Ludwigshafen, 11. Juli 2015. (red/cb) Das Kinder- und Jugendtheater Speyer präsentierte gestern eine Musikalische Lesung im Ludwigshafener Pfalzbau. Passend zum Kultursommer Rheinland-Pfalz, der in diesem Jahr unter dem Motto “Helden und Legenden” steht las Jürgen Flügge “Die Legende vom heiligen Trinker”. Unterstützt wurde er dabei von der Sachs-Band und der Sängerin Carolin Greim. Ein unterhaltsamer und harmonischer Abend.
Von Carolin Beez
Es st eine Geschichte über Wunder und über Ehre, welche die Zuschauer gestern Abend im Theater Pfalzbau zu hören bekamen. Der Regisseur und Schuapieler Jürgen Flügge steht vorne auf der Bühne und beginnt zu lesen. Schnell wird es im Gläsernen Foyer des Theaters sehr still. Die Zuschauer lehnen sich in ihren Stuhl zurück. Einige schließen die Augen und hören lediglich die Stimme des Lesers wie in einem Hörspiel.
Mit ruhiger Stimme erzählt Jürgen Flügge die Legende von Andreas – dem heiligen Trinker. Joseph Roth schrieb diese Geschichte im Jahr 1939 kurz vor seinem eigenen Tod und erzählt darin in heiterer Sprache von dem Pariser Clochard Andreas, der in den Tag hineinlebt und seiner Lieblingsbeschäftigung – dem Trinken – nachgeht.
Ein hoffnungsloser Trinker?
Doch dann begegnet er auf der Straße einem eleganten Mann, von dem er wie durch ein Wunder mehr Geld geschenkt bekam, als er sich zu träumen wagte. Lediglich eine Bedingung war an die Gabe des Mannes geknüpft und zwar sollte Andreas das Geld der Kapelle der “kleinen heiligen Therese von Lisieux” am nächsten Sonntag zurückzahlen.
Mit 200 France in der Tasche macht sich Andreas auf den Weg in die nächst beste Taverne und vertrinkt sein Geschenk an nur einem Abend. Auf der folgenden Odysee durch Paris begegnet Andreas einer Reihe von Menschen. Er gelangt durch Zufälle oder Gutmütigkeit an immer mehr Geld und vertrinkt es dann wieder. Im Hinterkopf schwirrt ihm immer das Wissen, dass er das Geld noch zurückzahlen müsse. Doch es gelingt ihm nicht.
Der Autor – Ein Trinker
Und gerade als er das Geld endlich zusammen hat, da stirbt Andreas. Er fällt einfach um. Man bringt ihn in die Sakristei und dort bringt er mit seinen letzten Worten “Fräulein Therese!” hervor.
Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod
mit diesem Satz beendet Joseph Roth seine Erzählung. Und machte damit wahrscheinlich auch Andeutungen auf seinen eigenen Gemütszustand. Er starb nur kurz nach der Veröffentlichung seines Textes.
Der Protagonist Andreas hatte es als eine Art Antiheld mit seinem letztem Atemzug geschafft das Geld an die “Kleine Therese” zu übergeben. Die Geschichte trotzt von Anfang bis Ende nur so von charmanten Umschreibungen und Selbstironie, sodass die rund 100 Zuschauer oftmals zu lächeln und lachen begannen.
Musikalische Unterstüzung
Die Stimmung wurde außerdem durch die vierköpfige “Sachs-Band” mit Saxophon, Klavier, Gitarre und Schlagzeug vom Hessischen Landestheater Marburg und von der Sängerin Carolin Grein hochgehalten. Mit neuen Arrangements von Olaf Roth und den melancholischen Texten des amerikanischen Musikers und Poets Tom Waits unterstützen sie die Lesung von Herrn Flügge und ließen die Zuschauer so weiter in die Welt des Trinkers eintauchen.
Die Musik harmonierte durch seichte Saxophonklänge und passenden Texten sehr gut mit dem Vorgetragenen. Beides ging beinahe nahtlos ineinander über, sodass beides zusammen eine ganz eigene Atmosphäre erzeugte. Insgesamt war es also ein ruhiger und trotzdem sehr unterhaltsamen Abend, der.