Mannheim, 20. Juni. (red/pm) „Sie bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ein neues Zuhause zu finden“, würdigte Dr. Ulrike Freundlieb das außergewöhnliche Engagement der Festgäste. „Und zwar in einer passgenauen und nachhaltigen Alternative zu deren eigenen Elternhaus“, führte die Bürgermeisterin für Kinder, Jugend und Familie in ihrer Ansprache zum Sommerfest des Pflegekinderdienstes und der Adoptionsfachstelle der Stadt im Familienzentrum Rheinau aus.
Information der Stadt Mannheim:
„Seit vielen Jahren markiert die Veranstaltung einen festen Treffpunkt für Pflege- und Adoptiveltern – und ist damit zugleich auch für die städtische Seite ein traditioneller Ort der Begegnung und eine Gelegenheit, das Engagement der Pflegefamilien zu würdigen: „Denn wir suchen immer wieder die Möglichkeit, Ihnen Dank zu sagen, für das, was Sie leisten, für das, was Sie für die Kinder Gutes tun und Dank zu sagen, dass Sie die Stadt Mannheim eine Stück weit familienfreundlicher machen“, erläuterte Freundlieb. „Denn Sie geben Kindern, so zeigt es die Statistik, die Möglichkeit, einen Schul- und einen qualifizierten Berufsabschluss zu erlangen – oftmals als erster der eigenen Herkunftsfamilie.“
„Wir finden aber, dass mit einem ganz normalen Sommerfest Ihre Leistung gar nicht herausragend genug gewürdigt wird. Und insofern deklarieren wir diesen Tag heute zum ‚Mannheimer Tag der Pflege- und Adoptionsfamilien’“, verkündete die Bürgermeisterin. Gefeiert wurde dieser Ehrentag zudem an einem geschichtsträchtigen Ort: Nicht wie vormals im Unteren Luisenpark, sondern auf dem weitläufigen Areal des ehemaligen städtischen Kinderhauses Rheinau. Dieses habe früher auch Säuglingen und Kleinkindern Obhut und Familienersatz geliefert, rekapitulierte die Familienbürgermeisterin. 1995 habe dann das Jugendamt auf Beschluss des Gemeinderates dafür Sorge getragen, dass auch in Mannheim die Bereitschaftspflege eingeführt und damit „eine viel bessere Alternative zur Unterbringung von Kleinkindern in Heimen geschaffen“ worden sei.
„Wir haben inzwischen 220 Adoptions- und Pflegefamilien hier in Mannheim“, bilanzierte die Dezernentin für Bildung und Familie. Hierzu müssten noch 170 Kinder addiert werden, die zwar „Mannheimer Kinder“ sind, aber in Pflegefamilien außerhalb der Stadt aufwachsen. Somit seien im Moment insgesamt 390 Kinder in Pflege- und Adoptionsfamilien untergebracht. Das bedeute, dass die Aufforderung an neue Eltern, sich zu melden, auch außerhalb Mannheims gehört worden sei, zeigte sich Freundlieb erfreut. Gleichzeitig ermunterte sie die Zuhörer auch Dritten von ihrer Arbeit zu berichten, damit „das von Erfolg gekrönte Modell noch viel weiter ausgebaut werden kann. Denn wir sind darauf angewiesen, dass sich auch weiterhin neue Pflegefamilien oder adoptionswillige Elternpaare melden“, so die Bürgermeisterin.
Acht Familien, die Kinder bereits von klein auf bis in deren junges Erwachsenenleben begleitet haben, wurden beim Sommerfest überdies in besonderer Weise geehrt und von der Bürgermeisterin mit einer Urkunde ausgezeichnet. Unter ihnen beispielhaft Familie Back: Im Alter von gerade mal viereinhalb Monaten hatten Volker und Rosemarie Back die heute 19-jährige Nicoletta erstmals in ihre Obhut genommen. Später wurde die Familie, zu der auch die inzwischen erwachsene leibliche Tochter Christine Schön zählt, offiziell vom Jugendamt zur Pflegefamilie für Nicoletta bestimmt – die im Alter von zwölf Jahren zudem den Zunamen Back annahm. „Nicoletta war in diesen 19 Jahren bei uns immer voll in der Familie integriert, wie ein leibliches Kind“, berichtet Volker Back. „Für uns war und bleibt sie immer eine Bereicherung“, betont er. Die junge Frau absolviert gerade ihr Abitur und hat bereits eine Zusage für ein Duales Studium als Rechtspflegerin in Stuttgart erhalten, wie sie erzählt: „Mein Leben ist anders als bei anderen verlaufen, aber es ist gut verlaufen“, blickt sie auf die Zeit mit ihrer Pflegefamilie zurück. „Ich habe so viel mehr Chancen gehabt, als wenn ich bei meinen leiblichen Eltern aufgewachsen wäre“, glaubt die 19-Jährige.
Ein anderes Pflegekind hielt beim Sommerfest eine spontane Dankesrede: Thomas, der älteste von drei Enkeln, die von ihrer Großmutter Doris Ulbricht als Pflegemutter betreut werden, richtete an diese bewegende Worte: „Vielen Dank für deine Unterstützung und vielen Dank für alles, was du mich gelehrt hast. Du bist die beste Mama-Oma der Welt“, sagte der 19-Jährige.
Umrahmt wurde das Sommerfest von einem bunten Programm, bei dem der Kinder- und Jugendzirkus „Paletti“ die Festgäste in seine Mitmach-Manege einlud, eine Künstlerin mit den Kindern und Jugendlichen Manga-Bilder malte, Clownin „Lakritze“ für munteren Spaß sorgte und ein engagierter Pflegevater mit seinem Pflegesohn ein Fußballturnier ausrichtete.“