Mannheim/Rhein-Neckar, 11. August 2013. (red/ae) Einmal im Jahr ist Mannheim im Ausnahmezustand. Die Stadt füllt sich mit bunt gekleideten Menschen, Drag-Queens schlüpfen in ihre schönsten Kleider und die Regenbogenflagge wird gehisst. Es ist Christopher Street Day.
Von Alina Eisenhardt, Fotos: Christopher Horn
27. Juni 1969: Homosexuelle wehren sich in der New Yorker Christopher Street mit der Stonewall Rebellion erstmalig gegen die Polizeiwillkür. Es kommt zu tagelangen Straßenschlachten zwischen den Opfern und den Ordnungskräften.
Mit der schrillen Christopher-Street-Day-Parade will die lesbisch-schwule Community unter anderem an dieses bahnbrechende Ereignis erinnern – aber vor allem soll an die grausame Unterdrückung von Homosexualität in der Gesellschaft erinnert werden. Denn auch in der heutigen Gesellschaft, in der Akzeptanz gepriesen wird, haben viele Schwule, Lesben und Transvestiten mit Intoleranz zu kämpfen.
Vergangenen Samstag, am 10. August, war es wieder soweit. 41 Gruppen, Vereine und Parteien nahmen an der diesjährigen Christopher Street Day-Parade teil, um für mehr Gleichberechtigung zu demonstrieren. Die Veranstaltung stand unter dem Motto “Gleiches Recht für Dich und Mich”. Thema war die Forderung nach der Erweiterung des Grundgesetzartikels 3 um das Merkmal der sexuellen Identität.
“Das die sich nicht schämen!”
Gleich zu Beginn der Parade sehe ich eine kleine Gruppe von demonstrierenden, altmodischen Christen – aber in der Masse der CSD-Teilnehmer gehen sie unter. Sie wurden einfach ignoriert. Im Vorbeilaufen höre ich einen Mann zu seiner Frau sagen: “Dass die sich nicht schämen!”
Doch Mannheim setzt ein Zeichen – intolerant gegenüber Intoleranz. Sie feiern, sie sind schrill, die Menschen sind voller Lebensfreude. Es ist schön, extravagant, besonders. Die vermeintlichen Heteros überwiegen, das Publikum ist durchmischt von jung bis alt. Man hat den Eindruck, dass 1969 erinnert wird – umso mehr Freude macht die Demonstration.
Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 85.000 Zuschauer, um sich die schrille, lustige und lebensfrohe Parade anzuschauen – das sind 5.000 Besucher mehr als vergangenes Jahr. Die Zahlen zeigen, was längst selbstverständlich sein sollte: Toleranz und Akzeptanz wachsen stetig.
“Ich mache bei der Parade mit, weil ich für gleiche Rechte bin und keine Diskriminierung will. Nicht mehr, und nicht weniger”, sagte Esther Abruzzi, Teilnehmerin des CSD.
Jung und Alte, Schüchterne und Extrovertierte, Homosexuelle und Heterosexuelle: Sie alle versammelten sich, um ein Zeichen für mehr Toleranz und Respekt zu setzen – eine Aufforderung zur Nächstenliebe.”
Viel Freude mit den Fotos! 😀