Heidelberg, 16. Februar 2016. (red/nh) Sicherheit ist derzeit ein Thema, welches viele Menschen beschäftigt. Um diese zu gewährleisten wird der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) in Heidelberg aufgestockt. Der KOD wirkt ergänzend und präventiv neben der Polizei im öffentlichen Raum der Stadt. Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzer erläutert die Vorteile der “Konfliktlöser vom Dienst” und Dirk Geist erzählt von seinen Erfahrungen als langjähriger Mitarbeiter dieser städtischen Einrichtung.
Von Naemi Hencke
Der öffentliche Raum bedeutet für Bürgerinnen und Bürger einer Stadt Raum für Begegnung und Kommunikation. Dennoch hat die Offenheit auch seine Grenzen: “Wildpinkler”, illegale Abfallentsorgung und Ruhestörungen in der Nacht gehören zu den häufigsten Einsätzen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) der Stadt Heidelberg.
Insgesamt 7.000 Einsätze wurden im Jahr 2015 verzeichnet, davon etwa 4.600 nur in der Altstadt. 2.000 Fälle betrafen nächtliche Ruhestörungen, ausgelöst von lauten, oftmals alkoholisierten “Nachtschwärmern” oder Live-Veranstaltungen. 177 Einsätze gab es wegen “verbotenem Urinieren im öffentlichen Raum” und 116 Mal musste der KOD bei privaten Parties eingreifen.
Die Bedeutung des KOD
Die Sicherheit im öffentlichen Raum bewegt derzeit die Menschen wie kaum ein anderes Thema – auch in Heidelberg, wo der KOD aktuell auf 16 Stellen aufgestockt wurde. Am Montag richtete Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner ein Pressegespräch mit Journalisten aus – und ist überrascht, wie groß der Andrang ist: Sieben Pressevertreter von sechs verschiedenen Medien sind anwesend.
Wir haben uns heute ein wichtiges Thema vorgenommen. Sicherheit kann nur durch Zusammenarbeit und verlässliche Partner gewährleistet werden,
sagte Dr. Würzner. Natürlich stünde die Polizei an erster Stelle. Diese zu koordinieren, sei jedoch Aufgabe der Landespolitik. Daneben könne auch die Stadt Heidelberg ihren Teil dazu beitragen – ein besonders bedeutender Baustein sei dabei der Kommunale Ordnungsdienst. Darum sei es wichtig, auch auf kommunaler Ebene präventive Maßnahmen für die Sicherheit der BürgerInnen sicherzustellen – dort wo es die Polizei nicht selbst täte.
Der KOD leistet einen wirksamen Beitrag zum Erhalt einer attraktiven und lebenswerten Stadt. Nach unserer Erfahrung sorgt das Team allein schon durch seine Präsenz dafür, dass sich die Heidelberger Bürgerinnen und Bürger sicherer fühlen,
so Oberbürgermeister Dr. Würzner.
Seit 2008 ist der Kommunale Ordnungsdienst in Heidelberg aktiv. Gestartet war das Team mit sechs MitarbeiterInnen. Seitdem wurde der KOD kontinuierlich und qualifiziert ausgebaut. Nun ist er auf 16 Beschäftigte aufgestockt worden – davon sind sieben derzeit noch in der Ausbildungs-, beziehungsweise in der Einarbeitungsphase.
Konfliktlöser vom Dienst
Dirk Geist, langjähriger Mitarbeiter des KOD Heidelberg, berichtet ausführlich von seinen Erfahrungen. Vorrangiges Ziel dieser “Konfliktlöser vom Dienst” sei es zunächst zu deeskalieren. Sie sollen Präsenz zeigen, präventiv kontrollieren und kritische Situationen “besonnen” klären.
Die Mitarbeiter/innen des KOD sind der Polizei untergeordnet und haben demnach nicht die gleichen Befugnisse. Beispielsweise dürfen sie Verwarnungen aussprechen und Verwarnungsgelder erheben sowie Bußgeldverfahren einleiten. Zudem darf der KOD Personen anhalten und befragen und Personalien feststellen, Platzverweise aussprechen, Gegenstände sicherstellen und ebenfalls beschlagnahmen.
Zu den wichtigsten Aufgaben des Kommunalen Ordnungsdienstes gehört außerdem der Jugendschutz: Vor allem im Bezug auf Alkohol- und Tabakmissbrauch sowie die Wahrung der nächtlichen Ruhe. Oberbürgermeister Dr. Würzner bemerkte, dass es immer mehr Störungen durch Obdachlose gebe. Alleine im vergangen Jahr habe das 315 Einsätze verursacht.
Die Frühschicht habe mit ganz anderen Konflikten umzugehen als die Abendschicht, erzählt Dirk Geist. So müssten sie Hundehalter an die Leinenpflicht erinnern und ebenso, dass die Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer “Lieblinge” mitnehmen. Der Friedhof in Kirchheim würde regelmäßig “bestreift”, ebenso Schulen im Stadtgebiet.
Auch der Verkehr in der Altstadt müsse kontrolliert werden. Die Tagschicht beginnt um 07:00 Uhr. An Wochenenden sind die Mitarbeiter des KODs bis spätestens 05:30 Uhr mit drei Teams unterwegs – hier gebe es hauptsächlich Probleme durch die Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum.
Die eingeführte Verlängerung der Sperrzeiten im vergangenen Jahr habe keine nächtliche Entspannung gebracht, so Dirk Geist. Es gebe jetzt zwar keine Lärmspitzen mehr um 03:00 Uhr morgens, wenn die Bars schließen. Aber:
Jetzt gibt es Lärm bis morgens die Kehrmaschine kommt.
Es bleibt abzuwarten, ob sich diesbezüglich wieder etwas ändern muss. Dazu Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner:
Die Öffnungszeiten sind noch einmal eine andere Debatte, die wir in Ruhe führen müssen. Es gibt sehr viele Faktoren, die hierbei beachtet werden müssen. Beispielsweise auch, bis wann harte Spirituosen ausgeschenkt werden. Wir werden diese Fragen in den kommenden Wochen im Gemeinderat angehen.