Mannheim/Rhein-Neckar, 15. Dezember 2013. (red/ld) Céline Dion und Marge Simpson, geborene Bouvier, sind ihre großen Vorbilder: Als Damie und Divar nimmt Céline Bouvier kein Blatt vor den Mund, flirtet „gaaaanz unauffällig“ mit ihrem Publikum und lässt keinen Skandal aus. Im Rhein-Neckar-Theater auf dem alten Seilwolf-Gelände zeigte sie nun in „Miststück Reloaded“ ein Best-Of ihres Travestie-Künstlerinnen-Lebens.
Von Lydia Dartsch
„Hat die schöne Beine“, hört man es mehr als einmal aus dem Publikum neidvoll über Céline Bouvier seufzen. 1,19 Meter sind die laut ihrer Besitzerin lang und sie stehen stets auf skandalös hohen Absätzen. An ihren acht Kleidern ist kein Quadratmilimeter ohne Pailletten und ihr Kopfschmuck sieht aus als könnte er allein durch die vielen Federn sämtliche Gewichtsprobleme lösen – die man ihr nicht nachsagen kann und es schon gar nicht tun sollte.
Denn der „harmlose, süße Fratz“ als den sie sich vorstellt, ist sie keinesfalls. Messerscharf kommt alle Kritik zurück. Dann trifft es vor allem diejenigen, die am lautesten lachen, beispielsweise als sich das Miststück auf der Bühne die Brusteinlagen im Glitzerkleid richtet. Mademoiselle Bouvier schaut auf, fixiert ihr Opfer, hebt eine Augenbraue und lästert zurück:
Ich sehe doch von hier oben, dass Du Dir den Ausschnitt mit Taschentüchern ausgestopft hast.
Das Publikum feixt, kichert und bricht schließlich in Applaus und Jubel aus. Das Miststück lässt sich feiern. Sie flirtet mit ihrem Publikum, besonders mit einem glatzköpfigen Mann in der ersten Reihe, der „leider“ mit seiner Partnerin da ist.
Gut zwei Stunden lang gibt Céline Bouvier die Anekdoten ihrer Karriere als Travestie-Künstlerin zum Besten. Wie viele Jahre die schon geht? Darüber darf das Publikum bis zum Schluss rätseln. Leider ereilt sie stets ein Hustenanfall, wenn es um das empfindlichste Thema im Leben einer Frau geht – vom Gewicht mal abgesehen: Das Alter. Das kennt nur sie:
24 – höher lass ich mich nicht handeln.
Vom Anfang bis zum Ende kichern die Menschen. Sie lachen, jubeln, kreischen vor Freude über die schrille Diva, der bei aller realistischen Boshaftigkeit dann doch noch ein Kompliment entfährt: Für einen Samstagabend seien sie ein super Publikum.
Hätte sie die Wahl zwischen ihnen und einer Karibikkreuzfahrt, falle ihre Wahl eindeutig aus, sagt sie:
Ich würde Euch alle so vermissen.
Céline Bouvier, gespielt von Markus Beisel, ist bekannt in der Region. Seit dem Jahr 1999 steht sie auf der Bühne. Sie spielte das „Diven Delirium“, „Weiberabend“ und ihre „Wechseljahre“.
Markus Beisel ist gleichzeitig Intendant, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Rhein-Neckar-Theaters, das er vor gut einem Jahr auf dem ehemaligen Seilwolf-Fabrikgelände gegründet hat. Hauptsächlich Künstler aus der Region treten hier auf. Unter ihnen Marion La Marché, Michael Hanreich oder Tatjana Lerchbaumer.
Umgeben vom Charme einer alten Industriehalle produziert Markus Beisel hier Variété-, Musik- und Travestieshows wie „Die Dornröschen-Diät“ oder „Herkloppä“, das am 21., 27. und 28. Dezember zu sehen ist. In diesem Jahr außerdem noch das Gastspiel von „Grimm trifft Grimm“ auf dem Spielplan. Und nicht zu vergessen zur Weihnachtszeit: „Oma Inges Kaffeekränzchen“. Für Miststück reloaded gibt es heute Abend noch Karten an der Abendkasse.