der CDU Käfertal und Sprecher des Bezirksbeirates Käfertal.
Der Brand entwickelte eine weit sichtbare Rauchwolke, der Schaden liegt bei rund 60.000 Euro, schätzt die Polizei.