Mannheim, 22. Oktober 2015. (red) Aktuell (13:15 Uhr) demonstrieren rund 70 Syrer vor der Notunterkunft Spinelli. Sie beschweren sich über die „Nicht-Behandlung“ und fordern eine Registrierung. Innerhalb des Camps zeichnen sich erhebliche Spannungen zwischen den Volksgruppen ab.
Zuhause sterben jeden Tage Hunderte – darunter viele Kinder. Ich bin hier, um meine Familie nachzuholen und zu retten. Aber nichts passiert – wir sind komplett verzweifelt,
sagt ein junger Mann in fließendem Englisch. Er erzählt, dass er Student ist und mit den Nerven am Ende:
Essen, schlafen, essen, schlafen – sonst nichts. Und die Afghanen haben mich und andere bestohlen. Wir wollen nicht mit diesen Leuten hier weiter untergebracht werden.
Weiter erzählen die Männer:
Die Familien werden weggebracht – aber nur die Familien. Einzelne Männer stehen ganz hinten an. Aber wieso werden Afghanen und andere besser behandelt? Bei uns tobt der Krieg – unsere Familien sind in Todesgefahr, nicht die anderen. Wir verstehen das nicht.
Auf Spinelli hatte es bereits am Donnerstag vergangener Woche eine Spontandemo im Camp gegeben. Die Männer blicken verzweifelt, aber auch finster drein – sie wollen nicht weiter Woche für Woche vertröstet werden.
In den Gesprächen erfahren wir, dass man sich „diese Behandlung nicht mehr lange gefallen lässt“. Wenn das so weitergehe, müsse man etwas planen – was das ist, lassen die Männer offen.
In der Vergangenheit ist es immer wieder zu Protesten vor dem Camp gekommen – in anderen Lagern kam es häufiger zu Zusammenrottungen. Oft geht der Streit um die Essensausgabe.
Die Menschen in den Lagern haben nichts zu tun. „Unterhaltungsangebote“ gibt es nicht. Auch keinen Deutschunterricht. Nur wenige können sich mit Ein-Euro-Jobs etwas dazuverdienen.
Hinzu kommt, dass unterschiedliche Nationalitäten aufeinandertreffen und es kommt zu ethnischen Spannungen.