Weinheim, 16. Oktober 2019. (red/pm) „Wer hat in dieser Woche neue Freunde gefunden“, fragte Jonathan Hollander auf Englisch in die ersten Reihen – dort, wo die Schülerinnen und Schüler saßen, die kurz darauf auf der Stadthallenbühne tanzten. Viele Arme gingen nach oben, ebenso viele Mundwinkel. „Ihr habt Freunde beim Tanzen gefunden“, bescheinigte Hollander, der Erfinder und Mentor des internationalen Integrations- und Tanzprojektes „Dancing to connect“, das in der Weinheimer Stadthalle am Montagabend eine Station einlegte.
Information der Stadt Weinheim:
„Die Schülerinnen und Schüler des Kreisschulzentrums in Weinheim und Jugendlichen der Lern-Praxis-Werkstatt betätigten die Botschaft des Projektes, das seit Jahren durch die Welt zieht: Vertrauen und Harmonie entsteht beim gemeinsamen Tanz. „Wer miteinander tanzt, vertraut sich“, so formulierte es Andrew Halus aus dem US-Konsulat in Frankfurt, der mit Hollander gemeinsam die rund 350 Besucher in der Stadthalle begrüßte.
Der Amerikaner beschrieb, wie das Tanzprojekt schon in den schwierigsten Krisengebieten der Welt Konflikte zu lösen half. „Dancing to connect“ wurde schon in Israel aufgeführt, wo Israeli und Palästinenser gemeinsam ein Programm einstudierten, ebenso in anderen Krisenregionen des Nahen Ostens. Eine Woche lang studierten Jugendliche ein gemeinsames Bühnenprogramm ein, wie jetzt in Weinheim.
Nach einer Woche Proben an der Helen-Keller-Schule und der Lern-Praxis-Werkstatt mit Tanzprofis des Battery Dance-Ensembles aus New York gingen sie gemeinsam auf die Bühne. Voller Vertrauen. Es waren großteils junge Menschen, die im Laufe der letzten Jahre als Flüchtlinge nach Weinheim gekommen sind.
Der in Weinheim lebende Iraker Halo Azad hatte das Projekt schon einmal in seinem Heimatland miterlebt. Er hatte sich jetzt dafür eingesetzt, dass es auch nach Weinheim kommt. Er begrüßte die Besucher in geschliffenem Deutsch.
Euophorische Stimmung in der Stadthalle
Die Stimmung in der Stadthalle – auf der Bühne und im Saal – war euphorisch, die Begeisterung der Tänzerinnen und Tänzer ansteckend. Alexander Haas, verantwortlicher Lehrer an der Helen-Keller-Schule, bekam tosenden Szenenapplaus, als sein Name erwähnt wurde.
Jürgen Ripplinger vom Weinheimer Bildungsbüro begrüßte Besucher und Akteure im Namen der Stadt. Er verwies darauf, dass das „Ausloten von Bildungschancen“ in Weinheim eine große Tradition hat. In diesem Zusammenhang sei auch das Tanzprojekt zu sehen, denn dadurch werde eine Teilhabe an der Bildung für alle Menschen ermöglicht, „egal, wo sie herkommen und welche Sprache sie sprechen“, betonte er. Die Stadt gehörte wie die US-Botschaft, das Bundeswirtschaftsministerium und die Schöpflin-Stiftung zu den Förderen des Projektes, das somit für die Jugendlichen kostenlos angeboten werden konnte. Auch die Aufführung kostete die Besucher nicht mehr als einen symbolischen Euro Eintritt.
Über eine Stunde lang ließen die jungen Tänzerinnen und Tänzer dann ihr Publikum staunen über die ganz erstaunliche Versiertheit, die sie nach nur einer Woche gemeinsamen Trainings auf der Bühne zeigten. Die Choreografien wurden mit viel Ausdruck und Empathie für den Bühnenpartner gezeigt. Und ganz am Ende des Programms zeigten die Ausbilder und Trainer noch einmal selbst ihr professionelles Können – sie schienen von der Kraft des Projektes selbst beflügelt zu sein.“