Weinheim, 21. Oktober 2019. (red/pm) Philipp Lambert ist aus Leidenschaft Förster. Aber sein Beruf verändert sich völlig. Früher ruhten seine Kollegen in sich. Sie planten Neuanpflanzungen, von denen sie wussten, dass sie die Ernte nicht mehr erleben würden. Alles war auf Dauer angelegt.
Information der Stadt Weinheim:
Das hat sich geändert – wie Lambert und seine Forstkollegen Sebastian Eick und Michael Stehle am Donnerstag bei einer Exkursion den Mitgliedern des Weinheimer Forstausschusses eindrücklich schilderten, allen voran erstmals Oberbürgermeister Manuel Just.
Im Gewann Schildkaut zum Beispiel, oberhalb des alten TuS-Sportplatzes im Birkenauer Tal, berichteten die Förster, die für den Weinheimer Wald zuständig sind, von einem Eschensterben, hervorgerufen von einem aggressiven Pilz, den man erst seit ein paar Jahren kennt. Rund zehn Hektar sind betroffen und müssen im nächsten Jahr entfernt werden, bevor sich der Schädling weiter ausbreitet.
Für die Stadt Weinheim bedeutet dies einen wirtschaftlichen Schaden. Denn unter den befallenen Bäumen sind einige so jung, dass sie von der Holzwirtschaft nicht abgenommen werden: sie bringen nichts ein. Das ist mittlerweile das Los der Forstleute: Die Baumfällungen richten sich nicht mehr – wie früher – nach der Wirtschaftlichkeit und danach, welches Holz am meisten Erlös einbringt. Die Natur gibt jetzt überwiegend vor, welche Bäume gefällt werden müssen, weil sie nicht mehr gesund sind. Das ist Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels.
Nicht nur unsere Enkel sind vom Klimawandel betroffen
Eben die Esche, aber auch die Buche und die Douglasie seien besonders betroffen, ebenso die Fichte, die durch die Trockenheit der letzten Jahre ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer geworden ist. Forstbezirksleiter Sebastian Eick erläuterte den Ausschussmitgliedern anhand von Schaubildern, wie Hitze und Trockenheit den Bäumen zusetzt. „Der Klimawandel wird nicht erst unsere Enkel betreffen, wir merken ihn schon selbst“, referierte er.
Folgen für den Haushalt der Stadt Weinheim hat das natürlich auch.
Die Folgen des Klimawandels
Im nächsten Haushalt muss wohl ein Defizit von fast 200 000 Euro stehen; dieser Empfehlung ist der Ausschuss jedenfalls gefolgt. Ebenso wie der Empfehlung, einer Neu-Strukturierung des Forstwesens im Rhein-Neckar-Kreis zuzustimmen. Der Gemeinderat entscheidet darüber abschließend im November.
Schlimm ist auch, Forstwirtschaft sei kaum noch planbar, gab Philipp Lambert zu Bedenken. Von der Douglasie habe man bis vor kurzem angenommen, sie halte stand. Jetzt ist sie ein Problembaum. Deshalb hüten sich die Förster davor, größere Flächen mit nur einer Baumart zu bepflanzen. Keiner weiß, wie es in 20 Jahren damit bestellt ist.
Der Klimawandel war ein Thema bei der Vor-Ort-Besprechung am Neuen Burgweg und rund um die Burgruine Windeck. Ebenso die Verkehrssicherung, die vom Forst überall dort vorgenommen werden muss, wo es einen Eingriff in den Wald gibt – also zum Beispiel an einem Parkplatz. Deshalb werden in den nächsten Monaten Fällungen oberhalb des Neuen Burgwegs und am Parkplatz der Windeck erforderlich. Oben an der Windeck habe dies den Nebeneffekt, dass man die Burg von Osten her schon sehen kann, wenn man auf Weinheim zufährt.“