Weinheim, 23. Januar 2017. (red/ric) Vierzehn Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage. Die Konkurrenz um den ersehnten Aufstieg in die Fußball-Oberliga nach allen Regeln der Kunst deklassiert und was dann? Die Vereinsführung der TSG 1862/09 Weinheim entlässt zum Saisonende Trainer Dirk Jörns sowie Spielleiter David de Vega. Der spielende Co-Trainer Thomas Süß wollte zunächst in der Winterpause den Klub verlassen, konnte aber zum Bleiben bewegt werden. Zurück bleiben fassungslose Spieler und Fans, sowie die Frage, ob unter diesen Umständen der Aufstieg noch in Gefahr gerät. Mit Christian Schmitt wurde bereits ein Nachfolger von Jörns vorgestellt, dieser wechselt zur neuen Saison vom Kreisoberligisten KSG Mitlechnern in die Zweiburgenstadt.
Von Riccardo Ibba
Der aktuelle Chef-Trainer der ersten Mannschaft Dirk Jörns hat die Aufgabe zusammen mit seinem Betreuerstab die Saison 2016/2017 bestmöglich abzuschließen,
heißt es in einer Pressemitteilung der TSG 1862/09 Weinheim, nachdem zuvor bekannt gegeben worden war, dass zur kommenden Spielzeit ein neuer Trainer verpflichtet wurde. Erst die Zusammenarbeit beenden, um dann noch im Kommando-Ton maximalen Erfolg einzufordern, es wird rau an Weinheims erster Fußballadresse.
Grandiose Zusammenarbeit geht in die Brüche
Grund für die Trennung ist wohl das liebe Geld. Und ein Interview mit Jörns, indem er die finanziellen Einschnitte zur kommenden Spielzeit ansprach und die Frage aufwarf, wie es unter diesen Umständen mit dem Verein weitergehen sollte. Der Verein unterstellte dem Trainer daraufhin vereinsschädigendes Verhalten und erklärte die Vertrauensbasis für zerrüttet.
Bereits in dieser Spielzeit mussten die Fußballer der TSG mit einem keineswegs üppigen Etat auskommen, die Konkurrenten um den Aufstieg, wie VfR Mannheim oder Heddesheim verfügen über deutlich mehr Geld.
Was das Betreuerteam zusammen mit den Verantwortlichen des Vereins in den letzten drei Jahren auf die Beine gestellt haben war großartig, umso verwunderlicher nun der harsche Bruch. Zur neuen Saison soll der Etat ein weiteres Mal angepasst werden, wie es so schön heisst, sprich, es soll weiter gekürzt werden.
Dabei dürften alleine die Fahrtkosten für längere Anreisen in der Oberliga einen fünfstelligen Betrag verschlingen. Wie das gelingen soll, dazu schweigt der Verein. Die Verantwortlichen sollten sich bekennen, ob man ambitionierten Fußball in Weinheim anbieten möchte oder eben nicht.
Spieler waren zu Gehaltseinbußen bereit
Und das für vergleichsweise kleines Geld. Wenn man hochklassigen Fußball möchte, sind die Verantwortlichen in der Pflicht, zusätzliches Geld aufzutreiben, das fällt in der Oberliga leichter als in unteren Klassen. Oder zumindest den aktuellen Etat wieder zu stemmen.
Mit der Galionsfigur Sepp Herberger sollte es möglich sein, potenzielle Geldgeber anzulocken. Ein Verein der einst Bayern München aus dem DFB-Pokal warf, besitzt eine ruhmreiche Vergangenheit aus der man noch heute mit etwas Phantasie Kapital schlagen kann. Zumal die Spieler und Trainer keine großen Forderungen gestellt hatten, die Spieler waren sogar bereit auf Geld zu verzichten.
Die Spieler hätten einer Kürzung der Bezüge zugestimmt, wenn David de Vega und ich weitergemacht hätten, aber der Verein hat das anders gesehen,
sagte Trainer Jörns dem Rheinneckarblog.
Die junge Mannschaft hat einen tollen Charakter und die Geste auf das Geld zu verzichten hat David und mich sehr berührt,
so der Coach weiter.
Nun steht zu befürchten, dass sich die Spieler nach dem Ende der Saison anderweitig umsehen, eine formidable junge Mannschaft, welche die Stadt hervorragend repräsentiert hat, droht auseinanderzubrechen.
Ende des Aufschwungs?
Nach Jahren des Rumdümpelns wird ausgerechnet jetzt der Rotstift gezückt, gerade als es gelingt dem Traditionsverein zu neuem Glanz zu verhelfen. Dass Interesse an hochwertigem Fußball in Weinheim besteht, haben die Relegationsspiele der letzten Saison gezeigt als jeweils 1.000 Zuschauer ins Stadion kamen, um die Mannschaft zu unterstützen. Ganz zu schweigen vom Viertelfinale im Badenpokal, als gegen Waldhof Mannheim über 3.000 Fans ins Sepp-Herberger-Stadion pilgerten.
Wie es in der neuen Saison weitergehen soll, steht demnach vollkommen in den Sternen, der neue Trainer Schmitt steht vor der Aufgabe aus einem möglichen Scherbenhaufen und ohne Geld ein konkurrenzfähiges Team für die Oberliga zu formen. Beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
Meisterschaft zum Abschied
Wie es für Erfolgstrainer Jörns und seinen kongenialen Partner de Vega in Zukunft sportlich weitergeht, interessiert die beiden aktuell nicht. Nur das sie auch weiter gemeinsam arbeiten werden liegt nahe.
David und ich haben ein großes Vertrauensverhältnis aufgebaut und ergänzen uns in vielen Dingen. Wir haben viel erreicht in den vergangenen Jahren. Ich denke David sieht das genauso,
sagt Herr Jörns.
Zukunftsmusik. Die gesamte Konzentration liegt nun auf dem Trainingsauftakt am 24. Januar und den verbleibenden Spielen der Rückrunde, damit der Traum vom Aufstieg in die Oberliga realisiert werden kann.
Das die Mannschaft sich nicht hängenlässt ob der obskuren Gemengelage, steht für die beiden fest. Auch der jetzt schon wechselwillige Co-Trainer Süß bleibt an Bord.
Thomas Süß wollte den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen, da er über die Neuausrichtung des Vereins enttäuscht war. Wir sind froh, dass wir ihn zum bleiben bewegen konnten, auch die Mannschaft ist voll in der Spur. Wir alle wollen den Aufstieg in die Oberliga schaffen, was der Verein aus dieser tollen Situation dann macht, ist nicht mehr unsere Aufgabe,
erklärt der Trainer.
Sich mit einer Meisterschaft zu verabschieden wäre ja auch nicht schlecht.
Traurig, aber wahr. Es scheint, als habe der Verein ohne Not die Möglichkeit verpasst, langfristig für tollen Fußball in der Stadt sorgen. Die jetzt getroffenen Entscheidungen sorgen allenthalben für Kopfschütteln.
Offizieller Grund für die Trennung sind unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung des Fußballvereins. Wohl wahr.